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Science

Start-up will Menschen töten, um Gehirne zu archivieren

Den Traum von Unsterblichkeit verspricht das Start-up Nectome, das menschliche Gehirne präservieren will, um diese in Zukunft digital wieder zum Leben erwecken zu können. Dabei glaubt das Start-up, dass auch Gedanken und Erinnerungen gespeichert werden können, solange das Gehirn in "frischem" Zustand mit einer von Nectome entwickelten Hightech-Lösung einbalsamiert wird. Dies wiederum bringt eine makabre Voraussetzung mit sich: Menschen, die ihr Gehirn auf diese Weise unsterblich machen wollen, müssen dafür sterben.

Da der Preis des eigenen Lebens angesichts der vielen ungeklärten Fragen den meisten Menschen wohl zu hoch sein dürfte und auch rechtliche Implikationen mit sich bringt, will Nectome ihr Service mit Sterbehilfe für unheilbar Kranke verknüpfen, was etwa im US-Bundesstaat Kalifornien legal ist. So werden dem Patienten unter Vollnarkose ein Mix von chemischen Substanzen über die Halsschlagader eingespritzt, der das noch voll funktionstüchtige Gehirn quasi am lebendigen Leibe einbalsamiert, während die Herz-Lungen-Maschine dafür sorgt, dass der Körper für diesen Prozess noch weiterfunktioniert.

10.000 Dollar für Platz auf Warteliste

Das Start-up setzt bei seiner Forschung auf die Hypothese, dass wenn das "Konnektom", also das Netzwerk von Nervenzellen, unbeschädigt präserviert werden kann, man dadurch in Zukunft eine digitale Kopie des Gehirns erstellen kann. Dabei sollen auch Gefühle, Erinnerungen und wohl auch so etwas wie das Bewusstsein bzw. die Persönlichkeit der Person bewahrt bzw. rekreiert werden können. Noch in diesem Jahrhundert rechnen die Nectome-Gründer, dass aufgrund ihrer Vorarbeit so Menschen bzw. deren Gehirn wieder "zum Leben erweckt" werden können.

Ob dies tatsächlich möglich ist, wird von vielen Wissenschaftlern bezweifelt. Das uralte Science-Fiction-Konzept hat dem Start-up allerdings bereits eine Million Dollar an Investitionsgeld beschert. Darüber hinaus bekam Nectome auch eine staatliche Förderung über 960.000 Dollar für die Präservierung und bildtechnische Vermessung des gesamten Gehirns auf Nano-Ebene. Wer die Prozedur über sich ergehen will, kann sich um 10.000 Dollar auf einer Warteliste anmelden. 25 Menschen haben das laut Auskunft des Start-ups schon getan. Das Konzept und die Geschäftsidee dahinter wird nächste Woche in New York offiziell präsentiert.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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