Mars besonders gut sichtbar: So beobachtet man Himmelskörper
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
In den kommenden 2 Wochen strahlt der Mars besonders hell am Nachthimmel. Zu finden ist er ganz leicht mit bloßem Auge. Er steht halbhoch im Süden und kann besonders gut zwischen Mitternacht und 1:30 Uhr gesehen werden. Heute, am 6.10., ist er der Erde besonders nahe, am 14.10. wird er von der Sonne angestrahlt und erscheint besonders hell am Himmel. Nach dem Kometen Neowise ist das ein weiterer Grund für viele, sich intensiver mit der Sternenbeobachtung zu beschäftigen. Wir haben Tipps für Einsteiger gesammelt, die mehr als den Mars sehen wollen.
Orientierung am Sternenhimmel
Der erste Schritt, Planeten oder Sterne zu beobachten, ist eine Orientierungshilfe zu finden, mit der man auch gut umgehen kann. Das ist zuallererst ein Kompass, damit man die Himmelsrichtungen findet – dafür gibt es zahlreiche kostenpflichtige und kostenlose Apps für iOS und Android. Alexander Pikhard von der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA) empfiehlt, für die Bestimmung von Himmelskörpern ganz klassisch, eine drehbare Sternenkarte zu nutzen. Die gibt es in jeder größeren Buchhandlung. Planeten findet man damit allerdings nicht, dafür kann man sich aber ein Astronomisches Jahrbuch besorgen.
Wer mit den analogen Hilfsmitteln nicht so gut zurechtkommt, kann auch auf eine von vielen Apps ausweichen, die extra für die Sternenbeobachtung entwickelt wurden. Inzwischen ist der Markt hier aber so überschwemmt, dass es gar nicht so leicht ist, eine wirklich gute App zu finden. Häufig sind sie sehr überfordernd und so vollgepflastert mit Informationen, dass sie eher hinderlich als hilfreich sind. Pikhard empfiehlt, Stellarium (ab 2,99 Euro für iOS, Android), Sky Safari (In-App Käufe ab 1,09 Euro für iOS, Android) oder Mobile Observatory (kostenlose Version, Android) zu testen. Alle 3 Apps bieten auf den persönlichen Standort bezogene Informationen zum Nachthimmel, Beobachtungstipps und weiterführende Informationen zu den Himmelskörpern. Mit Sky View (kostenlos für iOS, Android) kann man den Nachthimmel via Augmented Reality absuchen.
Geeignetes Fernglas
Um sich am Himmel zu orientieren, reicht natürlich erst einmal das bloße Auge. Wer genauer hinschauen möchte, kann sich auch ein Fernglas zulegen. Das mag keine riesige Vergrößerung bringen, macht aber Objekte sichtbar, die man sonst nicht erkennen würde, weil sie nicht hell genug sind. Durchsucht man Online-Shops nach geeigneten Gläsern, wird man mit einer Flut an Angeboten überschwemmt.
Die Preise reichen von günstigen 20 Euro bis in die 10.000 Euro. Hier gibt es laut Pikhard eine Zahl, auf die man achten sollte: die Vergrößerung mal Objektivdurchmesser: „Gerade für Einsteiger haben sich Ferngläser mit 10 x 50 als gut herausgestellt. Damit sieht man schon einiges und man kann es noch in der Hand halten.“ Solche Gläser sind bereits zwischen 50 und 500 Euro zu haben.
Wer doch zu einem größeren Fernglas greifen möchte, der braucht in der Regel ein Spezialstativ, denn die Gläser können schnell mal 10 Kilogramm wiegen. Normale Fotostative sind hier nicht geeignet, erklärt Pikhard. Da man bewegliche Objekte beobachtet wie etwa den Mars, muss das Stativ in der Lage sein, die Drehung der Erde auszugleichen. Um die Oberfläche des Planeten wirklich zu sehen, müsse man schon zu einem Fernrohr greifen, was natürlich mit mehr Aufwand verbunden ist. Mit einer 80-fachen Vergrößerung könnte man dann den Roten Planeten aber bereits so groß sehen wie den Mond mit bloßem Auge.
