A Soyuz-2.1b rocket booster with the Iranian satellite "Khayyam" blasts off from the launchpad at the Baikonur Cosmodrome
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Science

Razzia am russischen Weltraumbahnhof Baikonur

Der Kosmodrom in Baikonur, Kasachstan, ist seit den 1950er Jahren der wichtigste Weltraumbahnof des russischen Raumfahrtprogramms. Von hier aus starten unter anderem bemannte Raketen zur ISS. Nun haben die kasachischen Behörden im Zuge einer Razzia russische Vermögenswerte beschlagnahmt. Das berichtet Radio Free Europe unter Berufung auf die Moskau Times. 

Betroffen ist TsENKI, das für die Organisation und Verwaltung des Startkomplexes und die Durchführung der Starts zuständig sind. Das russische Eigentum darf demnach nicht mehr außer Landes gebracht werden. Grund für die Beschlagnahmung seien Schulden über 13,5 Milliarden Tenge (27 Millionen Euro), die Russland dem Joint Venture der beiden Staaten, Baiterek JSC, ausständig sei. TsENKI sei bereits im Jänner über die drohende Razzia informiert worden, habe allerdings nicht reagiert, berichtet The Diplomat.

Streit um Verträge

Russland hatte mit Sputnik den ersten Satelliten von Baikonur aus ins All geschossen und mit Juri Gagarin den ersten Menschen. Seit dem Fall der Sowjetunion pachtet Russland den Kosmodrom von Kasachstan. Immer wieder kommt es zwischen den beiden Staaten zu Diskussionen über die Konditionen dieses Vertrags.

Chief of Russian space agency Roscosmos Yuri Borisov looks on before the Soyuz MS-22 launch to the International Space Station (ISS) at the Baikonur Cosmodrome

Roskosmos-Chef Juri Borisow

So soll Baiterek JSC gefordert haben, die Umweltverträglichkeit der neuen Sojus-5-Rakete zu prüfen. Diesen Test habe TsENKI aber nicht abgeschlossen. Baiterek JSC soll anschließend die Kosten für die Prüfung zurückgefordert haben. Das Joint Venture wurde 2005 mit dem Plan gegründet, umweltfreundlichere Raketen und einen zugehörigen Startplatz dafür zu bauen.

"Diplomatische Fehlkalkulation"

Im August 2022 hatte Kasachstan den ersten Testflug von Sojus 5 auf 2024 verschoben. Roskosmos-Chef Juri Borisow kritisierte daraufhin den kasachischen Kommunikationsminister Bahgdat Musin. Borisow nannte die Entscheidung eine "diplomatische Fehlkalkulation". 

Russland mangelt es aber an Alternativen. Mit Kriegsbeginn zog Roskosmos vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou ab. Zwar wurde 2016 offiziell der Kosmodrom Wostotschny auf russischem Staatsgebiet eröffnet, der für mehr Unabhängigkeit sorgen sollte, bemannte Starts können von dort aus aber nicht stattfinden.

Die Flugbahn führt nämlich über Wasser, die Sojus-Kapseln sind aber für Landungen an Land ausgelegt. Bei einem Startabbruch könnte eine Notwasserung fatale Folgen für die Crew haben.

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