Die Energieausbrüche wurden vom CHIME-Radioteleskop eingefangen.

Die Energieausbrüche wurden vom CHIME-Radioteleskop eingefangen.

© CHIME/Andre Recnik

Science

Tote Galaxie sendet mysteriöse Radioblitze aus

Astronomen rätseln seit Jahren, wie sogenannte Fast Radio Bursts (FRB, Radioblitze) entstehen. Als Quellen werden Neutronensterne, aber auch Weiße Zwerge und Schwarze Löcher gehandelt. Ein FRB, der Anfang 2024 aufgezeichnet wurde, lässt Forscher nun weiter rätseln - denn er entstammt einer eigentlich "toten" Galaxie.

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Der Radioblitz namens FRB 20240209A wurde im Februar 2024 von dem kanadischen CHIME-Teleskop entdeckt und hat sich bis Juli vergangenen Jahres 22 Mal wiederholt. Dadurch war es auch möglich, den genauen Entstehungsort des Radioblitzes herauszufinden - etwas außerhalb einer massereichen, rund 2 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie.

Der FRB kam aus dem Rand (weißes Oval) der dazugehörigen Galaxie (gelbes Oval rechts unten).

Der FRB kam aus dem Rand (weißes Oval) der dazugehörigen Galaxie (gelbes Oval rechts unten).

Galaxie ist eigentlich ausgebrannt

Die Sternenüberreste, die Radiowellenausbrüche erzeugen können, sollten in der 11,3 Milliarden alten Galaxie allerdings längst verschwunden sein. Die Galaxie gilt als ausgebrannt, faktisch tot.

"Das ist nicht nur der erste FRB, der außerhalb einer toten Galaxie lokalisiert wurde, sondern auch der am weitesten von seiner Ursprungs-Galaxie entfernte FRB. Der Ort wirft Fragen darüber auf, wie solche Ereignisse in Regionen auftreten können, in denen sich keine neuen Sterne bilden", sagt Vishwangi Shah, Doktorand an der McGill University in Montreal.

Als primäre Quelle von FRB gelten nämlich Magnetare. Das sind Neutronensterne mit extrem starken Magnetfeldern. Rund 10 Prozent aller Neutronensterne zählen zu den Magnetaren.

Ein Neutronenstern entsteht wiederum, wenn ein massereicher Stern an seinem Lebensende in einer Supernova explodiert und der Kern kollabiert. Dieser Kern besteht hauptsächlich aus Neutronen und ist extrem dicht.

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Solche Magnetare entstehen allerdings aus kurzlebigen Sternen, die in der betroffenen Galaxie bereits seit Milliarden von Jahren ausgebrannt sein sollten. Zudem ist die Entstehung solcher Sterne direkt am Rande einer Galaxie mehr als ungewöhnlich. Sie werden eher in den Sternenwiegen in den Zentren von Galaxien gebildet.

Kollision von Weißen Zwergen?

Eine mögliche Antwort auf die Entstehung des Radioblitzes könnte ein älterer FRB liefern, der 2020 entdeckt wurde. Dieser stammte damals aus der Galaxie Messier 81, die über 13 Milliarden Jahre alt ist. In dem alten Sternenhaufen kamen sich 2 Weiße Zwerge wohl zu nahe.

Weiße Zwerge sind ebenfalls Sterne im Endstadium, deren Fusionstreibstoff versiegt ist. Sie sind kleiner als 1,44 Sonnenmassen, weshalb sie nicht zu Neutronensternen oder Schwarzen Löchern kollabieren.

Kollidieren 2 Weiße Zwerge miteinander, kann es aber sein, dass sie zu einem Magnetar verschmelzen. Das könnte erklären, warum FRB auch in alten, eigentlich ausgebrannten Galaxien vorkommen.

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