Mit diesen Apps kannst du auch ohne Internet weiterchatten
WhatsApp, iMessage und Co. haben allesamt gemeinsam, dass sie über zentrale Server laufen. Sind diese Server nicht erreichbar, ist ein Austausch von Nachrichten nicht mehr möglich. Während solche Ausfälle meist temporärer Natur und auf technische Fehler zurückzuführen sind, gibt es auch Szenarien, in denen die Serververbindung langfristig verunmöglicht wird.
Bei einem großflächigen Netzausfall, Netzüberlastung durch Menschenmassen oder einem längeren Blackout wird die fehlende Internetverbindung zum Problem. Peer-to-Peer-Chat-Apps möchten hier eine unabhängige Alternative bieten. Neben Bitchat, das gerade für großes Interesse sorgt, gibt es schon länger einige Angebote in diesem Bereich.
Wir stellen euch diese P2P-Chat-Apps vor:
- Bitchat: iOS und Android
- Briar: Android
- Berty: iOS und Android
- Bridgefy: iOS und Android
© futurezone/Screenshot
Bitchat
Gerade einmal eine Woche alt ist Bitchat (ausgesprochen: Bit Chat), das neueste Projekt von Twitter-Mitbegründer Jack Dorsey. Bitchat setzt für seine Kommunikation auf ein Mesh-Netzwerk via Bluetooth Low Energy (BLE). Der Start mit Bitchat ist denkbar einfach. Öffnen wir die App, landen wir direkt in einem offenen Chatraum. Am oberen Bildschirmrand sehen wir unseren zufällig generierten Nutzernamen, den wir jederzeit anpassen können.
Ebenfalls zu sehen gibt es hier, wie viele Personen mit Bitchat sich in unserer Nähe befinden. Die Oberfläche der App kommt mit grünem Text auf schwarzem Hintergrund. Sämtliche Nachrichten werden immer mit Zeitstempel und Nutzername angezeigt. Ausgetauscht werden kann hier derzeit nur Text. Dank der Bluetooth-Mesh-Funktion können andere Geräte im Netzwerk die Reichweite vergrößern, sodass Nachrichten ihr Ziel erreichen.
Bitchat setzt laut Whitepaper auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Forward Secrecy, sodass selbst bei einer Kompromittierung alte Nachrichten nicht entschlüsselt werden können. Peer-IDs werden außerdem alle 5 bis 15 Minuten erneuert, um Tracking zu verhindern.
Neben öffentlichen Unterhaltungen bietet Bitchat auch Räume für eigene Themen sowie passwortgeschützte Räume an. Die offizielle App befindet sich derzeit aber in einem Frühstadium und ist weder im App Store noch im Play Store verfügbar. Die Alpha- bzw. Beta-Versionen sind derzeit nur über Umwege erhältlich.
Bitchat ist kostenlos für iOS (Testflight/derzeit voll) und Android (Github/Alpha) erhältlich.
© Briar
Briar
Mit Briar bekommen Nutzerinnen und Nutzer auf Android und Desktop ein Messaging-Tool, das für alle Fälle gewappnet ist. Die quelloffene und werbefreie Anwendung bietet ein Potpourri an Möglichkeiten, mit anderen zu kommunizieren. Beim ersten Start der App müssen wir einen Account erstellen. Mit einer klassischen Registrierung wie bei anderen Apps hat das aber nichts zu tun.
Stattdessen erstellen wir hier einen lokalen Account, der per Passwort abgesichert wird. Angeben müssen wir hier lediglich einen frei wählbaren Nicknamen, der uns gegenüber anderen identifiziert. Im Gegensatz zu anderen Apps in diesem Bereich beschränkt sich Briar nicht nur auf Bluetooth bzw. Wi-Fi. Stattdessen kann standardmäßig P2P-Kommunikation über das Internet bzw. Tor-Netzwerk betrieben werden.
