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Einer der Vorteile eines Abos laut Lisa Ittner: Alle 6 Monate kann man das Elektroauto wechseln

© carl

Start-ups

Elektroauto als Abo: "Ausprobieren, statt groß herumreden"

Was Netflix für Filme und Serien ist und Spotify für Musik, will das Start-up carl für Elektroautos sein. Statt Fahrzeuge zu vergleichen, sich um Finanzierung, Anmeldung, Versicherung, Wartung, Reifenwechsel oder Vignette zu kümmern, zahlt man eine monatliche Fixgebühr und muss sich um nichts mehr kümmern. Nach einer einjährigen Pilotphase wurde carl vor wenigen Tagen offiziell vorgestellt. Wir haben mit Mitgründerin und CEO Lisa Ittner über die Ideen dahinter gesprochen.

futurezone: Wie kamen Sie darauf, ein E-Auto-Abonnement zu starten?
Lisa Ittner: Ich fahre selber gerne Auto - seit zweieinhalb Jahren elektrisch. Beim Autokauf war für mich aber immer ein gefühltes Studium notwendig, um zu wissen, was ein guter Deal ist. Ich dachte mir, es wäre cool, einfach ein Auto besitzen zu können und volle Transparenz bei den Kosten zu haben. Mit der Elektromobilität kommt nun eine neue Technologie. Wir haben als Menschheit geschafft uns weiterzuentwickeln, aber es dauert, bis man E-Autos in den Markt reinbekommt. Mit einem Abo kannst du Elektroautos einfach ausprobieren, ohne dass du ein Experte sein musst.

Wie lange arbeiten Sie schon an carl?
Von der Idee zur Umsetzung ist es ein langer Weg. Meine Mitgründer und ich sind seit über 4 Jahren damit beschäftigt. Wir wollen ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen und eine neue Leistung einführen, von der die gesamte Wertschöpfungskette profitiert. Dazu muss man den Markt verstehen und sich immer weiter hanteln.

Wie kommt carl an die Autos?
Die Autos kommen direkt von den Autoherstellern. Für die ist ein Abo super, weil es einen neuen Vertriebsweg für E-Autos eröffnet und ihnen beim Einsparen von Treibhausgas-Emissionen und somit beim Einhalten von gesetzlich vorgeschriebenen Flottenverbrauchszielen hilft. Bei der Wartung (Pickerl, Service, Reifenwechsel, Schadensbehebung nach Unfällen) arbeiten wir eng mit heimischen Autohändlern zusammen.

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carl-Autos sind nicht sofort als solche erkennbar, einen kleinen Hinweis darauf gibt es aber schon

Wer ist die Zielgruppe von carl?
Wir wollen ganz stark kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) ansprechen. Mehr als 60 Prozent aller Neuwagen sind Firmenwagen. Unternehmen überlegen oft, wie sie ihren Fuhrpark auf erneuerbare Energien umstellen, das ist aber ein großer Aufwand. Mit uns können sie das einfach ausprobieren, statt groß herumreden.

Wie soll der Abschluss eines Auto-Abos ablaufen?
Wir sind seit über einem Jahr in der Pilotphase und merken, dass sich Kunden noch wohler fühlen, das persönlich zu besprechen. Das Ganze entwickelt sich aber in Richtung einfacher und flexibler digitaler Abwicklung.

Mit welcher Wartezeit muss man rechnen?
Das hängt vom jeweiligen Bedarf ab. Derzeit haben wir eine hohe Nachfrage, da ist eine rechtzeitige Vorreservierung gut. Wenn ein Kunde sagt, in 3 Monaten brauche ich eine Elektromobilitätslösung, dann lässt sich das bewerkstelligen. Wenn es aber besonders dringend sein muss, etwa innerhalb einer Woche, dann schaffen wir das auch.

Wo kann das Auto abgeholt werden?
Wir versuchen, Kunden das Auto vor die Füße zu legen. Man kann es sich zustellen lassen oder wir finden in Zusammenarbeit mit unseren Partnern einen Übergabepunkt, der eine möglichst kurze Strecke für den Kunden bedeutet.

Den Audi e-tron gibt es auch bei carl, ebenso wie viele weitere aktuelle E-Auto-Modelle

Wie funktioniert das mit der Wartung?
Wir haben ein Netz an Partnerwerkstätten. Da kann man das Auto selber hinbringen, es gibt aber auch die Möglichkeit, dass es abgeholt wird und man nur den Schlüssel abgibt.

Bei carl sind 15.000 Kilometer pro Jahr inkludiert. Was passiert, wenn man weiter fährt?
15.000 Kilometer entsprechen ungefähr der Durchschnittsjahresleistung eines Autofahrers in Österreich. Fährt man weiter, wird das wie bei einem Telefontarif sein, wo man Datenpakete dazubuchen kann. Die zusätzlichen Kilometer werden die einzigen möglichen Zusatzkosten sein.

Wo ladet man die carl-Autos auf?
Entweder der Kunde kümmert sich selber darum, oder man wählt einen Tarif, bei dem das Stromtanken inkludiert ist. Wir arbeiten eng mit Energieversorgern zusammen, weil das Zusammenspiel von Ladestationen und Elektroautos ein Henne-Ei-Thema ist. Österreich ist aber führend beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Mittlerweile gibt es schon mehr E-Ladepunkte als Tankstellen.

In Deutschland gibt es ja schon mehrere Auto-Abo-Dienste. Wie wird sich dieses Geschäftsfeld in Österreich entwickeln, wo es noch neu ist?
Österreich ist ein spannender Markt aus mehreren Gründen. Bei der Elektromobilität sind wir weit vorne. Bei erneuerbaren Energien ebenso. Österreich eignet sich außerdem gut als Testmarkt für E-Auto-Hersteller, auch für neue Marken wie Byton oder Polestar.

Heißt das, carl will neue E-Auto-Modelle in Österreich als Erster anbieten?
Ja. Wir haben die Ambition, beim Ausprobieren neuer Technologien Erster zu sein, künftig in ganz Europa.

Wie carl funktioniert

Auto-Abonnements
Ordnen sich zwischen kurzfristigem Carsharing und längerfristigem Leasing ein

Angebot
E-Autos von Audi, BMW, Mercedes-Benz, Tesla, VW, Mini, Opel, Smart, Peugeot, Hyundai, eingeteilt in 5 Klassen. Preis ab 499 Euro  (z.B. Smart EQ) bis 1.300 Euro (Tesla Model S) pro Monat. Mindestdauer 6 Monate. 15.000 km/Jahr inkludiert. Zusatz-km-Pakete buchbar

Buchung
Über yourcarl.com

Team hinter carl
Entrepreneurin Lisa Ittner
Immobilienunternehmer Michael Chalupa
Geschäftsführer von TAXI 31300, Nikolaus Norman
Bau- und Immobilienunternehmer Markus Handler
Blaguss BeteiligungsgmbH
Familienunternehmer Friedrich Neubrand
Mobilitätsexperten Daniel Hammerl und Christian Clerici

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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