Warum ohne Amazon große Teile des Internets offline gehen
Am Montag, dem 20. Oktober, kam es zu Ausfällen bei zahlreichen Online-Diensten. Neben dem Messenger Signal waren etwa auch das KI-Tool Perplexity, Snapchat, Duolingo sowie Games wie Pokémon GO oder Fortnite nicht erreichbar.
Was haben all diese Dienste gemeinsam? Die Antwort lautet Amazon. Was den meisten Kunden, die über Amazon einkaufen, nicht bewusst ist, ist dass der Versanddienstleister mit Amazon Web Services für das Funktionieren eines Großteils des Internets verantwortlich ist.
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Amazon Web Services
Bei Amazon Web Services - oder AWS - handelt es sich um eine Subfirma von Amazon. Das Geschäftsmodell ist Cloud-Infrastruktur an andere Firmen zu vermieten. Dazu betreibt Amazon riesige Rechenzentren, deren Kapazitäten dann gegen Bezahlung bereitgestellt werden. Laut aktuellen Statistiken ist Amazon hier mit einem Anteil von rund 30 Prozent der Marktführer vor Microsoft, Google oder IBM.
Bildlich gesprochen: Anstatt, dass sich Firmen wie Reddit, Netflix oder X selbst Server-Racks in den Keller stellen, mieten sie sich die notwendigen Computer und Dienste einfach bei Amazon. Der Nachteil: Gibt es bei Amazon ein gröberes Problem bzw. fällt etwas aus, wird ein großer Teil des Internets mitgerissen. Derartige Ausfälle sind zwar selten, passieren aber dennoch immer wieder, wie man am Montag sah.
Neben den genannten hat AWS noch viele weitere große Kunden. Darunter etwa Airbnb, die NASA oder auch Twitch.
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Vorteile
Auch wenn es an dieser Stelle vielleicht etwas komisch klingt: Genau die Ausfallsicherheit ist einer der größten Vorteile von AWS. Amazon hat Rechenzentren auf der ganzen Welt strategisch verteilt - Anfang 2020 eröffnete AWS auch einen Standort in Wien. Die Standorte sind so miteinander so vernetzt, dass bei Problemen an einer Location rasch auf eine andere gewechselt werden kann. Kurze Ausfälle sind dennoch nicht ausgeschlossen und kommen gelegentlich vor.
Ein Vorteil für Unternehmen sind die überschaubaren Erstinvestitionen im Vergleich dazu, selbst Hardware anzuschaffen. Auch muss man kein Personal bezahlen, das sich um einen reibungslosen Betrieb kümmert. Dazu kommt einfache Skalierbarkeit. Gerade heutzutage, wo Start-ups rasant wachsen können, kann man per AWS genauso rasant Rechenkapazität einkaufen.
Die Bestandteile von AWS sind vielfältig. Gemietet werden können etwa virtuelle Server auf Basis von Linux oder Windows, Cloud-Speicherplatz, virtuelle Datenbanken und vieles mehr.
Riesiges Geschäft
Die Idee für AWS nahm Anfang der 2000er-Jahre ihren Ausgang, als Amazon Shop-Infrastruktur als Service anbieten wollte. Daraus entwickelte sich die Idee weitere Funktionen für Unternehmen zur Verfügung zu stellen. 2006 wurde dann AWS gegründet. Viele Start-ups haben auf die Dienste des Unternehmens zurückgegriffen und sind gewachsen, ohne sich jemals eigene Rechenzentren anzuschaffen - wie etwa Netflix, das für gigantische Datenmengen verantwortlich ist.
Für Amazon sind die Cloud-Dienste ein riesiges Geschäft. Bei den letzten Quartalszahlen (Q2 2025) hatte Amazon Web Services (AWS) einen Anteil von etwa 18 Prozent am Gesamtumsatz von Amazon. Der Umsatz von AWS betrug demnach 30,9 Milliarden US-Dollar, was einem Wachstum von 17,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Noch größer ist der Gewinnbeitrag, denn AWS ist für ungefähr 62 Prozent des operativen Gewinns verantwortlich, was die Cloud-Sparte zum profitabelsten Bereich des Unternehmens macht.
Nicht von ungefähr kommt deshalb wohl auch, dass Jeff Bezos 2021 seinen CEO-Posten für den damaligen AWS-Chef Andy Jassy geräumt hat. Dieser war maßgeblich am Aufbau von AWS als führendes Cloud-Unternehmen beteiligt.