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Woran erkenne ich Liebesbetrüger?

Auf der Suche nach der großen Liebe wird man auf Dating-Plattform oft enttäuscht. Umso erfreulicher ist es, wenn man plötzlich jemanden findet, der dieselben Interessen teilt und einem Aufmerksam schenkt. Die Lovescammer nutzen das geschickt aus.

Es ist daher gar nicht so einfach, zu erkennen, ob es jemand ernst meint oder nur hinter dem Geld her ist. Dennoch gibt es einige Warnzeichen, sogenannte „Red Flags“, um mögliche Betrüger*innen zu identifizieren. Außerdem kann man selbst ein paar Tricks anwenden, wenn man schon Verdacht geschöpft hat.

Sich nicht treffen wollen

Wenn sich jemand auch nach ein bis 2 Wochen nicht treffen möchte, obwohl er oder sie angeblich in der Nähe wohnt, sollten die Alarmglocken schrillen. „Echte Menschen gehen schnell darauf ein, wenn man gezielt nach einem Treffen fragt“, sagt Louise Beltzung, Forscherin am ÖIAT. Beltzung hat zusammen mit Julia Krickl monatelang mit Lovescammer gechattet, um ihre Masche zu verstehen. Sprüche wie „Lass uns erst später treffen, das erste Date muss perfekt sein“ sind weitere Alarmzeichen.

Gefälschte Fotos

Betrüger*innen nutzen auf Dating-Plattformen häufig gestohlene Fotos von jemand anderem. Ob dies der Fall ist, lässt sich über die umgekehrte Bildersuche bei Google herausfinden. Wer dort die Profilfotos hochlädt, erfährt, ob das Bild bereits einmal verwendet wurde und kann so daraus Schlüsse ziehen, ob es zur Zielperson passt oder ob sich die Person als jemand anderer ausgibt.

Es besteht die Möglichkeit, dass das Foto künstlich generiert wurde. Hier wird es früher oder später Tools geben, mit denen man das überprüfen kann. Da es bereits jetzt möglich ist, künstlich generierte Fotos einzusetzen, sollte man sich also auch nach einer Google-Reverse-Bildersuche nicht allzu sicher sein, dass ein Profil wirklich echt ist.

Falsche Angaben und Widersprüche

Wenn jemand angibt, an einem Ort zu Hause zu sein, den man kennt, kann man mit gezielten Falschangaben überprüfen, wie die Person darauf reagiert. Geht die Person dann nicht darauf ein, ist das ein Indiz dafür, dass sie die Gegend gar nicht kennt. Die meisten Lovescammer sitzen nämlich in Asien, in riesigen Callcentern und betreiben den Betrug als Job oder Nebenjob.

Generell sollte man auf alle Widersprüche und Unstimmigkeiten bei den Angaben der anderen Person achten, oder auch darauf, ob eine Person plötzlich ihren Schreibstil ändert. Das könnte darauf hindeuten, dass jemand anderer den Account vorübergehend mitbetreut.

Drängeln zum täglichen Kommunizieren

Liebesbetrüger*innen geben sich oft sehr besitzergreifend und wollen mit ihren Opfern ständig in Kontakt stehen. Das dient dazu sicherzustellen, dass ihre Opfer nicht das Interesse verlieren, mit ihnen zu kommunizieren, obwohl keine Treffen möglich sind. „Die Lovescammer, mit denen wir es zu tun hatten, waren alle sehr manipulativ und sehr drängend. Sie haben darauf bestanden, dass wir die ganze Zeit erreichbar sind“, so Beltzung.

Keine oder komische Videochats

Lovescammer sind in der ersten Phase des Beziehungsaufbaus nicht bereit, Videochats durchzuführen. Auch das sollte ein deutliches Alarmzeichen sein. Eine kuriose Ausrede, warum ein Scammer keinen Videoanruf machen kann, die beim Experiment kam: „Nur wegen eines Videoanrufs habe ich ein wichtiges Mitglied der Familie verloren.“ Mit solchen Maschen versuchen sie Mitleid zu erhaschen und abzulenken, sagt Beltzung vom ÖIAT.

Erst in einer späteren Phase, in der der Kontakt schon länger geht, lassen sie sich darauf ein. Hier ist es möglich den Betrug zu erkennen, weil an dieser Stelle Deepfake-Technologie verwendet wird, damit das Gegenüber so aussieht, wie auf dem Profilbild. Man sollte bei Videochats darauf achten, ob die Mundbewegungen und die Sprache synchron erfolgen und ob die Ränder der Bildausschnitte echt wirken, oder merkwürdig verzerrt sind. Ist das der Fall, ist das ein Indiz dafür, dass es sich um Lovescammer handeln könnte.

➤ Mehr lesen: Krypto-Lovescam begann auf Tinder: Betroffener erzählt

Kryptoplattformen überprüfen

Wenn es sich um Lovescammer der „modernen Art“ handelt, wollen sie ihre Opfer auf Kryptoplattfomen locken. Laut Krickl vom ÖIAT ist bei diesen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, ob es sich um eine seriöse Plattform oder eine betrügerische Plattform handelt. „Es ist nicht leicht herauszufinden, weil ein wahnsinniger Boom bei diesen Plattformen besteht“, so Krickl.

Ein Tipp ist hier, trotzdem über Suchmaschinen und durch Gespräche mit Freund*innen herauszufinden, ob es sich dabei um echte oder gefälschte Plattformen handelt. Generell gilt hier natürlich: Nichts überweisen, keine Konten verknüpfen, keine echten Ausweise hochladen.

Wechsel der Kommunikationsplattform

Der Wechsel der Kommunikation weg von der Dating-App auf eine andere Plattform, wie etwa WhatsApp oder Telegram, gilt heutzutage als Standard. Das wird sowohl von echten Personen als auch von Betrüger*innen praktisch die ganze Zeit vorgeschlagen und kann nicht als Indiz für einen Betrug gewertet werden. Auffällig wird es jedoch, wenn jemand versucht, einen auf eine in Europa völlig unbekannte Kommunikationsplattform, die etwa nur im asiatischen Raum verbreitet ist, zu locken.

➤ Mehr lesen: Krypto-Lovescam: Die perfide Masche der Betrüger

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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