© spacecraft: ESA/ATG medialab; Jupiter: NASA/ESA/J. Nichols (University of Leicester); Ganymede: NASA/JPL; Io: NASA/JPL/University of Arizona; Callisto and Europa: NASA/JPL/DLR

Science

Jupiter, Starship und Dunkle Materie: Was uns 2023 in der Raumfahrt erwartet

Mit 2022 geht ein Jahr der historischen Weltraummomente zu Ende. Der Launch des James Webb Teleskop und die erfolgreich erste Artemis-Mondmission waren 2 große Highlights. Es ist also wenig verwunderlich, dass 2023 mit diesem hohen Tempo nicht wird mithalten können. Langeweile wird aber keinesfalls aufkommen. Webb liefert weiter beeindruckende Bilder und die ESA hat schon ein neues Weltraumteleskop in den Startlöchern.

JUICE

Eines der Flaggschiff-Projekte der ESA wird die JUICE-Mission sein. Die Sonde „Jupiter Icy Moons Explorer“ wird, wie ihr Name verrät, die Monde des Jupiters untersuchen. Die Oberflächen der 3 Eismonde Ganymede, Kallisto und Europa haben eine dicke Wassereisschicht. Darunter sollen Ozeane liegen und JUICE wird diese untersuchen.

Die Sonde wird in den nächsten Jahren die 3 Monde vergleichen und untersuchen, ob es dort Leben geben kann. Ganymed ist dabei das wichtigste Ziel der Mission. Er ist größer als Pluto und Merkur und damit der größte Mond in unserem Sonnensystem. Er hat als einziger ein eigenes Magnetfeld, das die Sonde genauer untersuchen wird.

Die Reise der JUICE-Sonde zum weit entfernten Jupiter wird bis 2031 dauern. Durch insgesamt 35 Fly-by-Manöver an Sonne, Erde, Mond und Venus muss erst Schwung aufgenommen werden, damit die 5,2 Tonnen schwere Sonde den Gasplaneten erreicht. 2035 endet ihre Mission mit einem geplanten Absturz auf Ganymed.

EUCLID

EUCLID ist sicher eines der spannendsten Wissenschaftsprojekte im kommenden Jahr. Es soll Dunkle Energie und Dunkle Materie untersuchen und blickt dafür bis 10 Milliarden Jahre in die Vergangenheit. Forscher*innen wollen mit EUCLIDs Daten beantworten, warum sich die Ausbreitung des Universums beschleunigt. Dafür wird die Struktur des Universums vermessen, indem Spektren von ungefähr 35 Millionen Galaxien zur Bestimmung von Entfernungen aufgenommen werden. Ergänzend werden 1,5 Milliarden Galaxien aufgenommen, um deren räumliche Verteilung und ihre internen Strukturen zu untersuchen.

Das Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck und das Institut für Astrophysik der Universität Wien sind von Beginn an Teil des EUCLID-Konsortiums. Sie steuern Beiträge zur wissenschaftlichen Nutzung der Daten und zum Bodensegment bei. Das muss die geschätzten 30 Petabyte an Daten verarbeiten, die das Teleskop senden soll. Diese Daten werden zusätzlich mit Aufnahmen von Bodenteleskopen kombiniert, was eine der größten Herausforderungen des Bodensegments sein wird.

Das Weltraumteleskop wird im Sommer 2023 in einen Orbit zum Lagrange Punkt 2 gebracht und leistet dort unter anderem dem James-Webb-Teleskop Gesellschaft. An Bord sind 2 Instrumente. Das erste ist ein Teleskop (VIS) mit einer Brennweite von 24,5 Metern und 3 Spiegeln, das sichtbares Licht einfängt. Das zweite ist der Nahinfrarotspektrometer NISP. EUCLID ist zwar ein ESA-Projekt, die NASA lieferte allerdings Bauteile für NISP. Benannt ist das Teleskop nach dem Mathematiker Euklid von Alexandria, der zirka 300 vor Christus die Geometrie begründete.

Starship

Die riesige Schwerlastrakete Starship von Elon Musks SpaceX wartet noch immer auf ihren ersten Flug. Um einen möglichen Start im Dezember 2022 wurde es schnell sehr ruhig, stattdessen wurden die Booster getestet.

