Mega-Erdbeben könnte russische Atom-U-Boote getroffen haben
In der Nacht auf 30. Juli gab es im Pazifik eines der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen. Mit einer Magnitude von 8,8 war es das stärkste Beben seit 2011. Das Epizentrum lag dieses Mal etwa 130 Kilometer vor der Küste Kamtschatkas, relativ tief unter dem Meeresboden.
Ungefähr genausoweit entfernt vom Zentrum des Bebens befindet sich eine bedeutende russische Marinebasis. Da das Erdbeben auch einen Tsunami zur Folge hatte, stellt sich die Frage, inwieweit die Marinebasis in der Awatscha-Bucht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
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Hohe Wellen und Zerstörung
Laut der russischen Staatsagentur Tass erreichten bis zu 5 Meter hohe Wellen Russlands Pazifikküste. Am stärksten soll es die Halbinsel Kamtschatka getroffen haben. Die offiziellen Stellen versuchen, die Auswirkungen des Bebens herunterzuspielen.
Auf mehreren Videos, die in den sozialen Medien kursierten, ist zu sehen, wie Menschen im russischen Petropawlowsk panisch auf die Straßen rennen und sich auf den Boden legen. Weitere Videos zeigen Zerstörungen an Häusern und dokumentieren heftige Überschwemmungen.
Alexander Owsjannikow, der Bürgermeister der Stadt Sewero-Kurilsk auf den nahe gelegenen Kurilen-Inseln der russischen Region Sachalin berichtet von den Auswirkungen der Tsunamiwellen. "Sie haben die Hafeninfrastruktur beschädigt, die gesamte kleine Flotte wurde aufs Meer hinausgezogen und treibt nun in der Meerenge, einige Schiffe wurden an Land gespült."
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Wichtige Marinebasen
Angesichts dieser Gemengelage wäre es eigenartig, wenn es nicht auch auf Marinebasen in der Awatscha-Bucht etliche Schäden gäbe. Offizielle Angaben wie es um die russischen Militäreinrichtungen gibt, liegen nicht vor. Öffentlich verfügbare Satellitenbilder gibt es ebenso noch keine.
Der Großteil der russischen Pazifikflotte liegt zwar in der weiter entfernten Hafenstadt Wladiwostok. Auf Kamtschatka befinden sich aber dennoch zentrale Marineeinheiten sowie dazugehörige Werften und Infrastruktur zum Verladen von Raketen.
Von zentraler Bedeutung sind dabei der Marinehafen in Petropawlowsk-Kamtschatski sowie die U-Boot-Basis in Rybatschi (Rybachy). Dort befinden sich unter anderem russische Atom-U-Boote der Borei-Klasse. Dabei handelt es sich um die derzeit modernste SSBN-Einheit der russischen Marine.
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Russische U-Boote in Kamtschatka
Die Borei-Klasse (Projekt 955) zählt zu jenen U-Booten, die als Abschussbasis und Trägersystem für seegestützte Interkontinentalraketen dienen. Auf der Basis in Kamtschatka sollen sich ebenso einige Atom-U-Boote der Delta-III-Klasse (Projekt 667BDR) befinden, die ebenso mit ballistischen Raketen bestückt werden können.
Mit der Oscar-Klasse (Projekt 949) und der Yasen-M-Klasse (Projekt 885) dürften in der Awatscha-Bucht noch weitere Atom-U-Boote der russischen Marine stationiert sein. Diese U-Boote sind mit Marschflugkörpern bewaffnet.
Ob das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami nennenswerte Schäden an der russischen U-Boot-Flotte in Kamtschatka angerichtet haben, wird sich wohl erst in den kommenden Tagen und Wochen zeigen, wenn aktuelle Satellitenaufnahmen und unabhängige Informationen dazu vorliegen.
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