Ist kein Internet verfügbar, können wir auf Bluetooth und Wi-Fi wechseln. Um Kontakte hinzuzufügen, gibt es in Briar 2 Optionen. Befindet sich die Person in unserer Nähe, müssen wir einen QR-Code scannen, um den Kontakt hinzufügen zu können. Ist unser Gegenüber weit entfernt, generiert die App einen Link, den wir über Apps wie Signal weitergeben müssen.
Neben privaten Chats gibt es bei Briar Gruppen und Foren sowie Blogs, die von unseren Kontakten gesehen werden können. Briar hat außerdem einige praktische Features an Bord. So können wir beispielsweise unsere Kontakte untereinander vorstellen, sodass diese keine zusätzliche Verifikation in der Nähe durchführen müssen. Zudem können wir die App jederzeit mit anderen, auch wenn kein Internet verfügbar ist, teilen. Briar macht die App-Datei als Download verfügbar, sodass andere Geräte in der Nähe diese herunterladen können.
Briar ist kostenlos für Android erhältlich.
© Chat-Übersicht von Berty mit einzelnen Kontakten
Berty
Ebenfalls quelloffen und mit mehreren Kommunikationswegen ausgestattet ist die App Berty. Die von einem französischen Non-Profit entwickelte App kann sowohl mit als auch ohne Internet genutzt werden. Zum Start mit der App legen wir einen lokalen Account an, der optional mit Nickname bestückt werden kann.
Danach können wir bereits Kontakte hinzufügen. Dazu gibt es 2 Möglichkeiten. In der Nähe verifizieren wir uns gegenseitig über einen QR-Code. Über die Distanz hilft uns Berty mit einem generierten Link. Berty ist von Haus aus Ende-zu-Ende-verschlüsselt und unterstützt alle wichtigen Kernfunktionen eines Messengers.
Wir können entweder private Nachrichten mit einzelnen Personen austauschen oder Gruppen mit mehreren Teilnehmerinnen und Teilnehmern erstellen. Neben klassischen Textnachrichten unterstützt die App auch Fotos und Videos sowie Sprachnachrichten.
Sofern Internet verfügbar ist, tauscht Berty unserer Nachrichten direkt, ohne Server als Zwischenstation, aus. Ist kein Internet verfügbar, kann über Bluetooth in der Nähe weiter kommuniziert werden. Unter der Haube werkelt bei Berty das Wesh Protocol, mit dem unter anderem ermöglicht wird, dass Geräte untereinander Nachrichten weiterleiten und so die Empfangsweite ohne Internet vergrößern.
© Bridgefy
Bridgefy
Bereits länger auf dem Markt möchte Bridgefy eine unkomplizierte Chat-Experience ohne Internet bieten. Starten wir die App zum ersten Mal, müssen wir Bluetooth für sie freigeben. Außerdem braucht es bei der allerersten Nutzung eine Internetverbindung. Dann können wir die von der App angekündigte „Bluetooth Magic“ auch schon nutzen.
In der Chat-Liste versammeln sich dann der öffentliche Chat, private Chats sowie Personen in unserer Nähe. Schreiben wir in den öffentlichen Chat, erhalten sämtliche Personen, die in Empfangsweite sind, unsere Nachrichten. Durch Tippen auf den Avatar einer Person im öffentlichen Chat oder aus der Liste „in der Nähe“ können wir aber auch private Nachrichten senden, die nur für Empfängerin und Empfänger bestimmt sind.
Die gegenseitige Identifizierung findet über einen von uns festgelegten Namen statt. Neben dem Austausch von Text können auch Videos und Bilder geteilt werden. Dank Mesh-Mode verlängert sich die Reichweite unserer Nachrichten um jedes Gerät, das untereinander Kontakt hat. Größter Kritikpunkt an Bridgefy ist die überbordende Werbung, die aber immerhin um 99 Cent entfernt werden kann.