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Wie effektiv sind Geräte zur Abwehr von Haien?

Am Wochenende kam es im Roten Meer zu zwei tödlichen Haiattacken. Vorfälle wie diese sind extrem selten, einige Menschen sehen sich dadurch aber veranlasst, sich mit technischen Hilfsmitteln zu beschäftigen, die Haie angeblich abschrecken können. Doch wie funktionieren diese Gadgets? Welche unterschiedlichen Methoden wenden sie an und wie effektiv sind sie tatsächlich?

Stock auf die Schnauze

Aktuell gibt es am Markt Geräte für Schwimmer, Taucher und Surfer, die entweder am Körper oder am Sportgerät getragen werden. Sie setzen elektrische Felder, Magnetismus, Geruch, Akustik und visuelle Reize ein, um Haie fernzuhalten. Alternativ gibt es auch handfestere Abwehrmethoden, wie Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Universität Wien erzählt: "Der berühmte Hans Hass hat erzählt, dass er Haie mit einem eineinhalb Meter langen Stock vertrieben hat. Er hat ihnen damit auf die Schnauze gestoßen, wo sie empfindlich sind."

Der Einsatz von Stöcken oder gar Harpunen setzt freilich voraus, dass man den Hai auf sich zukommen sieht, was für den Großteil der Wassersportler am Meer eher nicht der Fall ist. "Mit Taucherbrille ist man besser dran, etwa beim Schnorcheln. Aber auch da ist das Sichtfeld eingeschränkt und der Hai könnte von hinten kommen", sagt Herndl. Die Hersteller von Abwehrgeräten verlegen sich deshalb darauf, eine Art unsichtbaren Schutzschild zu errichten. Er soll bei Haien gar nicht erst die Idee aufkommen lassen, näher heranzukommen und einen Biss zu wagen.

Elektrisches Feld am effektivsten

Die Hai-Abwehr-Methoden sind vielfältig, ihre Wirksamkeit wurde zwar untersucht, eine genaue Vorhersage über das Verhalten von Haien hat sich aber bisher als unmöglich erwiesen. Bei einer Untersuchung der Save Our Seas Foundation aus dem Jahr 2018 wurden etwa fünf verschiedene Geräte getestet. Als effektivste Methode dabei hat sich ein elektrisches Feld erwiesen. Durch akkubetriebene Sender wird dabei ein Feld erzeugt, das für Menschen nicht spürbar, für Haie aber sehr unangenehm ist. Es führt dazu, dass die lorenzinischen Ampullen, ein elektrisches Sinnesorgan am Kopf von Haien, überfordert wird.

"Mit den lorenzinischen Ampullen können Haie etwa Muskelbewegungen von Fischen in ein bis zwei Meter Entfernung aufspüren", erklärt Herndl. Mit einem elektrischen Feld konnten Haie bei der Untersuchung in 60 Prozent aller Fälle von einem Köder abgehalten werden - und diese Quote wurde nur von einem getesteten Gerät erzielt. Andere Geräte, die mit derselben Methode arbeiteten, waren wesentlich weniger effektiv. Auch Magnetarmbänder, die ebenfalls die lorenzinischen Ampullen irritieren, und ein spezielles Wachs, das einen für Haie unangenehmen Geruch verströmt, kamen auf eine geringere Quote.

Weit weg von 100-prozentigem Schutz

Hersteller von Abwehrgeräten verweisen auf Ergebnisse eigener Untersuchungen, die die Wirksamkeit ihrer Entwicklungen bestätigen soll. Neben den bereits beschriebenen Methoden gibt es u.a. auch Unterwasser-Lautsprecher, die die Geräusche von Orkas aussenden oder speziell gemusterte Neoprenanzüge. Sie sollen die Struktur ihrer Träger entweder visuell aufbrechen oder durch ein kontrastreiches Ringmuster auf Armen und Beinen giftige Seeschlangen simulieren. Wirksam soll auch ein Duft sein, der für Haie wie tote Artgenossen riecht. "Da hat man aber das Problem, dass das nicht lange wirkt. Das löst sich im Meer schnell auf", sagt Herndl.

