Google Maps zeigt Nutzern unterschiedliche Ländergrenzen an
Eigentlich sollte man meinen, Google Maps zeigt jedem Nutzer in jeder Region das gleich an. Einem Bericht der Washington Post zufolge passt die Karten-App, die gerade 15 Jahre alt wurde, allerdings die Ländergrenzen für User aus unterschiedlichen Regionen an.
So scheint die Himalaya-Region Kashmir, um die Indien und Pakistan seit 70 Jahren kämpfen, für Nutzer aus fast aller Welt mit einer Vielzahl gestrichelter Linie auf. Wo gestrichelte Linien erscheinen, dauert der Konflikt an und die Region gehört offiziell keinem Staat an. Erkennt Google allerdings einen Nutzer aus Indien, verschwinden die gestrichelten Linien und die gesamte Region wird zu Indien gezählt.
Lokale Gesetze
Google Maps Produktmanager Ethan Russell teilte der Washington Post mit, dass es das Ziel des Unternehmens sei, eine verständliche und möglichst genaue Karte anzubieten, die auf Bodendaten basiert. "In Bezug auf Ländergrenzen und umstrittene Regionen bleiben wir neutral. Wir bemühen uns, die Konfliktregionen mit einer gestrichelten grauen Linie einzuzeichnen. In Ländern mit lokalen Versionen von Google Maps, befolgen wir beim Anzeigen der Namen und Ländergrenzen die lokalen Gesetze."
Die Karten entstehen aus einer Kombination von Satellitenbildern, Computermodellen und handgezeichneten Landmarken. Um Städte und Ländergrenzen einzuzeichnen, arbeitet Google mit lokalen Institutionen und Regierungen zusammen. So entstehen unterschiedliche Karten, je nachdem wer sie sich ansieht.
So fehlt Nutzern aus Marokko die Markierung der Westlichen Sahara Region und deren Name. Für Nutzer aus dem Rest der Welt wird diese angezeigt. Nutzer aus Südkorea wird statt dem Japanischen Meer, das Ost Meer angezeigt. Nutzern aus der Ukraine wird die Krim mit einer gestrichelten Linie angezeigt, Nutzer aus Russland sehen eine durchgezogene Ländergrenze, welche die Krim Russland zuordnet.
Änderungen werden sofort aktiv
Ein Mitarbeiter von Google teilte der Washington Post mit, er habe wochenlang daran gearbeitet, bestimmte Grenzen neu zu zeichnen. Häufig müsste er Änderungen ohne ersichtlichen Grund vornehmen. Sie werden sofort aktiv. Allerdings gebe es eine eigene Abteilung, die sich mit kritischen Ländergrenzen auseinandersetzen.
Google Maps ist die weltweit am häufigsten genutzte Karten-App. Auf Platz zwei liegt Apple Maps, die mit einem neuen Update versuchen, aufzuholen. Auch hier sollen die angezeigten Karten den lokalen Gesetzen folgen. "Wir werfen einen genaueren Blick darauf, wie wir mit umstrittenen Grenzen in unseren Diensten umgehen und könnten in Zukunft Änderungen vornehmen", sagt Apple-Sprecherin Jaqueline Roy gegenüber der Washington Post.