Analog-Astronaut in Raumanzug in Wüste mit Robotern

Mars-Analog-Missionen sind wichtig, um Schwierigkeiten bei echten Weltraummissionen schon lange im Vorhinein zu erkennen

© ÖWF/Zanella-Kux

Science

Leben und Arbeiten wie am Mars in der israelischen Wüste

Drei Jahre nach dem letzten Projekt im Oman führt das Österreichische Weltraumforum gemeinsam mit Partnern erneut eine Mars-Analog-Mission durch. AMADEE-20 hätte, wie der Name schon sagt, eigentlich im Vorjahr stattfinden sollen. Am 4. Oktober kann die lange geplante Forschungsexpedition nun endlich starten. Schauplatz ist die israelische Negev-Wüste, genauer gesagt der Machtesch Ramon, ein 40 Kilometer langer Erosionskrater, in dem geologische Bedingungen herrschen, die der Marsoberfläche ähneln.

3 Wochen in Isolation

Das Besondere an AMADEE-20 ist, dass 6 Analog-Astronaut*innen, 5 Männer und eine Frau, ab 11. Oktober 3 Wochen lang isoliert in einem Habitat verbringen werden. Dort werden sie leben und arbeiten und das Habitat nur in Raumanzug-Simulatoren verlassen, um insgesamt 25 Experimente für Forscher*innen aus 25 Ländern durchzuführen.

"Das Habitat ist ungefähr so groß wie 4 bis 5 Schiffscontainer und in verschiedene Bereiche aufgeteilt", erklärt Sophie Gruber vom Österreichischen Weltraumforum (ÖWF), die AMADEE-20 gemeinsam mit ÖWF-Direktor Gernot Grömer leitet. "Es gibt einen Arbeitsbereich, wo die Raumanzüge angezogen und gesammelte Daten verarbeitet werden. Und es gibt einen Schlafbereich, eine kleine Werkstatt und einen Sanitärbereich. Es ist nicht sehr luxuriös." Geschlafen wird etwa nicht in eigenen Zimmern, sondern in Schlafkojen.

Zahlreiche Experimente

Der einzige Draht zur Außenwelt ist die Verbindung mit dem Mission Support Center in Innsbruck. Um realistische Bedingungen für die Kommunikation zwischen Erde und Mars widerzuspiegeln, sind nur Textnachrichten erlaubt und es gibt eine künstliche, 10-minütige Verzögerung. Wie ähnliche Isolationsexperimente gezeigt haben, wird dies für die Versuchsteilnehmer*innen eine herausfordernde Situation sein. Die psychischen Auswirkungen werden in mehreren Experimenten untersucht.

Im Habitat wird auch untersucht, wie sich das Mikrobiom der Analog-Astronaut*innen durch die Isolation verändert. Daneben wird es eine Reihe von technischen Experimenten geben. U.a. wird es einen Rover geben, der autonom durch die Wüste fahren soll. Technik zur Suche nach Lebensspuren ist im Allgemeinen stark vertreten. Die Universität Klagenfurt, die auch an der Entwicklung der Mars-Drohne Ingenuity beteiligt war, tüftelt in der Negev-Wüste an der Verbesserung seiner kamerabasierten Navigation für Drohnen.

D-MARS Habitat in der Negev-Wüste

D-MARS hat bereits Isolationsexperimente mit einem Habitat in der Negev-Wüste durchgeführt

Helfer in Sichtkontakt

Die beteiligten Forschungsinstitutionen können die Experimente nur aus der Ferne beobachten. Mit den Analog-Astronauten wird während der 3-wöchigen Isolationsphase keine andere Person in Kontakt kommen. In Sichtweite wird es allerdings Helfer geben, die den Analog-Astronaut*innen bei Notfällen während ihrer "Extra-Vehicular Activities" (EVA) außerhalb des Habitats beistehen.

Weitere Missionen sind gewiss

Die Partner des ÖWF bei AMADEE-20 sind die israelische Weltraumorganisation ISA, sowie D-MARS, eine Forschungsorganisation, die bereits Isolationsexperimente in der Negev-Wüste durchgeführt hat. Die diesjährige AMADEE-Ausgabe wird mit Sicherheit nicht die letzte sein, ist Sophie Gruber überzeugt: "Bis wir am Mars landen und ein Habitat errichtet haben, wird die Analog-Forschung noch viel zu tun haben. Aber auch wenn die Menschheit einmal am Mars gelandet ist, gibt es viel zu erforschen, etwa wie man längerfristig dort wohnen, den Planeten kolonisieren und Ressourcen nutzen kann."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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