E-Flugzeug Elysian E9X

Elysian E9X

© Elysian

Start-ups

Dieser Airliner fliegt 1000 Kilometer ohne Kerosin

Geht es um die Dekarbonisierung des Verkehrs, ist die Luftfahrt eines der Sorgenkinder. Praxistaugliche Alternativen zum klimaschädlichen Kerosin sind rar. Elektrisch betriebene Flugzeuge gelten allgemein als schwer umsetzbar, da der notwendige Strom in großen, schweren Akkus gespeichert sein müsste. Darum gilt als realistischste Alternative für eine grünere Luftfahrt Wasserstoff. 

Das niederländische Start-up Elysian sieht die Zukunft der elektrischen Luftfahrt nicht ganz so düster. Dem Unternehmen zufolge könnte man mit Akkus mit einer Kapazität von 360Wh/kg ein Flugzeug bauen, das 90 Passagiere bis zu 800 Kilometer weit fliegt. Mit einigen kleineren Verbesserungen seien bis zu 1000 Kilometer möglich. Damit könne man 50 Prozent aller kommerziellen Passagierflüge durchführen. 

Derartige Akkus sind keine Zukunftsmusik. Das Unternehmen Amprius stellte laut einem Bericht bei New Atlas bereits 2022 Akkus mit 450Wh/kg her. Der chinesische Akku-Riese CATL kam vergangenes Jahr sogar auf 500Wh/kg. Elysian-Entwicklungschef Reynard De Vries hat auch bereits mit einigen Kollegen eine entsprechende Machbarkeitsstudie vorgelegt. 

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Elektrisches Flugzeug von Elysian

Inspiration aus der Vergangenheit

Um sich für durch Akkus deutlich schwerere Flugzeuge inspirieren zu lassen, müsse man laut dem Unternehmen in die Vergangenheit schauen. Die Airliner der 60er waren extrem ineffizient, weswegen deutlich größere Mengen an Treibstoff mitführen mussten, als heutige Jets. 

Das Konzeptflugzeug Elysian E9X verfügt mit einem relativ kleinen Rumpf und langen Tragflächen, wo sich auch die Stromspeicher befinden, über eine Retro-Optik. Laut Elysian würde das Platz im Rumpf sparen und für weniger Luftwiderstand sorgen. 

Laut Elysian könnte der E9X 2033 abheben. Man habe dafür auch bereits ausreichend Finanzierungen für das verbleibende Jahr aufgestellt. Im Rahmen der zweiten Finanzierungsrunde wolle man 50 bis 60 Millionen Euro lukrieren. Für die Entwicklung, Zertifizierung und Bau eines kommerziellen Verkehrsflugzeuges sind das allerdings immer noch nur “Peanuts”. Das weiß man auch bei Elysium. Geschäftsführer Daniel Rosen Jacobson rechnet gegenüber Aviation Week mit Kosten von rund 7 Milliarden Euro.

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Auch muss man bedenken, dass 1000 Kilometer für eine Flugreise eine überschaubare Strecke sind. Von Wien aus kommt man in unter 1000 Kilometer etwa nach BerlinWarschauBukarest oder RomParis wird schon eng, für einen Flug nach London müsste man dazwischen aufladen oder umsteigen. 

Ein deutlich größeres Problem im Hinblick auf Emissionen sind außerdem Langstreckenflüge.  In Europa machen sie nur 9 Prozent aller Starts aus, erzeugen aber 54 Prozent der CO2-Emissionen aller Flüge. Für sie gibt es bisher keine realistische elektrische Lösung. 

Berechnungen der Eurocontrol

Auch die Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt (Eurocontrol) hat vor kurzem berechnet, wie ein Langstreckenflieger aussehen müsste, der mit Akkus und elektrisch betriebenen Propellern von Paris nach Singapur fliegt. Das monströse Ergebnis: ein 5.679 Tonnen schwerer Koloss.

Batterien sind schwer und haben eine geringe Energiedichte. Je mehr Gewicht das Flugzeug hat, desto mehr Leistung ist notwendig. Das bewirkt ein gegenseitiges Aufschaukeln, erklärte Holger Friehmelt, Leiter des Instituts für Luftfahrt an der FH Joanneum, in einem früheren Gespräch mit der futurezone. 

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Die Masse bleibt zudem während des gesamten Fluges gleich. Das größte Passagierflugzeug, der Airbus A380, wiegt beim Start 434 Tonnen. Durch das Verbrennen des Kerosins ist er in Singapur 119 Tonnen leichter.

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