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Apps gegen Corona: Suche nach der Ideallösung

Bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie will die Bundesregierung verstärkt auf sogenanntes „Containment“ setzen. Darunter versteht Bundeskanzler Sebastian Kurz den Einsatz von Tracking, Testungen und Isolation infizierter Personen. Dieses Tracking könne „digital oder durch Gespräche stattfinden“, so Kurz. In den vergangenen Wochen hatte er verstärkt Interesse gezeigt, dafür eine Tracking-Lösung einzusetzen. In Österreich hat sich das Rote Kreuz mit der "Stopp Corona"-App in Stellung gebracht. Die Initiative Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing (PEPP-PT) arbeitet derzeit an einer gesamteuropäischen Lösung, ein Prototyp der App soll heute, Dienstag, vorgestellt werden.

An der Entwicklung ist unter anderem das AI Lab des Linz Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität Linz beteiligt. Die Initiative plant, einen europäischen Standard für die Datenübertragung in Apps wie „Stopp Corona“ zu etablieren. „Es muss aber nicht jeder diese App installieren. Ziel ist es, dass alle Apps diesen Standard verwenden“, sagt Bernhard Nessler, der am AI Lab an PEPP-PT arbeitet, im Gespräch mit der futurezone. Man sei dazu bereits im Gespräch mit dem Roten Kreuz. Allerdings könne man niemanden zwingen, den europäischen Standard zu implementieren.

App muss automatisiert funktionieren

Das wichtigste sei, dass Menschen die App freiwillig und anonym nutzen können: „Es gibt mit dem PEPP-PT-Standard keine Möglichkeit, einen Server zu hacken und Informationen darüber zu erhalten, wo sich eine Person gerade aufhält. Diese Informationen verlassen nicht das Smartphone und es gibt keinen zentralen Ort, an dem sie gespeichert sind.“ Auch hier wird man darauf setzen, dass die Daten automatisiert über Bluetooth zwischen den Geräten ausgetauscht werden. „Das muss gehen, ohne dass Menschen aktiv miteinander in Kontakt treten müssen", so Nessler.

Die "Stopp Corona"-App des Roten Kreuz nutzt ein digitales „Händeschütteln“, um anonym Begegnungen mit Menschen zu speichern. Ab Donnerstag soll das automatisch über Bluetooth und WLAN funktionieren. Besteht der Verdacht, dass eine Person, der man begegnet ist, mit COVID-19 infiziert wurde, wird man von der App informiert. Bei der Kommunikation zwischen zwei Geräten mit unterschiedlichen Betriebssystemen würden Schnittstellen wie Google Nearby oder p2pkit genutzt, teilte Michael Zettel von Accenture Österreich, das die App des Roten Kreuzes entwickelt, der futurezone auf Anfrage mit.

Das passiert derzeit freiwillig und daran soll sich laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auch nichts ändern, wie er in einer Pressekonferenz am Montag bestätigte. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hatte am Wochenende die Überlegung geäußert, die „Stopp Corona“-App verpflichtend zu machen und bei Verstößen mit Ausgangssperren zu reagieren. Nach massiver Kritik der Opposition und des Roten Kreuzes, ruderte Sobotka zurück.

Manuelle Kontaktverfolgung zu langsam

Dass solche Apps, an denen in mehreren europäischen Ländern gearbeitet wird, bei der Eindämmung des Virus sehr effektiv sein können, zeigt eine Studie, die vergangene Woche im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde. Manuelle Kontaktverfolgung sei für das Coronavirus nicht schnell genug und würden zur Kontrolle der Epidemie nicht ausreichen, attestierten die Forscher vom Big Data Institut an der Universität OxfordMobile Apps könnten dabei helfen die Verzögerung von der Bestätigung eines Falles bis zur Suche nach Kontakten zu minimieren.

Vorbild Südkorea

In Kürze soll in Österreich eine weitere App, NOVID20, auf den Markt kommen, die sich ein Beispiel an Südkorea nimmt. Das Prinzip ist ähnlich: Menschen sollen freiwillig ihre Kontakte tracken können. "Die App rekonstruiert Kontaktpunkte über Bluetooth-Verbindungen. Die Verarbeitung dieser Daten findet auf dem Gerät statt und muss vom Nutzer aktiv hochgeladen werden. Dieser Prozess wird aktiv in Gang gesetzt, alles basiert auf Freiwilligkeit", erklärt Nikolaus Forgó ist Vorstand des In Instituts für Innovation und Digitalisierung im Recht an der Universität Wien im futurezone-Gespräch. Er prüft die App auf Verstöße gegen Datenschutz und Privatsphäre.

Eine verpflichtende App hält er für bedenklich. Das Tracking sei als eine von vielen Maßnahmen in der Krise legitim, so lange es freiwillig ist. "Sobald Konsequenzen folgen, wenn man die App nicht installiert, sehe ich das kritisch. "Wird die App an eine Ausgangssperre gebunden oder der Arbeitgeber ruft an und verlangt, dass die App installiert wird, ist das nicht mehr freiwillig." Das hält er für rechtswidrig, da Grund- und Freiheitsrechte verletzt würden. Auch die Zeit nach der Krise müsse rechtzeitig bedacht werden. „Wenn solche Maßnahmen einmal aktiv sind, ist es schwer, sie wieder rückgängig zu machen. Dafür muss jemand festlegen, wann die Krise vorbei ist und die Nutzung der Tracking-Apps befristen.“

Lösung ohne Smartphone in Arbeit

Damit solche Tracking-Apps Erfolg haben, muss eine kritische Masse an Personen sie nutzen. Die PEPP-PT Initiative geht davon aus, dass etwa 60 Prozent der Bevölkerung sie nutzen müsste, damit sie effektiv wäre. Doch nicht jeder besitzt ein Smartphone.

Auch das fließt in die Überlegungen von PEPP-PT mit ein. So könnte auch ein einfaches, eigenständiges Bluetooth Gerät ohne Smartphone verwendet werden, um beim Proximity Tracing mitzumachen, heißt es. Daher arbeite man bei der Initiative an einer Art Schlüsselanhänger, der ähnlich wie die App funktionieren soll. Über eine Funkverbindung könnte er ebenfalls anonymisiert Daten sammeln und weitergeben. Auch Accenture Österreich arbeitet für das Rote Kreuz bereits an einer solchen Lösung, wie das Unternehmen gegenüber der futurezone bestätigt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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