YouTube-Logo auf schwarzem Hintergrund

Leeroy Matata kassierte in letzter Zeit immer mehr Kritik, nun beendete er seine YouTube-Karriere. 

© Alexander Shatov / Unsplash

Science

Studie: Wenn ein Song auf YouTube ist, hilft das Nischenkünstlern

Angesichts des Erfolgs von Plattformen für nutzergenerierte Inhalte wie YouTube oder TikTok wird in den USA und Europa über strengere Regulierungen für das Teilen von Inhalten diskutiert. Die Auswirkungen davon hat Nils Wlömert von der WU Wien mit Kollegen untersucht. Wie sie im Fachblatt „Marketing Science“ berichten, würden schärfere Regeln oder gar ein Verbot einer Plattform wie TikTok Stars begünstigen, aber weniger bekannten Künstler*innen und Nischeninhalten schaden.

Was passiert, wenn Songs überall verfügbar sind

Die Forscher*innen stützen ihre Analyse auf ein „Quasi-Experiment“, wie sie schreiben, das ermöglicht wurde, als zahlreiche Songs nach einer Vereinbarung zwischen YouTube und der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA als nutzergenerierter Inhalt (user-generated content; UGC) auf YouTube verfügbar wurden. Der Datensatz umfasste dabei 600.000 Titel von 38.000 Künstler*innen.

„Dieser Angebotsschock ermöglicht es uns, zu quantifizieren, wie sich die Bereitstellung von UGC-Inhalten auf einer großen UGC-Plattform auf die Nachfrage in anderen Kanälen auswirkt und ob die Gesamtnettoauswirkungen der Bereitstellung von UGC für die Eigentümer*innen von Inhalten positiv oder negativ sind“, schreiben Wlömert vom Institut für Retailing and Data Science der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien und seine Kolleg*innen aus Deutschland in der Studie.

Kein Schaden für kleinere Künstler*innen

Die Wissenschafter*innen konnten herausfinden, dass weniger bekannte Songs von ihrer Präsenz auf YouTube profitieren, während aktuelle Hits durch ihre kostenlose Verfügbarkeit auf UGC-Plattformen auf anderen Plattformen wie Spotify weniger Abrufzahlen verzeichneten. „Obwohl die Verfügbarkeit von UGC die Nachfrage nach den meisten Songs in anderen Streaming-Kanälen stimuliert, kommt es bei aktuellen Veröffentlichungen und Hits zu einer Kannibalisierung, die den Gesamtumsatzeffekt negativ macht“, heißt es in der Studie.

Diese geringere Nachfrage nach Hits auf Diensten wie Spotify habe erhebliche Auswirkungen auf die Umsätze der Musikindustrie, denn obwohl sie nur einen kleinen Teil der Inhalte ausmachen, seien sie für einen großen Anteil des Umsatzes verantwortlich.

Mehr lesen: YouTube Music im Test: Was die Spotify-Alternative kann

Strengere Regeln bedeuten weniger Angebotsvielfalt

Strengere Regulierungen könnten dagegen „die Vielfalt der den Nutzer*innen zur Verfügung stehenden Inhalte einschränken und unbeabsichtigt die Marktkonzentration erhöhen, indem sie unbekanntere Künstler*innen in ihrer Reichweite einschränkt“, heißt es. Vor allem ältere sowie zuvor weniger erfolgreiche Songs, solche aus Nischengenres, von Newcomer-Künstlern und aus Genres, die nicht in erster Linie ein junges Publikum anziehen, würden von der Verfügbarkeit auf UGC-Plattformen profitieren.

Wlömert hält es daher für „wichtig, dass politische Entscheidungsträger die potenziellen Auswirkungen einer strengeren Regulierung von Plattformen für nutzergenerierte Inhalte sorgfältig abwägen“. Eine ausgewogene Herangehensweise an die Regulierung sei von großer Bedeutung, „um sicherzustellen, dass sowohl die Rechte der Urheber*innen als auch die Interessen der Künstler*innen und Fans berücksichtigt werden“.

Mehr lesen: Youtube: „Weißes Rauschen“ soll Urheberrecht verletzen

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare