So erlernt eine KI den menschlichen Weingeschmack
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Als Amateur-Alkohol-Genießer*in steht man schon mal verloren vor dem Weinregal und fragt sich: „Und welcher schmeckt mir jetzt?“ War man so klug, sich zu merken, welche Flasche das letzte Mal gemundet hat, kann man per App ähnliche Tropfen anzeigen lassen.
Doch diese Wein-App-Algorithmen verzichten auf einen wichtigen Parameter: den menschlichen Geschmack. Ein dänisches Forschungsteam hat deshalb ausprobiert, wie man den menschlichen Geschmack so digitalisieren kann, dass eine Künstliche Intelligenz (KI) die Daten nutzen kann.
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Blindverkostung mit ähnlichen Geschmäckern
Für das Experiment namens WineSensed wurden Blindverkostungen mit 256 Personen und über 100 Weinen durchgeführt. Die Proband*innen waren allesamt Amateure, also keine geschulten Weinverkoster*innen oder gar Sommeliers.
Sie sollten nicht beurteilen, ob ihnen ein Wein schmeckt. Ihre Aufgabe war es, jeweils 5 Weine zu probieren und dann zu beurteilen, welche für sie am ähnlichsten schmecken. Dazu wurden Sticker auf ein A3-Papier geklebt, die jeweils die 5 Weine repräsentieren. Je weiter entfernt die Sticker zueinander liegen, desto unterschiedlicher der Geschmack.
Die Forschenden haben danach die A3-Blätter abfotografiert und mittels Bilderkennung die Abstände zwischen den Stickern ermittelt. Daraus ergab sich am Schluss ein Datensatz mit mehr als 5.000 Weinpaaren und deren geschmackliche Ähnlichkeit bzw. Entfernung.
Algorithmus liefert bessere Empfehlungen
Diese Daten wurden mit denen der Wein-App Vivino zusammengeführt. Die App enthält u. a. Testberichte von User*innen, sowie Herkunft, Alkoholgehalt und Preis des Weins. Diese Daten, kombiniert mit denen der Verkostung, ergaben laut den Forschenden einen Algorithmus, der viel genauer vorhersagen konnte, ob ein Wein der User*in schmecken wird.
Die User*in gibt dazu lediglich in der App den Namen eines Weins ein, der ihr geschmeckt hat, bzw. fotografiert das Label ab. Der Algorithmus schlägt dann ähnlich schmeckende Weine vor und bei Wunsch auch solche, die ähnlich viel kosten.
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Auch für Kaffee und Bier anwendbar
Mit WineSensed wollten die Forschenden zeigen, dass man der KI Daten über den menschlichen Geschmack zur Verfügung stellen kann. Ihnen zufolge könnte man das nicht nur mit Wein machen, sondern auch mit Bier oder Kaffee. Denn die Verortung ähnlich schmeckender Speisen oder Getränke ist eine gängige Methode in der Lebensmittelindustrie. Man müsste also lediglich den Algorithmus mit anderen Datenbanken kombinieren.
Ebenso könnten sie sich vorstellen, dass ihr Modell weiterentwickelt wird, um Ähnlichkeiten beim Geschmack von Nahrungsmitteln zu finden. So könnte man in Zukunft etwa im Pflegebereich Gerichte von der KI zusammenstellen lassen, die nicht nur auf die Nährwertbedürfnisse der Patient*innen abgestimmt sind, sondern auch auf deren bevorzugten Geschmack.
Sie stellen auf Github die Daten zum Projekt WineSensed zur Verfügung. „Ich hoffe es gibt jemanden, der darauf aufbauend neue Projekte machen möchte“, sagt Thoranna Bender von der Technischen Universität von Dänemark.
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