Auch wenn es kein konkretes Datum gibt, dürfte der erste Testflug des Starships nicht mehr lange auf sich warten lassen. Geplant ist, dass die Rakete von der Starbase in Boca Chica, Texas, abhebt und in einem Orbit um die Erde fliegt. In der Nähe von Hawaii wird sie dann in den Pazifik stürzen. Insgesamt soll der Flug 90 Minuten dauern. Das Starship würde mit einem erfolgreichen Flug das Space Launch System der NASA von ihrem Thron als mächtigste Rakete der Welt stoßen.

Private Mondmissionen

Der Mond bleibt ein beliebtes Ziel, nicht nur für Raumfahrtagenturen. Astrobotics will den Lander Peregrine Anfang 2023 zum Mond starten. An Bord soll unter anderem der M-42 Strahlenmesser des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sein. Es soll die Strahlung am Erdtrabanten messen und den Belastungsgrad für Langzeitmissionen ermitteln.

Der Mondlander Peregrine

Ein weiteres US-Unternehmen strebt ebenfalls ihre erste Mondmission an. Die Mission IM-1 US-Unternehmen Intuitive Machines könnte nach vielen Verschiebungen im März 2023 mit einer Falcon-9-Rakete abheben. An Bord sind verschiedene wissenschaftliche Instrumente, die u.a. im Rahmen des Commercial Lunar Payload Services Programms der NASA zum Mond gebracht werden.

Earth Care

Die Sonde Earth Care soll die Wettervorhersage revolutionieren. Das Projekt der ESA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA wird die Erdatmosphäre genauestens untersuchen. Ausgestattet mit dem Atmospheric Lidar (ATLID) und dem Cloud Profiling Radar (CPR) sollen Wolken genauer untersucht werden.

Dafür werden Aerosole und andere Partikel in Wolken gemessen. Ziel ist es, mehr darüber zu erfahren, wie Wolken die Temperatur auf unserer Erde im Gleichgewicht halten.

Die Mission soll unser Verständnis von Wolken und der Atmosphäre verbessern. Das war auch Ziel der ursprünglichen Mission, doch mit Fortschreiten des Projekts stellte man fest, dass die Beobachtungen in Wettermodelle einfließen können. Sie sollen dabei helfen, Wettervorhersagen genauer zu machen.

Ariane 6

Die große neue europäische Rakete, Ariane 6, wartet schon lange auf ihren ersten Jungfernflug. Eigentlich hätte es dieses Jahr endlich so weit sein sollen. Die Entwicklung verzögert sich aber und nun plant man erst Ende 2023 mit dem ersten Start. Sie wird sowohl ihre Vorgängerin Ariane 5 als auch Flüge mit der russische Sojus-Rakete ersetzen.

Ariane 6 am Weltraumbahnhof in Kourou

Die Rakete ist zentral für das Vorhaben Europas, sich in der Raumfahrt unabhängiger zu machen. Desto länger sich der Start herauszögert, desto stärker muss man sich auf internationale Partner verlassen. Nachdem die Zusammenarbeit mit Russland in den meisten Bereichen beendet wurde, orientiert sich die ESA verstärkt Richtung USA.

Pretty

Auch Österreich mischt 2023 im Weltraum mit. Der kleine Klimasatellit PRETTY (Passive REflecTomeTry and dosimetry) wurde von der TU Graz und Beyond Gravity konstruiert und gebaut. Der CubeSat soll in einem ESA-Projekt ein neues Messverfahren anwenden. Er wird Eisbedeckungen, die Höhe der Meeresspiegel und die Intensität von Wellen messen. Die Daten sollen gerade an Küstenstädten hilfreich sein, die von Überflutungen gefährdet sind. 

Geplant ist, dass PRETTY an Bord einer Vega-C im März startet. Ob das nach dem misslungenen ersten kommerziellen Flug der neuen europäischen Rakete wie geplant stattfindet, ist aber fraglich. Noch ist nicht bekannt, warum es zu einer Fehlfunktion kam. Die Rakete musste zirka 2 Minuten nach dem Start kontrolliert zum Absturz gebracht werden (futurezone berichtete). Was das für die nächsten geplanten Starts bedeutet, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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