Bewegungsdaten: A1 übernimmt Start-up Invenium
Das steirische Bewegungsdaten-Start-up Invenium ist nun mehrheitlich in der Hand von A1. Der Telekom-Konzern kündigte die Übernahme am Donnerstag an. Das Start-up hat seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit seinen Datenanalysen wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Es wertet auf Basis von A1-Mobilfunkdaten anonymisiert die Mobilitätsströme der österreichischen Bevölkerung aus. So lassen sich etwa Rückschlüsse auf das Bewegungsverhalten der Österreicher im Lockdown machen.
Datengetriebene Wirtschaft
A1-CEO Thomas Arnoldner sieht die Investition als weiteren Schritt seines Unternehmens vom reinen Infrastruktur-Anbieter hin zum digitalen Dienstleister. "Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung ist, wie abhängig wir mittlerweile von ihr sind. Aus europäischer Sicht geht es jetzt besonders stark darum, eine datengetriebene Wirtschaft und einen starken Gegenpol zum Silicon Valley und China aufzubauen", zeigte sich Arnoldner bei der virtuell abgehaltenen Pressekonferenz überzeugt.
Neben weiteren Corona-getriebenen Analysen - zuletzt wurde etwa auch das Besucheraufkommen in Schigebieten ausgewertet - sollen die Daten künftig vor allem für Verkehrsstromanalysen, aber auch im Tourismus eingesetzt werden. Über die daraus gemachten Erkenntnisse könne man etwa ablesen, wie öffentlicher Verkehr zu welchem Zeitpunkt genutzt werde oder wo es Engpässe beim Individualverkehr gebe. Auch Touristenströme zu Sehenswürdigkeiten könnten so besser gelenkt werden, sprach Arnoldner einige Anwendungsszenarien an.
"Keine schwarzen Schafe finden"
Das Thema Datenschutz spielte bei der Ankündigung einmal mehr eine große Rolle. Sowohl Arnoldner als auch Invenium-Gründer Michael Cik pochten darauf, dass die Analysen zu 100 Prozent datenschutzkonform seien und keine Rückschlüsse auf einzelne Nutzer ziehen lassen würden. "Es geht uns eben gerade nicht darum, einzelne schwarze Schafe oder eben den einzelnen Schifahren zu finden, sondern darum, aggregierte Daten von Gruppen zu erstellen. Auf Basis dessen kann man dann Maßnahmen ergreifen, etwa um Besucherströme sicherer und kontrollierter zu lenken", erklärt Cik auf eine Frage der futurezone.
Auch Wirtschafts- und Forschungslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl unterstrich, dass das Land Steiermark keine Zugriffe auf die Invenium- bzw. A1-Daten habe. Man könne aus den gemachten Analysen allerdings lernen, inwiefern die Kapazitäten von Schigebieten, aber auch anderer Besucherziele und Sehenswürdigkeiten ausgeschöpft sind. "Wenn man diese Daten hat, kann man mit gezielten Maßnahmen - wie etwa Werbung für andere Sehenswürdigkeiten gegenlenken", sagte Eibinger-Miedl.
Team verbleibt in Graz
Nach der Übernahme des aus der TU Graz hervorgegangenen Start-ups ändert sich vordergründig zunächst einmal nichts. Laut Invenium-Gründer Cik verbleibt das Forschungs- und Entwicklungsteam am Standort Graz. Die Datendienste werden - wie auch schon bisher - nicht nur in Österreich, sondern in den insgesamt sieben A1-Konzernländern angeboten. Explizit wurden dabei Slowenien und Serbien genannt, wo der A1-Konzern ebenfalls vertreten ist.
Einmal mehr wiesen sowohl A1 als auch Invenium darauf hin, dass Informationen nicht als Rohdaten zur Verfügung gestellt werden. Wie heikel der Umgang, aber vor allem auch die Interpretation von Bewegungsdaten ist, mussten die Unternehmen bei einem im Frühling eingeführten Dashboard erkennen, das Analysen in Echtzeit öffentlich zugänglich machte. Dieses wurde nun wieder abgedreht, da es immer wieder zu Fehlinterpretationen gekommen sei, wie Cik gegenüber der futurezone zuletzt mitteilte.
Cik gab damals folgendes Beispiel: "In einer kleinen ländlichen Gemeinde gibt es keinen Supermarkt, keinen Arzt, keine Apotheke. Natürlich müssen alle Bewohner woanders hin fahren, um ihre Besorgungen zu erledigen, dementsprechend mehr Kilometer legen sie zurück. Die Interpretation könnte dann sein: Diese Leute halten sich nicht an die Regeln und bleiben nicht daheim." Invenium liefere weiterhin auf Anfragen Informationen, das Dashboard zeigt aber keine aktuellen Daten mehr an.