Gutes Hören trotz Lärm
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Start-ups

Grazer Software entfernt Hintergrundlärm

In geräuschvollen Umgebungen Stimmen zu verstehen, ist selbst für Leute mit gutem Hörvermögen schwierig. Für Leute mit Hörschwächen ist es fast unmöglich, auch wenn sie ein Hörgerät verwenden. Das Grazer Start-up Clir hat eine Lösung entwickelt, die mithilfe von künstlicher Intelligenz Hintergrundgeräusche und Stimmen fein säuberlich trennt, den Lärm herausfiltert und es so ermöglicht, Sprache deutlich zu verstehen.

iPhone als Hörverstärker

"Die Sprachverständlichkeit wird massiv verbessert", sagt Clir-Gründer Andreas Krassnitzer. Ausprobiert werden kann die Software mit der vor kurzem veröffentlichten App clir Voice. Die für das iPhone-Betriebssystem iOS verfügbare Anwendung fungiert quasi als Hörverstärker für gesprochene Sprache.

Die Rechenleistung findet am Smartphone statt, die Audiodaten werden mit dem Standard Bluetooth Low Energy an Ohr- oder Kopfhörer übertragen. Die App ermögliche es, sich in lauten Situationen mit Menschen zu unterhalten und zu verstehen, was sie sprechen, sagt Krassnitzer.

Zum Einsatz kommen könne sie etwa bei Vorlesungen oder Vorträgen. Auch Sprachaufzeichnungen lassen sich mit der App anfertigen. In der Basisversion ist sie gratis, der Einsatz der KI-Filter wird über eine monatliche Abogebühr oder ein Credit-System verrechnet. An einer Android-Version wird gearbeitet.

Künstliche Intelligenz

Auf die Idee zu der Lösung kam Krassnitzer, als er das Hörgerät seines Bruders getestet hat, der von klein auf eine Hörschwäche hat. "Der Hintergrundlärm ist ein Riesenproblem. Ich war nach 3 Minuten nervlich fertig und hab mich gefragt, wie er das den ganzen Tag schafft", erzählt der Gründer.

Im Zuge seiner Masterarbeit an der Technischen Universität Graz beschäftigte er sich mit Software zum autonomen Fahren. Dabei erkennt künstliche Intelligenz (KI) beispielweise Verkehrszeichen und unterscheidet sie vom Hintergrund. Dieses Prinzip beschloss er auch im Audiobereich anzuwenden: "Die KI erkennt Geräusche und trennt sie auf", erläutert der Gründer: "Sprache wird an den Worten erkannt und die werden dann vom Hintergrundgeräusch getrennt."

App für Podcaster

Noch heuer soll auch eine App erscheinen, mit der sich Hintergrundgeräusche aus Audio-Aufzeichnungen herausfiltern lassen. Krassnitzer hofft eine Beta-Version von Clir Studio, die sich vor allem an Podcaster richtet, noch vor September verfügbar machen zu können.

Auch an einer App, bei der die Technologie des Start-ups bei Videos zum Einsatz kommen soll, ist geplant.

Clir-Gründer Andreas Krassnitzer

Lizenzen

Seine Software will das Start-up vor allem aber lizenzieren. Etwa an Anbieter von Videokonferenzlösungen oder an Hörgeräte- oder Kopfhörerhersteller. Das Modell des Start-ups könne in die Systeme der Kunden integriert werden, sagt Krassnitzer. Erste Gespräche mit potenziellen Kunden dazu laufen bereits.  

Gegründet wurde das in Graz ansässige Start-up im Jahr 2021. Finanziert wurde das Unternehmen anfangs mit Geld, das der Gründer bei einem TV-Quiz gewonnen hat, das er 13 Mal hintereinander für sich entscheiden konnte. Mittlerweile erhält Clir auch Förderungen der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) und der Forschungsförderungesgesellschaft FFG.

Daneben sucht das Start-up nach Investor*innen. Die hofft Krassnitzer auch in den USA zu finden. Im Herbst wird er dazu mit der GoUSA-Initiative der Wirtschaftskammer einige Wochen im Silicon Valley verbringen.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und austria wirtschaftsservice (aws).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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