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Science

Ukraine weist Anschuldigungen wegen Vega-C-Absturz zurück

"Schwerer Schlag für Europas Raumfahrt", hieß kurz vor Weihnachten, als der Jungfernflug der europäischen Vega-C-Rakete scheiterte. Die ESA-Rakete ist bei ihrem kommerziellen Erstflug vom Kurs abgekommen und musste daraufhin zerstört werden. 

Bereits kurz nach dem Fehlstart war klar, dass das Problem im Triebwerk zu finden sein muss. Nach eingehender Analyse kam eine eigens eingerichtete Untersuchungskommission zum Ergebnis, dass es an der Auskleidung des Schubdüsenhalses im Triebwerk Zefiro-40 eine übermäßige thermomechanische Erosion gegeben hatte.

Fraglicher Werkstoff kommt aus der Ukraine

Grund dafür sei wahrscheinlich, dass das verwendete Material nicht homogen genug gewesen sei. Geliefert wurde das beanstandete Material offenbar von einem ukrainischen Unternehmen, weswegen sich die Weltraumagentur der Ukraine (DKAU) etwas auf den Schlips getreten fühlt.

Die DKAU will die Kritik nicht auf sich sitzen lassen, dass die Ukraine am Absturz der Vega-C verantwortlich sei. Alle gelieferten Produkten hätten den Anforderungen entsprochen, stellt die DKAU klar.

ESA-Chef reagiert auf Twitter

ESA-Chef Josef Aschbacher hat bereits auf die Aussagen der ukrainischen Weltraumagentur reagiert. Er versichert, dass es nicht Absicht der Untersuchungskommission war, der Ukraine die Schuld für den Fehlstart zu geben. Außerdem wollte man nicht die Integrität der ukrainischen Raumfahrtindustrie in Zweifel ziehen.

Man stehe an der Seite des Landes und der dortigen Bevölkerung, schreibt der ESA-Chef auf Twitter. Inhaltlich ging Aschbacher allerdings nicht auf die Schlussfolgerungen der Untersuchungskommission ein.

Offenbar hatte die Untersuchung nicht ergeben, dass der fragliche Werkstoff den Anforderungen nicht entsprochen hätte. Die Frage sei vielmehr, ob die Vorgaben für den Werkstoff ausreichend waren. Es sei nämlich auch möglich, dass die Kriterien für den Werkstoff unzureichend waren.

Neuer Startversuch noch in diesem Jahr

Die ESA will die Rakete jedenfalls noch dieses Jahr erneut abheben lassen. "Zumindest basierend auf den heutigen Erwartungen und den Maßnahmen, die wir umsetzen müssen, erwarten wir einen Vega-C-Start vor dem Ende von 2023", sagte ESA-Chef Aschbacher vor einigen Tagen in Paris.

An Bord der Rakete soll voraussichtlich der Erdbeobachtungssatellit "Sentinel-1C", der mit Radartechnik Tag und Nacht Bilder von der Erdoberfläche liefern soll, ins All gebracht werden.

30 Millionen Euro Mehrkosten

Der fragliche Werkstoff soll durch zusätzliche Tests geprüft werden. Auch das gesamte Triebwerk soll künftig eine weitere Qualifikationsphase durchlaufen. Insgesamt hat die Untersuchungskommission 22 Empfehlungen gegeben, die Aschbacher vollständig umsetzen will. Für das Vorhaben muss die ESA etwa 30 Millionen Euro, die ursprünglich für andere Zwecke vorgesehen waren, umdisponieren.

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