Der Zusammensetzung der Wolken, die über unseren Städten (wie etwa  hier in Mailand) hängen, wird sich in den nächsten 100 Jahren merklich verändern.

Der Zusammensetzung der Wolken, die über unseren Städten (wie etwa  hier in Mailand) hängen, wird sich in den nächsten 100 Jahren merklich verändern.

© APA/AFP/GABRIEL BOUYS

Science

So riecht die Stadt der Zukunft

Beim Stadtspaziergang nimmt man viele Gerüche wahr. Als chemische Verbindungen schweben sie durch die Luft und dann in unsere Nasen. Diese kleinen Moleküle entweichen aus verschiedenen Quellen – von Auspuffen, Asphalt, Käsekrainer und Deo. In der Luft reagieren sie dann mit anderen Stoffen und können sich dadurch verändern.

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Im Wissenschaftstalk „Spontan gefragt“ auf KURIER.TV spricht der Moderator und Genetiker Markus Hengstschläger mit dem Physiker und Aerosol-Forscher Dominik Stolzenburg von der Technischen Universität Wien und der Kabarettistin Elli Bauer über die Zukunft dieser Gerüche in der Stadt.

Aerosole sind überall

Was Aerosole genau sind, erklärt Stolzenburg anhand von Waldgeruch: „Dieser typische Geruch wird von einem Molekül namens Alpha-Pinen verursacht – ein Molekül, das von Baumnadeln und Harzen ausgestoßen wird“, erklärt er. Aerosole sind Gemische aus festen und flüssigen Teilchen in der Luft, die auf natürliche Weise oder durch menschliche Aktivitäten entstehen.

Aerosole beeinflussen auch das Wetter, da sich an den Partikeln kleine Wassertropfen heften können. „Der Wald produziert eigene Aerosole, die dann wiederum die Wolken produzieren, die den Wald bewässern“, so Stolzenburg. Dasselbe gilt auch für Städte, weshalb sich der Forscher sowohl mit finnischen Nadelwäldern, als auch mit chinesischen Megastädten beschäftigt. 

 

Behörden messen derzeit vor allem die Masse von Aerosolen, die in Form von Wolken über einer Stadt hängen bleiben. In Zukunft will man jedoch mehr über deren Zusammensetzung erfahren. Stolzenberg untersucht deshalb etwa, wie die einzelnen Stoffe miteinander reagieren.

Schon jetzt haben Städte oft charakteristische Gerüche. Kabarettistin Bauer ist oft in Edinburgh: „Dort riecht es etwa nach Küste. Was ich interessant finde, ist, dass man Gerüche nur am Anfang merkt. Je länger man dort ist, desto weniger riecht man sie“. Laut Stolzenberg liege das an unserer Nase, die auf Veränderungen zunächst sensibel reagiert, sich dann aber daran gewöhnt.

Gerüche der Zukunft

Allgemein werden Städte in 100 Jahren allerdings anders riechen als derzeit. Elektroautos werden zu weniger Abgasen beitragen. „Die riechen wahrscheinlich weniger. Es stimmt aber nicht, dass sie keinen Feinstaub mehr produzieren. Reifenabrieb ist bei Elektroautos immer noch eine Geschichte. Auch dadurch werden vielleicht noch Geruchsmoleküle freigesetzt. Aber diese stark riechenden Moleküle, die wir von der Tankstelle kennen, die sind hoffentlich weg“, sagt Stolzenburg.

Wenn Abgase vom Verkehr zurückgehen, bleibe allerdings der Stadtgeruch, der derzeit überdeckt werde – „Moleküle von Lösemitteln zum Beispiel oder von Fensterreinigern, die nach Zitrone riechen. Diese Zitronen-Moleküle (Limonen) sind hochpotent in der Bildung von Aerosolen“, erklärt Stolzenberg.

Auch der Klimawandel wird sich indirekt auf die Gerüche auswirken. Wird es wärmer, verdunsten auch mehr Geruchsmoleküle in die Luft. Deshalb könnte es sein, dass wir künftig zwar weniger Abgasgerüche haben, andere Gerüche dafür aber stärker werden.

Spontan gefragt

Düfte in der Stadt: 

Physiker Dominik Stolzenburg und Kabarettistin Elli Bauer sprechen über Aerosolwolken.

Donnerstag, 28. 3. um 21.15 Uhr auf KURIER TV, KURIER.at

Spontan gefragt: Dominik Stolzenburg und Elli-Bauer

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