Keine E-Auto-Zukunft ohne Schnellladen
Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos steigt in Österreich weiterhin rasant an, nicht zuletzt aufgrund der hohen Treibstoffpreise für Verbrenner. Für die Umwelt ist das erfreulich, doch gerade in der Stadt sind die Möglichkeiten, das Auto schnell aufzuladen, noch rar.
Wien Energie hat am gestrigen Donnerstag einen ersten Schnellladepark mit 10 Säulen am Margaretengürtel in Wien eröffnet. Dort können Fahrzeuge mit Ökostrom aufgeladen werden. Damit ist ein erster Schritt getan, um insbesondere Pendler*innen eine sorgenfreie Fahrt zu ermöglichen.
Wien im E-Auto-Fieber
Die Betonung liegt hier auf einen Schritt. Um die Elektromobilität sinnvoll zu ermöglichen, sind noch viele weitere nötig. Deshalb gilt es herauszufinden, wo der größte Bedarf für Ladesäulen besteht und wie viele überhaupt nötig sind, um in Zukunft alle E-Autos mit Strom zu versorgen.
Damit wurde die BOKU mit einer Studie (hier) beauftragt. „Wir haben eine Simulation mit Daten zum Fahrzeugbestand, Kosten für E-Autos, Strom und Treibstoff sowie den Reichweiten der Fahrzeuge gefüttert“, erklärt Studienleiter Paul Pfaffenbichler der futurezone.
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Dabei ermittelten die Forscher*innen, dass die Zahl der aktuell 20.000 in Wien zugelassenen E-Pkw bis 2030 auf 155.000 ansteigen wird, also um 625 Prozent. 2040 sollen es 377.000 bis 454.000 werden. Abhängig ist das von der Bereitschaft der Politik, die E-Mobilität zu fördern und vom Ausbau der Ladeinfrastruktur. Um diese enorme Flotte an E-Autos auch aufladen zu können, sind bis 2040 fast 12.000 Ladesäulen in Wien notwendig, schließt Pfaffenbichler aus seinen Berechnungen.
100 km in 6 Minuten
Der Unterschied zwischen Schnellladestationen, wie die neue am Margaretengürtel, und normalen Stationen, ist signifikant. Für dieses Beispiel dient der Cupra Born. Das sportliche und kompakte Auto ist mit dem VW ID.3 verwandt und wurde 2022, nach dem Tesla Model Y, am häufigsten in Österreich neu zugelassen. Laut Herstellerangaben lassen sich in 6 Minuten an einer 150-kW-Ladesäule eine Reichweite von 100 Kilometern hinzufügen. Bei einer normalen Ladesäule mit 11 kW wartet man dafür 83 Minuten.
Die große Sorge vieler Personen ist es, zu häufig laden zu müssen oder zu viel Zeit mit Warten auf den Strom verbringen zu müssen. Mit Schnellladestationen müssen sich aber nicht mal Pendler*innen sorgen machen.
Der Cubra Born hat eine Reichweite von etwa 400 Kilometer. Laut Statistik Austria fahren Pendler*innen in Österreich 27 Kilometer pro Arbeitstag. In einer fünftägigen Arbeitswoche sind das 135 Kilometer. Für diese Strecke müsste die Person also nur einmal pro Woche 8 Minuten an einer Schnellladestation das Fahrzeug mit Strom betanken.
In Wien sind aktuell nur 63 der insgesamt 2.000 von Wien Energie betriebenen Ladepunkte Schnellladesäulen mit 150 kW. Neue Ladetechnologien nutzen ein verlustärmeres 800-Volt-System, bei dem mit bis zu 400-kW-Leistung geladen werden kann – an entsprechenden Ladestationen. Aktuelle Beispiele wie der Audi A6 e-tron laden zwar „nur“ mit 270 kW, trotzdem kann hier laut Hersteller in 10 Minuten Energie für 300 km aufgenommen werden.
Laden statt parken
Waren E-Autos früher vor allem am Land verbreitet, gleicht sich die Zahl der Zulassung in der Stadt inzwischen an. Dort gibt es aber wenige private Park- und Lademöglichkeiten. Zu den ohnehin schon knappen Ladesäulen kommt noch hinzu, dass nicht alle E-Fahrer*innen rücksichtsvoll agieren.
Denn die Studie stellt auch heraus, dass viele E-Autos deutlich länger an den Stationen stehen als es notwendig wäre. Bei Schnellladesäulen stehen Fahrzeuge bis zu 8-mal länger als sie eigentlich laden. Damit wird die Säule für andere blockiert.
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Schnelladepunkte sind teuer
Im Idealfall würde es für jedes Elektroauto einen Parkplatz mit Ladesäule geben. Aufgrund der Kosten der Infrastruktur erscheint diese Wunschvorstellung aber derzeit unerreichbar. Laut dem Hersteller virta kann man mit Kosten von 200 Euro pro Kilowatt Leistung rechnen.
Um den Bedarf im Jahr 2040 zu decken, sind laut Studie allein in Wien 7.000 normale und 4.700 Schnellladepunkte notwendig. „Das ist eine große Herausforderung, aber machbar. Mit mehr Schnellladepunkten könnten es auch mit weniger Ladestationen gehen“, schätzt Pfaffenbichler die Lage ein.