Wiener Start-up verkauft Energieeffizienz im Abo
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Das Wiener Start-up nista.io unterstützt Industriebetriebe beim Energiesparen und orientiert sich dabei an der Unterhaltungsbranche. Genauso wie Netflix oder Disney+, die ihren Kund*innen Filme und Serien gegen monatliche Gebühren verkaufen, bietet das von Absolvent*innen der TU Wien gegründete Unternehmen Vorschläge für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im Abo an.
"Unsere Inhalte sind konkrete Lösungen, wie Energie eingespart werden kann", sagt Benjamin Mörzinger, der das Start-up gemeinsam mit Anna Pölzl und Markus Hoffmann gründete.
Das Einsparungspotenzial in den Unternehmen ist jedenfalls groß. Mörzinger beziffert es mit bis zu 20 Prozent. Die Industrie, die fast ein Drittel der Energie verbrauche, sei ein wichtiger Faktor zur Bewältigung der Klimakrise, sagt der Gründer.
Datenanalysesoftware und Expert*innen-Pool
Das Abomodell des Start-ups basiert auf 2 Säulen. Eine Datenanalysesoftware, die vom nist.io-Team in den vergangenen Jahren entwickelt wurde, wertet mithilfe von künstlicher Intelligenz Sensordaten von Maschinen aus. An dem Programm arbeitet das nista.io-Team seit 2019. Hervorgegangen ist sie aus einem Forschungsprojekt an der TU Wien.
Da aber Industriebetriebe keine Software, sondern Lösungen kaufen wollen, bilde die zweite Säule ein Netzwerk von Expert*innen, die auf Basis der Daten konkrete Maßnahmen vorschlagen, sagt der Gründer: "Wir bringen Daten und Experten zusammen."
Weil das Unternehmen mit vielen Kund*innen arbeite, habe man auch Vergleichswerte zu anderen Fabriken, sagt Mörzinger. Unternehmen, die besonders effizient arbeiten, können ihre Erfahrungen auch mit anderen teilen und damit Geld verdienen: "Solche Netzwerksachen funktionieren bei uns."
Auf der Suche nach neuen Tools und Lösungen
Genügt es für Betriebe nicht, einmalige Maßnahmen zu setzen? Warum braucht es ein Abo? Systeme und Unternehmen würden sich genauso ändern wie Strom- und Materialpreise, so der Gründer. Genauso wie Netflix neue Filme und Serien entwickle, sei auch sein Start-up ständig auf der Suche nach neuen Tools und Lösungen.
Die Abopreise sind gestaffelt und orientieren sich unter anderem an Energiekosten und Einsparmöglichkeiten. "Es macht einen Unterschied ob es sich um eine Supermarktfiliale oder ein Zementwerk handelt", sagt Mörzinger.
Energiekrise sorgt für starke Nachfrage
Die Kund*innen des Start-ups reichen von kleinen Möbelwerken bis hin zu großen Zementfabriken, bei denen zweistellige Millionenbeträge im Jahr an Energiekosten anfallen, erzählt der Gründer. Derzeit werde man mit Anfragen geradezu überrannt: "Wir müssen auch nein sagen."
Das liegt vor allem an der Energiekrise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Für viele Unternehmen sei Energie davor irrelevant gewesen, das habe sich mit dem 24. Februar geändert: "Jetzt stellt sich nicht mehr die Frage ob man einsparen kann, sondern ob der Betrieb überhaupt noch am Laufen gehalten werden kann."
"Viel Marktdynamik"
Gegründet wurde das Start-up, das davor unter dem Namen Campfire Solutions firmierte, im Mai 2020. Mittlerweile zählt man 15 Mitarbeiter*innen, dazu kommt ein Netzwerk aus externen Expert*innen. "Es ist viel Marktdynamik da", meint Mörzinger: "Wir könnten 50 Leute beschäftigen."
Deshalb wird auch darüber nachgedacht, eine Finanzierungsrunde vorzuziehen. 2 institutionelle Investoren sind seit Dezember bereits an Bord. Auch eine Preseed-Förderung der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws) konnte sich das Start-up sichern.
Konzentration auf deutschsprachigen Raum
Vorerst bietet das Start-up sein Abomodell in Österreich und Deutschland an. Auch die internationale Expansion sei denkbar. Da man sehr viel mit Energieberater*innen zusammenarbeite, müssten dazu auch Netzwerke vor Ort aufgebaut werden.
Wäre eine solche Lösung auch für private Haushalte denkbar? Das Einsparungspotenzial sei groß, der große Hebel zur Bewältigung der Klimakrise liege aber woanders, sagt Mörzinger: "Es ist wichtig, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind, es wird aber nicht reichen. Man muss systemisch die Energieversorgung und die Industrie umbauen."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und Austria Wirtschaftsservice (aws).
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