B2B

Hot-Chef: "Durch uns sind Mobilfunkpreise wieder gesunken"

Der virtuelle Mobilfunker HoT ist seit fünf Jahren am heimischen Markt vertreten, seit 2017 ist er auch in Slowenien aktiv. Über eine Million Kunden wurden seither gewonnen. Der Markteintritt habe deutliche Auswirkungen auf den Mobilfunkmarkt gehabt, ist Michael Krammer überzeugt. Der CEO des HoT-Betreibers Ventocom hat am Donnerstag Resümee über die vergangenen Jahre gezogen.

Kundengewinn trotz Stagnation

"Die Anzahl der SIM-Karten für Smartphones und mobiles Breitband stagniert seit Jahren. Dennoch gewinnen wir Kunden dazu", meint Krammer. Mit einem Plus von 85.000 Kunden im Jahr 2019 sei man unter den heimischen Mobilfunkanbietern (nicht nur den virtuellen, also MVNO) die klare Nummer eins. Gelungen sei dies durch ein innovatives Geschäftsmodell und einen klaren Kundenfokus. "Bei meinem alten Mobilfunktarif sind die Leistungen über Jahre gleich geblieben, während der Preis wegen der Indexanpassung stieg. Wir haben da ein anderes Verständnis: Der Preis bleibt gleich, die Leistung wird ständig verbessert."

Im Jänner 2015 ist Ventocom gemeinsam mit seinem HoT-Vertriebspartner Hofer angetreten, um einem steigenden Preisniveau für Mobilfunk in Österreich entgegenzutreten. Treiber der damaligen Entwicklung sei laut Krammer der Zusammenschluss von Drei und Orange gewesen. Die Marktkonsolidierung auf nunmehr drei große Player habe sich deutlich auf Endkunden ausgewirkt. Seit HoT und andere virtuelle Mobilfunker am Markt vertreten sind, sei das Preisniveau stetig gesunken. Heute sei es auf einem so niedrigen Wert wie seit 2011 nicht mehr.Ventocom, das neben HoT auch die Mobilfunkmarken Liwest Mobil und Rapid Mobil, sowie weitere Subunternehmen (u.a. für Softwareentwicklung) betreibt, hat seinen Umsatz zuletzt  (2019) auf über 70 Millionen Euro gesteigert. 75 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, das von Krammer und vier anderen "Mobilfunk-Veteranen" 2013 gegründet wurde. Welchen Gewinn Ventocom im Vorjahr machte, das verrät Krammer nicht, nur soviel: "man kann gut davon leben, wenn man sparsam ist".

Bis November 2019 war Ventocom-Chef Michael Krammer auch Präsident des SK Rapid Wien

Großer Wandel in fünf Jahren

In den vergangenen fünf Jahren habe sich der Mobilfunkmarkt laut Krammer auf vielfältige Weise verändert und weiterentwickelt. Das Wachstum an verkauften SIM-Karten resultiere heute etwa ausschließlich aus den Zuwächsen im Machine-to-Machine-Bereich (M2M), also etwa für Internet-of-Things-Anwendungen. Im Handybereich sei zu bemerken, dass Smartphones heute durchschnittlich länger verwendet werden. Laut Krammer liege das am Anteil der SIM-only-Nutzer, die seit 2015 von 25 auf 35 Prozent aller Handynutzer gestiegen ist. Kunden gingen dadurch sorgsamer mit ihren Geräten um und geben sie oft ihren Kindern weiter. Gerade Oberklasse-Smartphones ließen diese langjährige Nutzung auch mehr denn je zu, meint Krammer. "Noch dazu gibt es keine großen Design-Änderungen. Ein Smartphone heute schaut mehr oder weniger gleich aus wie eines von 2015."

Die Bereitschaft, seinen Mobilfunkanbieter zu wechseln, nehme laut dem Ventocom-Chef seit Jahren ab. Waren 2015 noch 18 Prozent der Handynutzer "sehr wechselbereit", sind es heute nur noch 11 Prozent. Dennoch werde gewechselt, wobei HoT zuletzt seinen Spitzenplatz verlor. Bei der Nettobilanz, also dem Vergleich von Kundenab- und -Zugängen sei die Marke aber weiterhin auf Platz eins.

Roaming kostet HoT einiges...

