The Soyuz MS-22 spacecraft for the new International Space Station (ISS) crew is transported to the launchpad ahead of its upcoming launch, at the Baikonur Cosmodrome
© REUTERS / MAXIM SHEMETOV

Science

Russlands Raumfahrt hat große Probleme

Das russische Raumfahrtprogramm sieht sich mit immer größer werdenden Problemen konfrontiert. Die Auswirkungen des Angriffs auf die Ukraine und fehlende Förderungen in den vergangenen Jahren zeigen sich nun immer deutlicher. Das erklärt der ehemalige Verteidigungsattaché Bruce McClintock gegenüber The Wired. Er arbeitete in der US-Botschaft in Moskau, bevor er Leiter der Space Enterprise Initiative der gemeinnützigen Forschungsorganisation Rand Corporation wurde. 

Vor 10 Jahren habe sich Russland entschieden, das militärische dem zivilen Raumfahrtprogramm vorzuziehen. So steckte man Geld in Satelliten und deren Abwehr. Dass diese Investition an anderer Stelle fehlt, wurde in den vergangenen Monaten deutlich. Russlands Raumkapseln, die Astronauten von der ISS abholen sollten, hatten mehrere Lecks (futurezone berichtete). 

Fehlende Finanzierung und zu wenig Raumschiffe

Hinzu kommt, dass die Regierung in Kasachstan russisches Eigentum am Kosmodrom Baikonur beschlagnahmte. Damit dürften sich Starts von Russlands wichtigstem Weltraumbahnhof zunehmend schwieriger gestalten (mehr dazu hier). 

Doch auch mit einem Startplatz hätte Russland laut McClintock Probleme, ausreichend Raumschiffe zu liefern. Sowohl die Sojus-Rakete als auch die gleichnamige Raumkapsel können nur einmal verwendet werden. Jährlich starten im Schnitt 2 solcher Raumschiffe. Der Bau einer Kapsel dauert 1,5 bis 2 Jahre

Die letzten beiden Kapseln, die Roskosmos zur ISS schickte, hatten ein Leck. Laut Roskosmos lag das an einem Meteoriteneinschlag. Das ist laut McClintock zwar plausibel, allerdings zweifeln einige Expert*innen an der Glaubwürdigkeit von Roskosmos. Dass sich solche Vorfälle häufen, sei ein Zeichen, dass das zivile Raumfahrtprogramm Russlands abbaut.

NASA arbeitet an Unabhängigkeit

Auch die Kooperation mit der NASA steht für Russland auf wackligen Beinen. Derzeit muss sich die US-Raumfahrtbehörde noch auf Russland verlassen. Neben der Crew Dragon von SpaceX ist Sojus die einzige Alternative, um Astronauten ins All zu bringen. Zudem bringt Russland Versorgungsraketen zur ISS. Sobald aber auch Boeing den Betrieb seiner Raumkapsel Starliner aufnehmen kann, wird es eng für die weitere Kooperation mit Russland. 

Das würde weitere finanzielle Einbußen mit sich bringen. Zusätzlich brach auch die ESA nach Kriegsbeginn sämtliche Kooperationen mit Russland, unter anderem für den Mars-Rover, ab. Auch der groß angekündigte Ausstieg aus der ISS würde für Russland bedeuten, keinen Außenposten im All mehr zu haben. Beim Aufbau der chinesischen Raumstation Tiangong ist Russland nicht beteiligt.

"Russland wird keine Weltraummacht"

Zwar gibt es Pläne für die Zusammenarbeit mit Indien und China, es bleiben aber noch viele Fragen offen. Mit China will Russland zum Mond. Allerdings ist fraglich, ob China die Hilfe von Russland überhaupt benötigt.

"Russland ist nicht die Sowjetunion", sagt Pavel Luzin, Experte für China, Russland und Eurasien von der Jamestown Foundation. Das Land könne zwar noch weitere Raketen, Satelliten und Raumschiffe bauen, sagt er The Wired. Es werde aber keine fortschrittliche Weltraummacht mehr und werde keine Schritte mehr über die erdnahe Umlaufbahn hinaus machen.

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