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Start-ups

Leder-Alternative aus Pilzen gewinnt Start-up-Challenge

Es sieht aus wie Leder und fühlt sich auch so an, belastet aber die Umwelt kaum. Das Start-up MycoFutures entwickelt ein neues Material auf Basis von Pilzen, das die Modeindustrie klimafreundlicher machen soll und setzte sich damit bei der Sustainability Start-up Challenge am SPEAK OUT Festival des KURIER und der futurezone durch.

"Wir arbeiten mit der Natur und zerstören sie nicht", sagte Mitgründerin Stephanie Lipp bei ihrem zweiminütigen Pitch am Dienstagabend. Demnächst will Lipp ihr im kanadischen Toronto gegründetes Unternehmen nach Österreich bringen und an der Entwicklung des Materials weiterarbeiten.

Mehr lesen: Umwelt- und Klimaschutz: Diskussion und Appelle am SPEAK OUT Festival

MycoFutures-Gründerin Stephanie Lipp bei ihrem Pitch

Konkret basiert das neuartige Material auf Myzel, dem Wurzelsystem von Pilzen. Anders als bei herkömmliche "veganen" Lederalternativen, sind bei der Herstellung keinerlei erdölbasierte Kunststoffe notwendig. Myzel wächst schnell auf kompostierbarem Sägemehl. Das fertige Produkt ist biologisch abbaubar. Ein Paradebeispiel für die zirkuläre Produktion, wie Lipp meinte.

Den Herstellungsprozess will das Cleantech-Unternehmen so weit wie möglich automatisieren. Mit Unternehmen aus der Modebranche ist man bereits in Kontakt. Ein Täschchen aus Pilzleder konnte die Gründerin bei ihrem Pitch bereits herzeigen.

Die Leder-Alternative aus Pilzen wird sie nun auch beim Austrian World Summit 2024 vorstellen. Denn mit dem 1. Platz bei der Sustainabilty-Challenge gewann das Start-up auch einen Standplatz bei der von der Schwarzenegger Climate Initiative ausgerichteten Veranstaltung.

Alois Rottensteiner von Fight Food Waste

Gegen Lebensmittelverschwendung

Den 2. Platz bei der Sustainability Challenge sicherte sich das Projekt Fight Food Waste. Die Initiative von Student*innen der WU Wien will Lebensmittel aus der Landwirtschaft retten, die aufgrund von "Normabweichungen" nicht im Handel verkauft werden können und deshalb auf den Feldern liegen bleiben oder weggeworfen werden.

Fight Food Waste sammelt das Obst und Gemüse von Biolandwirt*innen ein und verkauft sie an Privatpersonen oder Großabnehmer, wie etwa Mensen oder Kantinen. 100 Kilogramm Tomaten seien auf diese Weise bereits bei einem Sommerfest der WU Wien gelandet, sagte Mitgründer Alois Rottensteiner beim Pitch. Für Landwirte ergebe sich so eine zusätzliche Einnahmequelle, Konsument*innen könnten Biolebensmittel zu einem günstigeren Preis erwerben.

Anna Larissa Fischer präsentiert ihre Climate Change Education

Klimawandel-Unterricht

Den 3. Platz der Nachhaltigkeits-Challenge errang das Projekt Climate Change Education (CCE), das Klimaunterricht als Pflichtfach an europäischen Schulen ab der 1. Klasse Volksschule etablieren will.

70 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen würden auf den Konsum von privaten Haushalten zurückgehen, der europäische CO2-Fußabdruck könnte um ein Viertel reduziert werden, wenn nachhaltiger konsumiert würde, sagte Anna Larissa Fischer von dem Schulprojekt: "Konsum kann durch Bildung gesteuert werden."

Nehme man die Einführung des "Ethik"-Faches als Vergleich, könnte das Pflichtfach Climate Change Education (CCE) im Herbst 2025 an Österreichs Schulen starten, so die Projektinitiatorin. Notwendig dafür seien unter anderem eine Gesetzesänderung und die Ausarbeitung eines Lehrplans, sagte Fischer: "Dann kann man loslegen."

Der Projektinitiator von BETTer pitcht sein Beistellbett

Beistellbett zum Mieten

Den 4. Platz belegte das Projet BETTer, das Beistellbetten für Babys vermieten will. Beistellbetten würden in der Regel nicht länger als 6 Monate verwendet, sagte einer der Initiatoren beim Pitch. Mit BETTer wolle man dazu beitragen, Sperrmüll zu reduzieren. Der bestehe bis zu fast 70 Prozent aus Möbel und Matratzen und würde auch kaum recycelt. Sein Projekt will das ändern und arbeitet an einem Beistellbett zum Mieten, das weiterverwendet werden kann.

Das Bett soll samt Matratze zugestellt und wenn es nicht mehr gebraucht wird, auch wieder abgeholt werden. Die Kosten des All-Inclusive-Pakets sollen mit 100 bis 150 Euro für den Zeitraum nicht höher sein als beim Kauf. Das Bett könne dann weiterverwendet und am Ende seiner Lebensphase zu 100 Prozent recycelt werden. "Es ist nachhaltig, bequem, praktisch und schön", so der BETTer-Initiator. Die Marktanalyse habe man bereits abgeschlossen. Bis November soll ein erster Prototyp des klimafreundlichen Beistellbetts gefertigt werden.

Bewertet wurden Pitches von einer Jury, die sich aus Rudolf Dömötör (Direktor der WU Gründungszentrums und des ECN), Johanna Zedlacher (The Schwarzenegger Climate Initiative), Boschidar Ganev (AIT) und Claudia Zettel (Chefredakteurin futurezone) zusammensetzte. 

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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