Aus wissenschaftlicher Sicht sei man von einem 100-prozentigen Schutz weit entfernt. "Es kommt immer darauf an, wie der spezifische Hai gerade drauf ist", sagt Herndl. "Bei anderen Tieren kommt es ja auch immer wieder vor, dass sie öfter Menschen angreifen und dadurch zum Problem werden." Ein großer Faktor, ob sich ein Hai von einer Beute durch ein Gerät abhalten lässt oder nicht, ist der Hunger. "Gerade in Küstenbereichen wird intensiv gefischt, da kommt es schon mal zu einem Nahrungsmangel. Gerade große Fische werden von Menschen herausgefischt und für die Haie bleibt dann nicht mehr so viel übrig."

Herndl merkt an, dass auch Haie selbst oft am Speiseplan stehen. Zu Millionen werden sie aus dem Wasser gezogen und ohne Flossen wieder ins Meer zurückgeworfen. Die Flossen landen in der Suppe, die Tiere verenden. Genauso ergeht es ihnen als Beifang.

Armbänder wie jene von Sharkbanz enthalten Magnete, die Haie abschrecken sollen

Menschen sind groß

Umgekehrt seien Menschen für Haie eigentlich keine attraktive Beute, zumindest nicht für jene Arten, die in Küstennähe leben. Herndl: "Ein Mensch im Wasser ist für die sehr groß, vor allem wenn er auch noch Flossen anhat und so zwei Meter lang ist. Für einen Hai verheißt das nichts Gutes, auch wenn er die selbe Größe hat." Eine andere Ausgangssituation ergebe sich im offenen Ozean. Die dort lebenden Haie seien wesentlich größer und die Nahrung sei spärlicher vorhanden. "Da ist das oberste Sicherheitsgebot, dass man aus dem Wasser rauskommt, wenn man einen Hai sieht."

In Küstennähe seien Menschen als Beute interessanter, wenn sie auf einem Surfbrett sitzen oder liegen und Gliedmaßen ins Wasser baumeln lassen. Surfbretter sehen für Haie von unten bekanntermaßen wie Robben aus. Wenn sie probehalber in ein Brett beißen, um zu ermitteln, ob es gut schmeckt, lassen sie schnell wieder davon ab. Allerdings können sie auch in Beine oder Arme beißen. "Für den Hai erscheint das als etwas kleines, zappelndes. Der erkennt ja nicht, dass da noch mehr dran ist", sagt Herndl.

Ein Akku und ein langes Band mit Elektroden am Fußgelenk: Daraus besteht dieses Produkt für Schwimmer und Taucher

Tragweisen und Preise

Aus diesem Grund werden einige Hai-Abwehr-Geräte auch an Fußgelenken getragen. Alternativ kann auch in das Surfbrett selbst ein Geräte eingebaut werden, das ein elektrisches Feld erzeugt, um Haie abzuschrecken. Bei manchen Herstellern muss das Board für den Einbau in einer Werkstatt bearbeitet werden, es gibt aber auch Lösungen, die Surfer selbst installieren können. Auch Abwehrgeräte, die wie eine Waffe in der Hand getragen werden, sind erhältlich.

Kostenmäßig ist man bei einem Magnetarmband ab rund 100 Euro dabei. Tragbare Geräte, die ein elektrisches Feld erzeugen, gibt es ab 500 Euro, ähnlich verhält es sich mit Surfbrett-Emittern. Neoprenanzüge mit Tarnanstrich gibt es um ca. 400 Euro. Für Bewohner*innen von Gebieten mit erhöhtem Haiaufkommen gibt es teilweise sogar finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung, etwa in Australien.

Keine Haiphobie kreieren

Am Ende ist es wichtig, noch einmal zu erwähnen, wie selten Haiangriffe sind. "Das ist so unwahrscheinlich wie ein Lotto-Sechser", meint Herndl. "Die Todesrate durch Haiunfälle ist extrem niedrig, aber jeder einzelne Fall schafft es in die Schlagzeilen." Laut dem Meeresbiologen sei es wichtig, keine Haiphobie zu kreieren, denn: "Haie sind so etwas wie eine Gesundheitspolizei auf Riffen. Die patrouillieren da durch und jagen kranke und schwache Fische. Der Mensch ist gar nicht in ihrem Beuteschema drinnen."

Generell wird empfohlen, sich vor einem Badegang im Meer zu informieren, ob es sich um ein typisches Jagdgebiet von Haien handelt oder es ein saisonal vermehrtes Vorkommen gibt. In Gegenden mit großem Haibestand gibt es auch Wächter*innen, die teilweise mit Drohnen arbeiten, und Menschen bei Anwesenheit von Haien in Strandnähe warnen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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