Jupiter, Plejaden und Galaxien
Das Fernglas gehört jedenfalls zum ständigen Begleiter vieler Sternenbeobachter, da einige Himmelskörper sich nur damit wirklich gut beobachten lassen. Laut Alexander Pikhard hat man so 2 bis 3 Jahre, bis man mit seinen Beobachtungen "durch" ist. So sieht man etwa die Plejaden, einen Sternenhaufen, der mit dem Fernrohr nicht so gut eingefangen werden kann, wie mit dem Fernglas. Auch der Jupiter und seine Monde Ganymed, Io, Europa und Kallisto lassen sich mit einem Fernglas gut beobachten. Venus und Merkur sieht man ebenfalls, allerdings nur in den Abend- und Morgenstunden.
Der größte Saturnmond, Titan, und den Uranus kann man ebenfalls mit einem Fernglas sehen. Wer Galaxien sehen möchte, kann sein Glück mit M81 und M82 versuchen. Auch der Doppelstern Regulus im Sternbild des Löwen und der Orionnebel sind hell genug, um sie mit einem Fernglas zu sehen. Natürlich lässt sich auch die Sonne beobachten, allerdings sollte man niemals mit bloßem Auge in die Sonne schauen, mit dem Fernglas schon gar nicht. Dafür gibt es spezielle Filter, die auf jeden Fall erforderlich sind.
Ein Ausflug erfordert Planung
Hat man sich eine Orientierungshilfe zugelegt und ein Hilfsmittel zur Beobachtung, ist der nächste Schritt, einen geeigneten Ort zu finden. Der Mars ist derzeit auch aus der Stadt gut zu sehen. „Er ist besonders auffällig, da um ihn herum sonst nur schwache oder mittelhelle Sterne stehen, die man aus der Stadt nicht mehr gut sehen kann“, erklärt Pikhard. Möchte man sich aber darüber hinaus mit dem Nachthimmel beschäftigen, muss man mindestens bis zum Stadtrand fahren.
Allerdings weist Pikhard darauf hin, dass man weitere Ausflüge gut planen sollte. Nicht überall darf man sich auch ohne Erlaubnis hinstellen und nicht überall ist es auch sicher, allein die Nacht zu verbringen, insbesondere wenn man sich nicht gut auskennt. Daher sollte man zuvor gründlich recherchieren oder sich einer Gruppe anschließen, die einen festen Platz aufsucht und möglicherweise Vereinbarungen mit den Besitzern des Geländes getroffen hat. Das hat auch noch weitere Vorteile: „Hat man etwas vergessen, etwas geht kaputt oder ein Akku geht leer, ist die Chance groß, dass man sich gegenseitig aushelfen kann. Außerdem kann man sich austauschen und das Equipment der anderen testen“, so Pikhard.
Gerade in den Herbst und Wintermonaten sollte man zudem sehr warm angezogen sein. „Bei der Sternenbeobachtung gibt es ganz besondere Kleidererfordernisse. Sportkleidung, etwa zum Skifahren, ist oft nicht geeignet. Sie ist dafür ausgelegt, dass man sich bewegt, schwitzt und so wärmt. Am besten bewährt hat sich für kalte Nächte Arbeitskleidung, die man normalerweise im Kühlhaus trägt“, erklärt Pikhard. Auch an Verpflegung, sollte man denken, etwa warme Getränke in einer Thermoskanne mitzubringen.
Sternenbeobachtung in Österreich
Wer vor der Lichtverschmutzung in der Stadt fliehen möchte, sollte sich gut über geeignete Standorte für nächtliche Beobachtungen informieren. Die WAA listet etwa auf ihrer Webseite geeignete Beobachtungsplätze in Wien und Umgebung, etwa die Kahlenberg-Terrasse und den Sternengarten Georgenberg.
Niederösterreich
Sternenweg Großmugl (Weinviertel)
Hohe Dirn (Nationalpark Kalkalpen)
Steiermark
Nationalpark Gesäuse (Steiermark)
Salzburg
Lungau (hier werden immer wieder geführte Touren angeboten)
Vega-Sternenwarte (Haus der Natur)
Oberösterreich
Tirol
Kommentare