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Rakete mit Schutzschilden aus Österreich startet ins All

Während die NASA in Kooperation mit SpaceX gerade eine Crew zur ISS geschickt hat, folgt die ESA Dienstagfrüh mit einem Raketenstart, der einen Satelliten zur Erdbeobachtung ins Weltall bringen soll. Der Start ist für 2 Uhr 52 vom Raumfahrtzentrum Französisch-Guayana geplant, das sich im Norden von Südamerika am Atlantischen Ozean befindet. Der Start der VEGA-Rakete ist aus österreichischer Sicht besonders interessant.

Oberösterreichische Technologie

Denn mit Peak Technology liefert ein oberösterreichisches Unternehmen erstmals die Hitzeschutzschilde für die europäische Rakete. Die Schutzschilde schirmen das System ab, das für die Neigungs- und Rotationslenkung und somit für die Steuerung der Flugbahn verantwortlich ist. Die Entwicklung dauerte zwei Jahre, produziert werden die sogenannten "Aerothermal Cover" (ATC) in Holzhausen, nahe Marchtrenk. Neben Entwicklungen für die Raumfahrt lieferte das Unternehmen bislang auch Leichtbauteile und Hochdrucktanks für die Formel 1.

Die Schutzschilde der Rakete wurden in Oberösterreich entwickelt

Das österreichische Unternehmen hofft, dass die eigene Erfolgsgeschichte nicht nur andere spezialisierte Unternehmen und Start-ups inspiriert, sondern auch die Politik aufrüttelt. "Österreich beginnt langsam zu erkennen, dass in der Raumfahrt und den damit verbundenen Technologien die Möglichkeit zur Positionierung als europäischer Wissens- und Innovations-Hub steckt. Um unseren Vorsprung nicht nur zu halten, sondern weiter ausbauen zu können, sind wir auf zielgerichtete, staatliche Förderungsprogramme angewiesen", teilte Dieter Grabner, Geschäftsführer von Peak Technology mit.

Durchbruch von "New Space"

Kritischere Worte zur Rolle Österreichs, was die Neuordnung der Weltraumindustrie betrifft, findet hingegen Weltraumexperte Gernot Grömer: "Die von SpaceX angeführte Industriebewegung, die unter dem Begriff 'New Space' zusammengefasst werden kann, hat viele Regeln der Raumfahrt in puncto Effizienz, Geschwindigkeit und Kapazitäten auf den Kopf gestellt. Das spüren wir auch in Europa und in Österreich, wie der Beitrag von Peak Technology an der VEGA-Trägerrakete zeigt."

Dieses, aber auch andere Projekte und Initiativen würden allerdings einer schwierigen nationalen Raumfahrtpolitik gegenüber stehen, die gerade im Bereich New Space noch Potenzial nach oben habe. "Da muss sich sicherlich auch in Österreich noch etwas bewegen, um nicht abgehängt zu werden", teilte Grömer gegenüber der futurezone mit. 

Die Rakete bringt den Erdbeobachtungssatelliten SEOSAT-Ingenio ins All

Darauf hofft man auch bei der Weltraumfirma. "Wir durften in der Vergangenheit bereits von solchen Förderungen profitieren und hoffen, auch in Zukunft auf die Unterstützung seitens der Republik Österreich bauen zu können. Das enorme Potenzial, das in der Raumfahrt steckt, ist sowohl für unser Unternehmen als auch für unser Land eine große Chance und wir freuen uns darauf, dieser Erfolgsgeschichte noch viele neue Kapitel hinzuzufügen", sagte Grabner.

Spanischer Erdbeobachtungssatellit

Bei der aktuellen Mission soll der SEOSAT-Ingenio-Satellit in eine Umlaufbahn in 670 Kilometer Höhe gebracht werden. Er wird hochauflösende Bilder (2.5 Meter) von der Erdoberfläche liefern und die gesamte Erde alle drei Tage komplett ablichten. Neben der Kartografie soll der Satellit auch Aufnahmen zur Bewältigung von Naturkatastrophen liefern und beim Wassermanagement sowie der Stadtentwicklung helfen. Als Schirmherr für die Entwicklung fungiert Spanien.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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