Boeing 787 fliegt erstmals mit altem Speiseöl über den Atlantik
Zum allerersten Mal hat eine Passagiermaschine den Atlantik überquert, die vollständig mit nachhaltigem Treibstoff (SAF, Sustainable Aviation Fuel) angetrieben wurde. Die Boeing 787 von Virgin Atlantic ist am Dienstagmittag vom Londoner Flughafen Heathrow abgehoben und nach einer Flugzeit von etwas mehr als 7 Stunden in New York gelandet.
Virgin Atlantic nutzte für den Premierenflug eine SAF-Treibstoffmischung, die hauptsächlich aus Talg, Altspeiseöl und anderen Abfallprodukten besteht. Wissenschafter*innen an Bord der Maschine sollen während des Fluges die Emissionen, Abgase und den Ausstoß der Triebwerke messen.
Der verwendete SAF-Treibstoff soll die Kohlenstoffemissionen im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin um 70 Prozent senken können. An Bord der Maschine waren 60 Tonnen Sustainable Aviation Fuel.
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Frittenfett und Schlachtabfälle
Die Boeing 787 von Virgin Atlantic ist mit Trent-1000-Triebwerken aus dem Hause Rolls-Royce ausgestattet. Erst vor kurzem hatte der britische Triebwerkshersteller bekannt gegeben, dass alle aktuellen Rolls-Royce-Triebwerke zu 100 Prozent mit nachhaltigem Flugzeugtreibstoff (SAF) betrieben werden können.
SAF-Treibstoff ist grundsätzlich alles, was nicht aus fossilen Ausgangsstoffen produziert wird und insofern nachhaltig ist. So kann SAF-Treibstoff etwa aus Frittenfett, Schlacht- und Fischabfällen sowie Pflanzenölen und ihren Reststoffen hergestellt werden.
Internationale Standards erlauben derzeit lediglich ein Gemisch aus 50 Prozent SAF und 50 Prozent herkömmlichen Treibstoff. Rolls-Royce schätzt, dass bis 2050 ein CO2-neutrales Fliegen möglich sein wird.
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SAF-Werke sollen in Großbritannien entstehen
Dieser erste Transatlantikflug zeige, wie die Luftfahrt dekarbonisiert werde und Emissionen deutlich reduziert werden könnten, sagte der britische Verkehrsminister Mark Harper vorab. Er war ebenso an Bord wie Virgin-Gründer Richard Branson und der Chef von Virgin Atlantic, Shai Weiss. Zahlende Passagiere waren nicht an Bord.
Die britische Regierung hat das Vorhaben mit einer Million Pfund (1,15 Mio Euro) unterstützt. Vorab hatte die britische Flugaufsichtsbehörde mehrere Tests durchgeführt. Großbritannien will bis 2025 insgesamt 5 SAF-Werke bauen.
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Enorme Emissionen der Luftfahrt
Die Luftfahrt macht nach Schätzungen im Jahr rund 2,5 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus - mehr als Deutschland, das unter den 10 größten CO2-Verursachern der Welt ist. Neben effizienteren Triebwerken und Ausgleichsmaßnahmen setzt die Industrie deshalb auf SAF.
Die Initiative Aviation Environment Federation kritisierte eine Aussage von Verkehrsminister Harper, die Technologie werde "Fliegen ohne Schuldgefühle Wirklichkeit werden lassen", als schlechten Witz. SAF mache weltweit rund 0,1 Prozent des Flugtreibstoffs aus, und es werde schwer sein, den Anteil auf eine nachhaltige Größenordnung zu steigern.