Restaurants und Fitnesscenter als Corona-Hotspots entlarvt
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Restaurants, Fitnessstudios, Kaffeehäuser und Hotels sind die gefährlichsten Corona-Superspreader-Orte. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung der Stanford University. Die Forscher werteten Milliarden von anonymisierten Handybewegungsdaten von 98 Millionen Menschen der zehn größten US-Städte aus. 57.000 öffentliche Orte, darunter auch Kirchen, Autohäuser und Bekleidungsgeschäfte, wurden berücksichtigt.
Restaurants als Superspreader Nummer eins
Die Entscheidung der österreichischen, aber auch der deutschen Regierung, Restaurants, aber auch Fitnesscenter im Zuge der zweiten Corona-Welle erneut vollständig zu schließen, ist in der Bevölkerung vielerorts auf viel Kritik gestoßen. Die am Dienstag im Fachmagazin Nature publizierten Daten der Stanford-Forscher suggerieren allerdings, dass die Maßnahmen vermutlich gerechtfertigt waren.
Denn die umfassende Analyse der US-Forscher hat ergeben, dass die Öffnung von Restaurants für den weitaus größten Anstieg an Infektionen in den USA verantwortlich war, gefolgt von Fitnessstudios, Cafés und Hotels. Indem die Wissenschaftler Bewegungsdaten mit tatsächlichen Infektionsraten zwischen 8. März und 15. April abglichen, konnten sie berechnen, dass nur 10 Prozent öffentlicher Orte für 80 Prozent der Infektionen verantwortlich waren.
Warnung vor verfrühten Öffnungen
Mithilfe der Simulation konnten sie zeigen, dass eine frühere Öffnung aller Restaurants in Chicago am 1. Mai 600.000 zusätzliche Infektionen verursacht hätte - tatsächlich blieben die Lokale bis Ende Juni geschlossen. Wären alle öffentlichen Einrichtungen und Geschäfte Anfang Mai geöffnet worden, hätte die Stadt 3,3 Millionen zusätzliche Fälle zu beklagen gehabt, berechneten die Forscher.
Sie weisen darauf hin, dass die Ergebnisse nicht verallgemeinert werden dürfen. Denn vieles hängt von den Lokalitäten ab. So konnten die Forscher mithilfe ihrer Analyse erstmals auch eine wissenschaftlich fundierte Erklärung liefern, warum in den USA vor allem Personen mit geringerem Einkommen überdurchschnittlich von Corona-Infektionen betroffen sind.
Ärmere Schichten besonders betroffen
Denn einkommensschwache Menschen müssten jobbedingt öfter das Haus verlassen. Restaurants, aber auch Supermärkte in ärmeren Gegenden seien generell kleiner angelegt. Sowohl für die dort Beschäftigten, als auch die Kunden sei die Ansteckungsgefahr auf engem Raum folglich um ein Vielfaches höher.
Mit der Simulationssoftware wollen die Wissenschaftler besonders riskante Superspreader-Hotspots ausfindig machen. Können diese eliminiert werden, sei eine kontrollierte Öffnung anderer Orte möglich, ohne dass die Zahlen erneut explodieren. Auf diese Weise könne man eine Balance zwischen wirtschaftlicher Verträglichkeit und Schutz der Menschen vor Corona schaffen, sind die Forscher überzeugt.
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