Heimische Mobilitäts-Start-ups: Vom E-Scooter zum Lkw-Display
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Die geballte Kompetenz europäischer Fachkräfte im Transportsektor ist in dieser Woche in Wien versammelt. An der Fachkonferenz Transport Research Arena (kurz: TRA2018) nehmen über 3300 Unternehmer, Wissenschaftler und Politiker teil. Das bietet österreichischen Start-ups die Gelegenheit, sich vor internationalem Publikum zu präsentieren und neue Partner zu finden. Die Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) hat sich deswegen intensiv am Schwerpunkt "Spotlight on Startups" auf der TRA2018 beteiligt. In einer eigenen "Start-up-Zone" können Besucher des Ausstellungsbereiches der Fachkonferenz die Jungunternehmer persönlich kennenlernen. Außerdem gibt es die Möglichkeit für Start-ups, die eigene Geschäftsidee auf einer Bühne zu präsentieren.
Das Fahrzeug im Rucksack
Ihren ersten großen öffentlichen Auftritt haben auf diese Weise die Gründer des Start-ups SAEM gewagt, wie die futurezone vor Ort erfuhr. Christian Krüse und Markus Hager fuhren dabei auf ihren selbstentwickelten Elektro-Tretrollern vor. Ihr Gefährt nennen sie SAEM und es entscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von anderen E-Scootern am Markt: Es hat drei Räder und lässt sich so klein zusammenklappen, dass es in einen Rucksack passt. Um das kleine Packmaß zu erreichen, entwickelten die Gründer einen eigenen Lenkmechanismus, den sie auch patentieren ließen.
Zusammengeklappt und aufgestellt ist SAEM nur 60 Zentimeter hoch. "So kann man sich auch in öffentlichen Verkehrsmitteln bequem damit auf einen Platz setzen", meint Hager. SAEM soll nun als Gerät für all jene Menschen seinen Weg auf den Markt finden, die die "letzte Meile" gerne schnell und bequem zurücklegen wollen, ohne dabei ins Schwitzen zu kommen. Die Reichweite mit einer Batterie beträgt zehn Kilometer, mit zwei Batterien an Bord kommt man 20 Kilometer weit. Aus Prinzip wollen die SAEM-Gründer hauptsächlich in Österreich produzierte Teile verwenden und auch die Endfertigung in ihrer Heimat ansiedeln. Den Besuch auf der TRA2018 wollen sie nutzen, um Feedback zu ihrer Innovation zu erhalten und erste Interessenten zu finden.
Displays auf Lkw-Rückseiten
Beim vom aws organisierten "Lunch Pitch" präsentierte sich auch das Start-up ad-e Drive. Dieses hat ein Display mit E-Ink-Technologie entwickelt, das auf der Rückseite von Lastwägen montiert werden soll. Darauf angezeigt werden soll Werbung, die je nach befahrener Region gezielt Kunden ansprechen soll. Werbekunden können genau bestimmen, in welchem Bereich und zu welchen Zeitpunkten ihre elektronischen Plakate an der Lastwagenrückwand erscheinen sollen.
Dass die E-Ink-Werbung Fahrer ablenken könnte, glaubt Erika Kröpfl-Krause von ad-e nicht: "Es gibt sogar einen Vorteil für die Verkehrssicherheit, weil Fahrer das Display beachten und so die Bewegung des Lastwagens genau wahrnehmen." Alternativ zu Lastwägen können die Displays von ad-e auch an Bussen oder kleineren Lieferwägen angebracht werden. Neben Werbekunden könnten auch Straßenbetreiber Nachrichten darauf veröffentlichen, etwa wenn es aufgrund eines Unfalls zu Stau kommt. Auf der TRA2018 sucht ad-e nach Partnern, um ihr Display in die Serienproduktion zu bringen.
Indoor-Navigation und mehr
Ein weiteres Start-up, das sich mit aws-Unterstützung auf der Fachkonferenz präsentierte, ist das vielen nicht mehr ganz unbekannte Insider Navigation (Austria's Next Top Start-up 2017). Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Indoor-Navigation mittels Augmented Reality. Von der Konkurrenz hebt es sich ab, weil dafür keinerlei externe Marker oder Sensoren benötigt werden. Das System wird von Insider Navigation gerne in die Apps von Kunden integriert. Zu den ersten Anwendern der Lösung zählt unter anderem Volkswagen. Getestet wird das System auch von mehreren Flughäfen (Wien, Dubai, demnächst auch Amsterdam).
Beim Besuch der futurezone im Start-up-Bereich sind gerade weitere österreichische Start-ups dabei, einigen Konferenzteilnehmern die Funktionsweise ihrer jeweiligen Innovationen zu vermitteln. U.a. dabei: NRGkick mit ihrem intelligenten Ladekabel für Elektrofahrzeuge, Ferrobotics mit besonders berührungsempfindlichen Produktionsmaschinen, Innovatio Engineering mit "Check your Top", einer Lösung zur Kontrolle von Lkw-Dächern im Winter oder Cargometer mit einem Echtzeit-Vermessungs-Werkzeug für Frachtgüter am Gabelstapler.
Start-up-Förderung
Wie Maria Steindl-Köck von aws erklärt, hilft die Förderbank gerne Start-ups aus dem High-Tech-Bereich finanziell auf die Beine, selbst jenen, die erst ganz am Anfang stehen. Im Rahmen der PreSeed-Förderung erhalten Jungunternehmer bis zu 200.000 Euro. Mit dem Geld sollen u.a. Machbarkeitsstudien zur jeweiligen Geschäftsidee durchgeführt werden können. Jene Start-ups, die schon etwas weiter sind und Geld für den Aufbau ihres Unternehmens benötigen, bietet das aws eine Seed-Finanzierung im Umfang von bis zu 800.000 Euro an.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen aws und futurezone.
Kommentare