Eine allgemein bekannte Entwicklung, die Krammer auch erwähnt, ist der rasante Anstieg des durchschnittlich verbrauchten Datenvolumens. Mobilfunkkunden verbrauchen nicht nur im Inland deutlich mehr Datenvolumen als je zuvor, sondern auch im Ausland. "Das Datenvolumen im Roaming hat sich seit 2015 verachzigfacht", sagt Krammer. Durch die EU-Roamingregelung habe es außerdem einen fünffach höheren Verbrauch an Gesprächsminuten gegeben. Lediglich bei SMS - deren Nutzung im Allgemeinen stark abgenommen hat - sei das Niveau gleich geblieben.Für HoT bzw. Ventocom habe die Entwicklung hohe Mehrkosten gebracht. "Die EU reguliert die Einkaufspreise für die Mobilfunker. Diese Preise sind nicht angepasst worden", kritisiert Krammer. Bei HoT ergebe sich alleine dadurch ein Verlust von 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Auf EU-Ebene kämpfe Krammer deswegen gemeinsam mit anderen MVNO-Vertretern um eine Änderung der "schwachsinnigen" EU-Regelung. "Wir gehen aber davon aus, dass die Einkaufspreise den Marktgegebenheiten angepasst werden."

SIM-Karten müssen in Österreich registriert werden, auch wenn sie ohne Vertrag genutzt werden

... Registrierpflicht ebenso

Mehrkosten sind HoT auch durch die Anfang 2019 eingeführte Registrierpflicht für Wertkarten-SIMs entstanden. Im Vorjahr hätten sich 500.000 HoT-Kunden registriert, der Großteil davon (57 Prozent) in Hofer-Filialen, der Rest online. Pro Registrierung kalkuliert Krammer Kosten von drei Euro vor. Aufwand habe es v.a. durch die Entwicklung neuer Software für den Registrierungsprozess, sowie die Ausstattung von Hofer-Filialen mit Registriersystemen gegeben. Von der neuen Regierung erwartet sich Krammer deshalb einen unter der früheren ÖVP-FPÖ-Regierung in Aussicht gestellten Kostenersatz.

Die Registrierung der Wertkarten-Kunden sei generell wesentlich schneller abgelaufen, als man erwartet hatte. 96 Prozent aller Wertkarten-Kunden von HoT seien derzeit bereits registriert. Auf die Frage, ob es immer noch Kunden gebe, die anonym bleiben wollen, antwortet Krammer: "Ja, die gibts. Die haben zuletzt noch viel Guthaben auf ihre Karten geladen und bleiben, solange das gültig ist, weiterhin anonym. Wir gehen davon aus, dass die sich danach ausländische SIM-Karten nehmen". In Slowenien, Tschechien sowie einigen weiteren EU-Ländern gebe es keine Registrierpflicht. "Außerdem wissen wir, dass man in kleinen Handyshops SIM-Karten kaufen kann, die auf irgendwelche anderen Namen registriert sind. Wir haben darauf hingewiesen, dass die Registrierpflicht sinnlos ist, aber was solls."

Abwarten bei 5G

Dem Thema 5G blickt Krammer unaufgeregt entgegen. "Das ist eine normale Weiterentwicklung unserer Industrie, die notwendig ist. Man kann mit 5G zehn Mal so viel Datenverkehr bewältigen wie mit LTE, es ist also eine klare Sache, dass man das macht." 2020 wolle man genau über "relevante Anwendungen von 5G für normale Konsumenten", Tarife und Endgeräte nachdenken. Derzeit weisen letztere noch einige "Early-Adopter-Probleme" auf. Sie unterstützen etwa nicht alle notwendigen Frequenzen, um die im Aufbau befindlichen heimischen 5G-Netze zu nutzen.

"Dass 5G ein Phänomen für den Massenmarkt wird, erwarten wir erst für 2022 oder 2023", meint Krammer. "Bis dahin wollen wir das Spiel 'Such die 5G-Station' nicht mitspielen." Man werde abwarten, bis die Netzabdeckung ausreichend ist und Endgerätepreise auf ein akzeptables Niveau sinken. Für den März kündigt Krammer Neuigkeiten für HoT-Kunden an. Den fünfjährigen Geburtstag von HoT werden man also erst dann feiern. Ein 5G-Angebot wird es zur Feier jedenfalls "definitiv nicht geben".

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

mehr lesen