Girl listening to music with headphones and phone
© Getty Images/iStockphoto / Pheelings Media/iStockphoto

Start-ups

Wie ein Wiener Start-up Betrug auf Streaming-Plattformen erkennt

Als der Musikmarkt noch hauptsächlich auf CD-Verkäufe basierte, war die Abrechnung recht nachvollziehbar: Es mussten nur die verkauften Tonträger gezählt werden und die Musiker, Labels und Verwertungsgesellschaften wussten über die Einnahmen Bescheid.

Mittlerweile ist die Musikbranche aber auf den digitalen Vertrieb über Musik-Streamingdienste angewiesen. Und beim Zählen der Streams und der damit verbundenen Einnahmen, müssen sich Musiker, Verwertungsgesellschaften und Labels auf die jeweilige Plattform verlassen und darauf vertrauen, dass die Zahlen auch stimmen. Das ist leider nicht immer der Fall, wie das Wiener Start-up Legitary feststellt. 

Legitary hat nämlich eine Methode entwickelt, mit der überprüft werden kann, ob die von den Streamingdiensten gemeldeten Zahlen auch der Wahrheit entsprechen. Als wir vergangenes Jahr erstmals über das junge Wiener Unternehmen berichtet haben, ist das Start-up erst in Schwung gekommen. Seither hat sich einiges getan. 

Hohe Fehlerquote bei der Abrechnung

"Wir haben im vergangenen Jahr 60 Milliarden Streams aus 180 Ländern analysiert und festgestellt, dass es im Durchschnitt eine Unterbezahlung von 7 Prozent gab", erzählt Nermina Mumic, die das Start-up Legitary gegründet hat. 

"Während manche Plattformen im Schnitt eine Abweichung von weniger als ein Prozent aufweisen, gibt es Streamingdienste, bei denen wir eine Fehlerquote von bis zu 10 Prozent entdeckt haben", sagt Mumic im Gespräch mit der futurezone. Dafür könnten technische Gebrechen genauso verantwortlich sein, wie mutwilliger Betrug. Die fehlenden Beträge bewegen sich im Millionenbereich.

Algorithmus und Machine Learning

Die patentierte Analysemethode von Legitary greift auf die Daten zurück, die den Musikern und Labels gemeldet werden und berücksichtigt sämtliche Plattformen, von Apple Music über Spotify und Deezer bis hin zu YouTube. Aus den Zahlen und den Erfahrungswerten lassen sich mithilfe eines Algorithmus, der auf maschinellem Lernen basiert, mögliche Anomalien erkennen.

Sollte es zu einem diesbezüglichen Rechtsstreit zwischen Musiklabel und Streamingplattform kommen, könne etwa die Legitary-Analyse als Beweis herangezogen werden, erklärt die Firmengründerin. Auch bei künftigen Vertragsverhandlungen zwischen Label und Streaming-Dienst könnten die Daten von Legitary für bessere Vertragsbedingungen ins Feld geführt werden.

Nermina Mumic

Zusammenarbeit mit Major-Labels

Mit der innovativen Lösung, die Transparenz in den digitalen Musikmarkt bringen soll, machte das Wiener Start-up bereits international auf sich aufmerksam. Beim wichtigen Branchenevent MIDEM 2019 in Cannes schaffte es Legitary als erstes österreichisches Start-up nicht nur unter die 20 Finalisten des Start-up-Wettbewerbs MIDEMLAB - Legitary ging dabei als Sieger hervor.

"Wir haben uns gegen Start-ups aus Singapur, Spanien, den USA und Russland durchgesetzt und die hochkarätige Jury überzeugen können", sagt Mumic. Anschließend seien Major-Labels, große Musikvertriebe und Verwertungssgesellschaften auf das Start-up zugekommen. Daraus haben sich mehrere Kooperationen ergeben, in dessen Rahmen mit ausgewählten Kunden bereits erste Pilotprojekte umgesetzt wurden.

Auch bei Video und Gaming anwendbar

Unterstützt wird Legitary unter anderem mit dem Pre-Seed der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws). Aktuell steht eine größere Finanzierungsrunde an, mit der das Start-up am Weltmarkt Fuß fassen will. "Die Basis unseres Unternehmens ist in Wien, doch der Musikmarkt ist hauptsächlich in den USA zuhause", sagt Mumic. Insofern liege der geschäftliche Fokus eben außerhalb von Österreich.

Dass die Analysen von Legitary nicht nur auf den digitalen Musik-Streamingmarkt beschränkt sind, sei für die weiteren Schritte des Start-ups besonders vielsprechend, erklärt Mumic. Denn dieselbe Methodik sei auch auf Videostreams und im Gaming-Bereich anwendbar. Und vor allem der Gaming-Markt verzeichne besonders hohe Zuwachsraten.

 

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

mehr lesen
Florian Christof

Kommentare