Science

Mittlerweile 40 Jahre alt: Frage nach Sicherheit der ISS-Raumanzüge

Der italienische Astronaut Luca Parmitano erlebte bei einem ISS-Außeneinsatz vor fünf Jahren schlimme Momente: Erst funktionierte ein Kohlendioxid-Sensor seines Raumanzugs nicht mehr, dann spürte er Wasser am Hinterkopf. Schließlich lief Wasser über sein Gesicht. Die Konsequenz: Der Einsatz wurde abgebrochen und die Raumanzüge wurden minuziös inspiziert.

Zwar wurde eine verstopfte Pumpe als Ursache vermutet. Der Unfall offenbarte aber den kritischen Zustand der US-Raumanzüge, die auch von europäischen Raumfahrern für Außeneinsätze genutzt werden. "Die Raumanzüge, die die Astronauten derzeit auf der ISS benutzen, wurden vor mehr als 40 Jahren entwickelt und haben ihre eigentlich auf 15 Jahre angelegte Design-Lebensdauer weit überschritten", urteilte ein Experten-Team der US-Raumfahrtbehörde NASA.

Neue Raumanzüge werden entwickelt

"Das Leben der Astronauten hängt von Raumanzügen ab, die es ihnen ermöglichen, sicher in extremen Umgebungen zu arbeiten", heißt es in dem Untersuchungsbericht des NASA-Generalinspektors. Je älter die derzeitigen Raumanzüge werden, desto größer seien auch die Risiken. Die NASA entwickle derzeit zwar neue Anzüge, bis sie testbereit seien, könne es aber noch einige Jahre dauern.

Jeder Außeneinsatz-Raumanzug wiegt inklusive Handschuhe und Helm auf der Erde 127 Kilogramm - in der Schwerelosigkeit des Alls spüren die Astronauten das Gewicht nicht. Die Anzüge aus High-Tech-Material schützen die Astronauten gegen die extremen Temperaturen. Im Weltraum kann es zwischen minus 160 kalt und mehr als 120 Grad heiß werden. Die Anzüge sind weiß, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Gleichzeitig muss die Arbeitskleidung, die aus mehr als einem Dutzend Schichten besteht, den Raumfahrer vor gefährlichen Strahlen schützen.

Russen haben neues Modell

Das Anlegen der Anzüge nach einem genauen letzten Check dauert etwa eine Dreiviertelstunde und ist ohne Hilfe durch Kollegen nicht zu schaffen. Derzeit gebe es vier Raumanzüge an Bord der ISS, sagte NASA-Sprecher Kyle Herring. "Von der Größe her können sie an jeden Astronauten angepasst werden. Sie stammen aus der Ära der Space Shuttles und werden nach jedem Außeneinsatz gereinigt, getestet und wiederverwendet."

Die Russen setzen inzwischen auf ein neuwertiges Modell. Beim letzten Außeneinsatz wurden die ersten "Orlan-ISS"-Anzüge eingesetzt. Sie besitzen ein automatisches Kühlsystem. Ein Warnsignal zeigt an, wenn Flüssigkeiten austreten. Neue Materialien sollen den Raumanzug länger haltbar machen, verspricht die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos. Im kommenden Jahr wird ein weiterer russischer Anzug zur ISS geliefert.

Aktueller Außeneinsatz

Am Dienstag schwebten die zwei Kosmonauten Oleg Kononenko und Sergej Prokopjew mit den hochmodernen Anzügen im All. Ihr vierter beziehungsweise zweiter Einsatz stellte die Russen vor eine große Herausforderung: Sie untersuchten das winzige Leck an einer Raumkapsel, das im August einen leichten Druckabfall ausgelöst hatte. Nach acht Stunden kehrten sie mit Fotos, Videos und Proben zurück, auf der Erde untersucht werden sollen. Mit der beschädigten Kapsel, die als flugsicher eingestuft wurde, sollen der deutsche Astronaut Alexander Gerst und zwei Kollegen in etwa einer Woche zur Erde zurückkehren.

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