Huawei verliert seinen wichtigsten Chiphersteller
Huawei darf Prozessoren und SoCs von seinem wichtigsten Chiphersteller TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) künftig nicht mehr nutzen. Der Grund: TSMC bezieht Software und Hardware aus den Vereinigten Staaten. In wenigen Monaten schon darf der Technologiegigant aufgrund der verstärkten US-Sanktionen von keinem Unternehmen, das mit den USA kooperiert, beliefert werden. Es sei denn, sie erhalten zuvor eine Lizenz aus den USA.
Lediglich Aufträge, die bereits in Produktion sind sowie Bestellungen, die TSMC vor dem neuen Verbot entgegengenommen hat, dürfen fertiggestellt werden, zitiert Golem den Nikkei Asian Review. Neue Bestellungen werden hingegen wurden gestoppt.
Im Überlebenskampf
Huawei sieht sich nach der Ausweitung der Sanktionen gegen den chinesischen Technologiekonzern auf das Chipgeschäft im Überlebenskampf. „Diese Entscheidung war willkürlich und droht, der gesamten Branche global Schaden zuzufügen“, warnte der amtierende Huawei-Chef Guo Ping am Montag auf der jährlichen Analysten-Konferenz.
„Diese neue Regel wird sich auf den Ausbau, die Wartung und den kontinuierlichen Betrieb von Netzen im Wert von Hunderten von Milliarden US-Dollar auswirken, die in mehr als 170 Ländern unsere Technologie nutzen.“ Für Huawei gehe es nun ums Überleben.
Die USA hatten am Freitag die Sanktionen gegen den chinesischen Huawei-Konzern weiter verschärft. Die neuen Maßnahmen sollen dem Smartphoneanbieter und Netzwerkausrüster speziell den Zugang zu amerikanischer Halbleitertechnologie abschneiden. Es geht dabei sowohl um die Entwicklung als auch um die Produktion der Chips.
Auf chinesische Zulieferer ausweichen
Huawei entwickelt inzwischen zwar verstärkt eigene Prozessoren, ist aber bei der Herstellung durch Auftragsproduzenten wie den taiwanesischen Konzern TSMC auf Technologien angewiesen, die in den USA entwickelt wurden. Huawei könnte zwar mit seinem Chipdesign auf Zulieferer in der Volksrepublik China ausweichen. Hersteller wie die Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) hinken nach Experteneinschätzungen aber aktuellen technischen Entwicklungen zwei bis drei Jahre hinterher.
Huawei ist der führende Ausrüster von Mobilfunknetzen und der zweitgrößte Smartphoneanbieter der Welt. Die USA werfen dem Konzern Spionage und die Verletzung von Sanktionen unter anderem gegen den Iran vor. Huawei kam deswegen auf eine schwarze Liste von Unternehmen, mit denen amerikanische Firmen Geschäfte nur mit einer speziellen Erlaubnis der US-Behörden machen können. Huawei kann nun unter anderem keine neuen Smartphonemodelle mit vorinstallierten Google-Diensten verkaufen, was den Absatz der Geräte außerhalb des chinesischen Heimatmarktes bremst.
Guo erklärte, die US-Regierung habe Huawei am Freitag ohne überzeugende Begründung in die sogenannte Entitätsliste aufgenommen. „Seit diesem Zeitpunkt und trotz des Umstands, dass uns eine Reihe wichtiger industrieller und technologischer Elemente nicht mehr zur Verfügung standen, haben wir uns weiterhin verpflichtet, alle Regeln und Vorschriften der US-Regierung einzuhalten.“ Gleichzeitig habe Huawei seine vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Kunden und Lieferanten erfüllt und trotz aller Widrigkeiten überlebt und das Geschäft und die Entwicklung neuer Produkte vorangebracht.