Amazon stolpert über Flaschen voller Urin
Amazon ist mit Anschuldigungen konfrontiert, wonach seine Paketauslieferer unter solchem Zeitdruck stehen, dass sie sich während ihres Dienstes in ihren Fahrzeugen erleichtern, anstatt Toiletten aufzusuchen. Beim Umgang mit diesem Vorwurf hat sich das Unternehmen nun in ein Fettnäpfchen gesetzt. Als Antwort auf einen kritischen Tweet eines US-Parlamentsabgeordneten schrieb Amazon: "Sie glauben doch nicht wirklich an dieses In-Flaschen-Pissen-Ding, oder?" Interne Dokumente zeigen aber, dass Amazon über die Praxis gut Bescheid weiß.
Flaschen, Becher, Schalen, Säcke
Aus Verhaltensrichtlinien für Fahrer und durchgesickerten E-Mails geht hervor, dass sich Amazon darüber im Klaren ist, dass das Verwenden von Plastikflaschen, Bechern, Schalen und Säcken, um darin zu urinieren und defäkieren, unter seinen Fahrern verbreitet ist. Dass Amazon die Kenntnis dieses Umstandes öffentlich leugnet ist umso unverständlicher, da Amazon-Fahrer darüber auf frei zugänglichen Webseiten berichten.
Gepostete Bilder
Auf Reddit wurden etwa zahlreiche Bilder von "Pissflaschen" gepostet und Fahrer überbieten sich gegenseitig mit Schilderungen, welch absurde Gefäße sie bereits zur körperlichen Erleichterung verwenden mussten. Ein Gang zur Toilette würde ihnen zuviel Zeit kosten, wodurch sie Lieferquoten nicht erfüllen könnten und mit Sanktionen seitens des Arbeitgebers konfrontiert wären, lautet ihre Rechtfertigung.
Betriebsrat
Mehrere Fahrer beschweren sich auch öffentlich darüber, dass sie bereits bei Dienstantritt Gefäße mit Urin oder Exkrementen des Vorbenutzers in ihrem Fahrzeug vorfinden. Dass Amazon seinen Angestellten untragbare Arbeitsbedingungen zumutet, ist ein seit vielen Jahren vorgebrachter Vorwurf. Die aktuelle Debatte wird anlässlich der ersten Betriebsratswahl in einem Amazon-Verteilzentrum in der Stadt Bessemer, Alabama, geführt. Zur Gründung des dortigen Betriebsrates wird auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders erwartet.