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Tesla schlingert zwischen Hype und PR-Desaster

Wenn es in den vergangenen Jahren um die Zukunft des Autos ging, führte lange kein Weg an Tesla und seinem charismatischen Gründer Elon Musk vorbei. Zuerst von den etablierten Autokonzernen belächelt, forcierten diese schließlich ebenfalls Musks Vision vom Elektroantrieb und autonomen Fahren.Doch nun gerät der gehypte Konzern immer stärker unter Druck.

Das Hauptproblem des Autobauers ist hausgemacht. Die Produktion des günstigeren „Model 3“ entpuppte sich als „Hölle“, wie es Musk beschrieb. Vom Ziel, Mitte des Jahres 5000 Wagen pro Woche zu produzieren, ist Tesla weit entfernt. 2020 Autos hat Tesla laut eigenen Aussagen zuletzt in sieben Tagen geschafft. Die Steigerung auf zweieinhalb mal so viele Autos pro Woche will Tesla dennoch schaffen.

„Schlafe in Fabrik“

Am Dienstag teilte Musk einmal mehr PR-wirksam auf Twitter mit, er werde ab sofort in der Tesla-Fabrik schlafen, um die Produktion persönlich zu überwachen. Der ernste Hintergrund der Meldung: Der erst vor einem Jahr angetretene Produktionsmanager Doug Field wird von Elon Musk abgelöst und soll sich nun wieder rein um die Entwicklung der Fahrzeuge kümmern.

Dass Musk sich in Krisensituationen gerne mit flapsigen Sprüchen Luft verschafft, ist mittlerweile bekannt. „Wir müssen leider mitteilen, dass Tesla komplett pleite ist“, teilte er am 1. April mit. Den Scherz versah er auf Twitter mit einem Bild von sich, das ihn nach einer durchzechten Nacht schlafend an einem Tesla-Wagen lehnend zeigt.

Fondsmanager stichelt

Anlass der Aktion war die Warnung des Hedgefonds-Managers John Thompson, der den Autobauer kurz vor der Pleite sieht: „ Tesla produzierte im Vorjahr gerade einmal 100.000 Autos, machte zwei Milliarden Dollar Verlust und ist noch für drei Monate flüssig. Ford etwa produzierte im Vorjahr sechs Millionen Autos, machte 7,6 Milliarden Dollar Gewinn und hat zwölf Milliarden Dollar Bargeld auf der Seite.“

Dass der Marktwert von Tesla angesichts dieser Zahlen doppelt so hoch sei wie der von Ford, sei absurd. An der Börse lassen sich die Probleme jedenfalls nicht mehr schönreden. Die Aktie stürzte am Montag auf das Niveau von Februar 2014 ab, erholte sich nach Bekanntgabe von Produktionszahlen am Dienstag zumindest leicht. Im Rahmen dieser Veröffentlichung ließ Tesla wissen, dass man bis Ende Jahres kein frisches Kapital brauche - wohl auch eine Reaktion auf den Fondsmanager.

Unfall mit Folgen

Witz und Charme werden Musk jedenfalls im Umgang mit dem tödlichen Tesla-Unfall Ende März nicht weiterhelfen. Denn wie zuletzt bekannt wurde, fuhr das „Model X“ beim Unfall mit Autopilot. Der Konzern ging am Wochenende in die Offensive und gab dem getöteten Fahrer die Schuld. Dieser habe Warnungen des Systems ignoriert und die Hände nicht am Lenkrad gehabt.

Die US-Behörde, die den Unfall noch untersucht, kritisierte die vorschnelle Veröffentlichung. Musk selber schwieg dazu und postete lieber ein Video eines selbstfahrenden Teslas, der die Wiener Höhenstraße offenbar allein meistert.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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