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© APA/AFP/ESA/HANDOUT / HANDOUT

Science

Erster "Livestream" vom Mars findet heute statt

Die Raumsonde Mars Express kreist nun schon seit 20 Jahren um den Nachbarplaneten der Erde. Zum Jubiläum hat sich die europäische Raumfahrtagentur ESA etwas Besonderes einfallen lassen. Sie will den ersten "Livestream" vom Mars durchführen. Er soll heute um 18:00 mitteleuropäischer Sommerzeit starten und eine Stunde lang dauern. Übertragen wird er auf dem YouTube-Kanal der ESA.

Alle 50 Sekunden ein neues Bild

"Live" steht dabei unter Anführungszeichen, weil die Distanz zwischen Erde und Mars momentan so groß ist, dass es 17 Minuten dauert, bis ein Bild von einem Planeten zum anderen übertragen wird. Eine weitere Minute kommt durch die Verarbeitung und Übertragung auf der Erde dazu, sodass das jeweils aktuellste Bild den Mars vor 18 Minuten zeigt. Alle 50 Sekunden kommt ein Bild-Update, wie die ESA beschreibt.

Kleine Kamera mit großer Ausdauer

Die Aufnahmen stammen von der Visual Monitoring Camera (VMC) an Bord von Mars Express. Die kleine Kamera hat eine eigene heroische Geschichte. Ursprünglich sollte sie lediglich das Abtrennen des Beagle 2 Landemoduls vom Mars-Express-Orbiter filmen. Das geschah am 19. Dezember 2003. Anschließend wurde die Kamera abgeschaltet. 2007 hat die ESA die Kamera reaktiviert, vor allem für PR-Aktionen. Die Kamera wurde zur "Mars Webcam" und bekam ihre eigene Flickr-Seite. Sie hatte auch ein Twitter-Profil, nun ist sie aber bei Mastodon.

Über die Jahre erlangten die Aufnahmen der VMC auch wissenschaftliche Bedeutung. Auf ihren Bildern wurde etwa erstmals eine langgezogene Wolke entdeckt, die sich über einem 20 Kilometer hohen Vulkan am Mars gebildet hatte. Dass die Kamera immer noch funktioniert, ist für die ESA erfreulich. "Es ist aber eine alte Kamera, die eigentlich nur einen technischen Zweck hatte", sagt James Godfrey, Spacecraft Operations Manager in der ESA Mission Control in Darmstadt.

So "jetzt" wie möglich

So etwas, wie der Livestream vom Mars, sei noch nie zuvor versucht worden, "und um ehrlich zu sein, sind wir uns nicht 100-prozentig sicher, ob es funktionieren wird", sagt Godfrey. "Aber ich bin recht optimistisch. Normalerweise sehen wir Bilder vom Mars und wissen, dass sie Tage zuvor aufgenommen wurden. Ich freue mich darauf, den Mars so zu sehen, wie er jetzt ist - oder zumindest so 'jetzt' wie möglich."

Livestreams aus dem Tiefen All gibt es nicht oft. In der Geschichte der Raumfahrt habe es nur wenige Beispiele dafür gegeben. Eines der jüngsten war die DART-Mission der NASA, bei der live übertragen wurde, wie die Raumsonde in den Asteroiden Dimorphos krachte. Bei anderen Weltraummissionen wurden einzelne Bilder besonders rasch übertragen, einen einstündigen Livestream gab es allerdings nie zuvor.

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