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Seltener Blick ins Innere eines russischen Atom-U-Boots

Russland ist normalerweise nicht besonders offen, was die Technologie seiner Kriegsgeräte angeht. Jetzt hat das Verteidigungsministerium einen seltenen Blick in ein U-Boot gewährt, berichtet The Drive.

Das Video wurde von TV Zvezda veröffentlicht, der offiziellen Fernsehstation des russischen Verteidigungsministeriums. Laut diesem sei es das erste Mal, dass ein Filmteam den Reaktor eines russischen, nuklearbetriebenen U-Bootes filmen durfte.

Bei dem U-Boot handelt es sich um die Tula. Das gehört zur Klasse Projekt 667BDRM, auch bekannt unter dem Decknamen Delfin. Die Tula hat die offizielle Bezeichnung K-114. Sie lief 1987 vom Stapel und wurde zwischen 2000 und 2005 repariert und modernisiert. Die U-Boote der Delfin-Klasse sind 167 Meter lang, haben eine Besatzung von 135 Mann und 16 Startbehälter für ballistische Raketen, die mit Atom-Mehrfachsprengköpfen (MIRV) ausgestattet werden können.

Die U-Boote der Delfin-Klasse haben 2 Reaktoren des Typs VM-4SG. Ein VM-4SG kann bis zu 90 Megawatt Energie erzeugen. Das wäre genug Energie für 50.000 Haushalte.

Durch die Kernspaltung wird Hitze erzeugt, die eine Flüssigkeit erhitzt. Diese wird zu Dampf und treibt eine Turbine an, die wiederum bis zu 20.000 PS auf den Antrieb übertragen kann und die Elektrizität für das U-Boot herstellt. Der Dampf kondensiert dann zurück in den flüssigen Zustand und wird wieder zur Erhitzung dem Reaktor zugeführt.

In dem Video ist der „Deckel“ des Reaktors zu sehen, der den nuklearen Treibstoff enthält und die Regelstäbe, mit denen die nukleare Reaktion gesteuert wird. Laut dem Bericht wurde der VM-4SG so ausgelegt, dass er 10 Jahre in Betrieb bleiben kann, bevor das radioaktive Material ersetzt werden muss. Bei dem Material soll es sich um niedrig-angereichertes Uran handeln. Wie ein Besatzungsmitglied zu TV Zvezda sagt, soll das gesamte, spaltbare Material in einem Reaktor ungefähr der Menge eines „vollen Kübels“ entsprechen.

Üblicherweise haben nicht nur Fernseh-Teams, sondern auch die Crews nichts im Reaktorraum zu suchen. Sie betritt den Raum nur für eine wöchentliche Inspektion. Es ist der wärmste Raum im U-Boot. Er ist klimatisiert, damit die Temperatur nicht über 30 Grad Celsius ansteigt. Um die Hitze zu reduzieren, ist viel im Reaktorraum weiß angemalt. Üblicherweise dominiert die Farbe Gelb in russischen U-Booten.

Im weiteren Beitrag werden noch andere Bereiche der Tula gezeigt. Dazu gehört etwa die Sauna.

Nachfolger der Delfin-Klasse wird bereits eingesetzt

Obwohl die U-Boote der Delfin-Klasse schon langsam in die Jahre kommen, sind sie noch aktiv. 2021 nahmen sie etwa an einer Übung teil, bei der 3 U-Boote gleichzeitig in der Arktis durch das Eis stießen. Gebaut werden die U-Boote aber nicht mehr.

Stattdessen setzt Russland jetzt auf die Borei-Klasse, auch bekannt als Projekt 955. Das erste U-Boot dieser Klasse, die K-535, ist seit Jänner 2013 im Dienst. 5 weitere wurden seither in Dienst gestellt, 4 befinden sich derzeit noch im Bau.

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