Deutsches Hybrid-Frachtschiff fährt mit 192 Solarpaneelen
Binnenschiffe spielen eine wichtige Rolle bei dem Transport von Gütern. Obwohl sie effizienter sind als Lkw, fahren die meisten mit Schiffsdiesel, einem fossilen Brennstoff, der auch zum menschgemachten Klimawandel beiträgt.
Um die Emissionen zu reduzieren, wurde jetzt in Hamburg das erste Hybrid-Binnenfrachtschiff der Welt vorgestellt. Das Trockengüterschiff heißt Blue Marlin und wird hauptsächlich Stahl und Schüttgüter im nordwestdeutschen Kanalnetz für die Salzgitter AG transportieren, heißt es in der Presseaussendung.
192 Solarzellen an Board
Mit einer Länge von 86 Metern, einer Breite von 9,50 Metern und einem Tiefgang von 1,10 Metern wurde die Blue Marlin vor allem für den Einsatz in Niedrigwasser-Situationen gebaut. Durch den Einsatz der sogenannten SEAFAR-Technologie kann sie auch über eine Fernsteuerung navigiert werden.
Das Schiff ist mit 192 Solarpaneelen ausgestattet, die vom niederländischen Unternehmen Wattlab gebaut wurden. Da die Solaranlage der Blue Marlin vollständig in das Schiff integriert ist, kann die von der Sonne gelieferte Energie nicht nur für Bordsysteme, wie etwa die Beleuchtung, genutzt werden, sondern auch das Hochspannungsantriebssystem des Schiffes mit Strom versorgen. Damit ist Blue Marlin das erste Frachtschiff, das die Sonnenenergie für die Fortbewegung nutzt.
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Blue Marlin
© HGK Shipping
Energie für den Antrieb
Das Unternehmen Wattlab hat im vergangenen Jahr schon mit einem anderen Schiff für Aufsehen gesorgt. Die MS Helios ist mit 312 Solarpaneelen ausgestattet und verfügt damit laut marine insight über die weltweit größte Solaranlage auf einem Binnenschiff.
Damit schaffte es das Schiff auch in das Guinness-Buch der Weltrekorde. Im Unterschied zur Blue Marlin kann die Helios die Solarenergie aber nur für Niederspannungsanlagen nutzen. Das bedeutet, der Sonnenstrom kann nicht für den Antrieb genutzt werden.
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Helios
© HGK Shipping
Diesel und Sonne
Bei optimaler Sonneneinstrahlung kann die Blue Marlin pro Jahr 37.500 Kilowattstunden Strom aus Solarenergie gewinnen. Laut dem Betreiber HGK Shipping können so die CO2-Emissionen um bis zu 36.000 Kilogramm jährlich reduziert werden. Ganz auf fossile Brennstoffe kann das Schiff aber nicht verzichten.
4 Dieselgeneratoren erzeugen den Großteil der Energie für das elektrische Antriebssystem. Die Photovoltaikanlage ermöglicht aber Peak Shaving. Damit ist gemeint, dass die Solaranlage und ihre Akkus in Zeiten von hohem Energieverbrauch einspringen. So muss etwa nicht der vierte Generator eingeschaltet werden, wodurch Kraftstoff und CO2 eingespart werden.
Ein automatisches Energiemanagementsystem der Blue Marlin sorgt außerdem dafür, dass die Sonnenenergie effizient genutzt wird. Es verteilt die Energie dorthin, wo sie am dringendsten benötigt wird. Das hilft ebenfalls dabei, Treibstoff zu sparen. Laut Wattlab kann das Schiff bei leichter Beladung und Fahrt stromabwärts kurzfristig ausschließlich mit Solarenergie betrieben werden.