Die Reaktoren von Helion sind klein und schnell aufgebaut.

Die Reaktoren von Helion sind klein und schnell aufgebaut.

© Helion Energy

Science

US-Start-up will 2028 Fusionskraftwerk in Betrieb nehmen

Das US-Start-up Helion Energy will 2028 seinen ersten Fusionsreaktor in Betrieb nehmen. Dieser soll eine Leistung von 50 Megawatt haben und hat auch bereits einen prominenten Kunden: Microsoft. Der Software-Konzern erklärt sich nämlich bereit, den Strom aus der Kernfusion zu kaufen. Es ist der erste Deal des Tech-Giganten mit einem solchen Unternehmen, berichtet Bloomberg.

Alternativer Kernfusionsansatz

Helion arbeitet momentan an seinem 7. Prototyp und erwartet, bereits 2024 Energie produzieren zu können. Bis 2028 soll eine funktionierende Anlage mit einer Leistung von 50 Megawatt folgen. Zum Vergleich: Die größten momentan gebauten Offshore-Windräder kommen auf eine Leistung von rund 15 Megawatt, Anlagen mit 18 Megawatt befinden sich in Planung.

Helion setzt bei der Energieerzeugung nicht auf herkömmliche Modelle wie Tokamak oder Stellarator, sondern setzt auf ein gepulstes Verfahren. Dabei werden 2 Brennstoffwolken zu einem Plasma erhitzt, mit hoher Geschwindigkeit aufeinander geschossen und dabei so stark verdichtet, damit eine Fusionsreaktion ausgelöst wird. Dieser Prozess soll einmal pro Sekunde ablaufen.

Als Brennstoff nutzt Helion eine Kombination aus dem Wasserstoffisotop Deuterium und einem Helium-Isotop. Dadurch wird die Anlage deutlich weniger radioaktiv. Das benötigte Helium-Isotop Helium3 ist jedoch äußerst selten. Helion stellt es mittels eines patentierten Verfahrens aus einer Deuterium-Seitenreaktion in einer eigenen Anlage her. Bei dieser Reaktion entsteht auch das Wasserstoff-Isotop Tritium, das mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren ebenfalls teilweise zu Helium3 zerfällt, welches wieder für die Kernfusion genutzt werden kann.

Kritik an Helion

Ob Helion Energy mit diesem Ansatz allerdings wirklich mehr Energie erzeugen kann, als bei der Herstellung des Brennstoffes und für den Reaktor gebraucht wird, ist noch unklar. Für Kritik sorgt etwa der Brennstoffmix, der deutlich höhere Energie und Temperaturen für eine Fusion benötigt als der herkömmliche Brennstoffmix aus Deuterium und Tritium.

Außerdem gab Helion bereits in der Vergangenheit an, kurz vor einem funktionierenden Fusionsreaktor zu stehen. So hätte die 50-Megawatt-Anlage bereits 2021 fertig sein sollen, wie das Unternehmen 2018 angab.

Kommerzielle Kernfusion noch unerreicht

Bisher gelang es keinem Unternehmen, kommerziell erfolgreich Kernfusion zu betreiben. Nichtsdestotrotz erklärte Brad Smith, stellvertretender Vorsitzender und Präsident von Microsoft, dass das Unternehmen "optimistisch ist, dass die Fusionsenergie eine wichtige Technologie sein kann, um der Welt den Übergang zu sauberer Energie zu erleichtern".

Der Deal mit Helion soll Microsoft dabei helfen, bis 2030 CO2-neutral zu werden. Die Energie des Fusions-Unternehmens trägt allerdings nur einen kleinen Teil bei. Microsofts Stromabnahmeverträge für grüne Energie belaufen sich derzeit auf 13,5 Gigawatt, also fast 300 Mal so viel.

Microsoft investiert in CO2-Capturing

Helion ist zudem nicht das einzige Unternehmen, in das Microsoft investiert. Der Tech-Gigant finanziert zudem Start-ups, die CO2 aus der Luft entfernen. Das Unternehmen bezahlte 2022 für die Entfernung von 1,4 Millionen Tonnen CO2 und will bis 2030 5 Millionen Tonnen erreichen. Microsoft will zudem auch selbst Emissionen einsparen, wo es geht. So gingen die Gesamtemissionen des Unternehmens 2022 um 0,5 Prozent zurück - bei einem Geschäftswachstum von 18 Prozent.

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