Wie man mit einem österreichweiten Blackout umgeht
Bei einem Blackout, also einem überregionalen, länger andauernden Stromausfall, funktioniert nichts mehr wie gewohnt. Verschiedenste Infrastrukturen werden mit einem Schlag lahmgelegt. Wer besser auf so eine Situation vorbereitet ist, kann mit den Folgen besser umgehen und das Stromnetz schneller wieder in Gang bringen. Deshalb veranstaltet der Verein Kompetenzzentrum Sicheres Österreich (KSÖ) heuer bereits zum zehnten Mal ein Blackout-Planspiel.
Wie 2021, nur schlimmer
Das Szenario für das aktuelle Planspiel lehnt sich an einen Vorfall aus dem Jänner 2021 an. Damals war es durch einen technischen Defekt in einem Umspannwerk in Kroatien zu einer Kettenreaktion gekommen, die sich grenzüberschreitend auswirkte. Das gesamte europäische Stromnetz wurde segmentiert, also in zwei Teile aufgeteilt, in denen es jeweils zu starken Abweichungen von der normalen Stromfrequenz von 50 Hertz kam. Während damals innerhalb einer Stunde der Normalzustand wiederhergestellt werden konnte, kommt es im Planspiel zu einem Blackout, der nicht nur Österreich betrifft.
Im Wiener Raiffeisen-Forum werden Vertreter*innen von Infrastrukturbetreibern aus unterschiedlichen Sektoren (Energieversorgung, Telekommunikation, Verkehr, Finanzen, Wasser, Lebensmittel, Gesundheit etc.) mit dem Szenario konfrontiert und sollen durchspielen, wie sie darauf reagieren würden. Ihre Aktivitäten werden erfasst und auf einer digitalen Plattform - der "Cyber Range" - simuliert. Dadurch soll sichtbar werden, welche Auswirkungen einzelne Maßnahmen haben, welche Kaskadeneffekte dadurch entstehen und wie die Zusammenarbeit der einzelnen Sektoren funktioniert.
Kein exaktes Abbild der Realität
"Wir haben nicht näher definiert, wie andere Staaten damit zurechtkommen, es gibt in der Übung aber jedenfalls keine Hilfe aus dem Ausland", sagt Stefan Schauer vom AIT. Was die Vertreter*innen aus den einzelnen Sektoren (Stakeholder-Gruppen) üblicherweise zuerst machen, sei vorhandene Notfallpläne abzuarbeiten, erklärt der Leiter des Planspiels. Die Simulation finde auf einer abstrakten Ebene statt, einzelne Infrastrukturen tauchen darin als Knoten auf, die sich gegenseitig beeinflussen. Auch die Reaktionen der Bevölkerung versuche man im Planspiel abzubilden, es gebe dabei aber Grenzen.
Was passiere etwa, wenn große Teile der Bevölkerung ihre Handys in der Hoffnung auf Strom an die Steckdose hängen und gerade erst wieder hochfahrende Kraftwerke mit einer sofortigen großen Stromnachfrage konfrontiert wären? So etwas könnte man laut Schauer nur auf rudimentäre Weise simulieren. Das Spiel könne kein Abbild der Realität entwerfen, aber es zeige Problemstellen auf.
Resilienz stärken
"Aus den Ergebnissen des Planspiels kann man Maßnahmen für die Zukunft ableiten und neue Werkzeuge einsetzen, um solche Ausfälle wesentlich effektiver bearbeiten zu können und die Resilienz gegen Blackout-Folgen zu stärken", sagt Helmut Leopold vom Austrian Institute of Technology. Das Center for Digital Safety & Security des AIT ist für die wissenschaftliche Begleitung des Planspiels verantwortlich. Die Industriellenvereinigung ist ebenfalls Partner der Veranstaltung.
"Planspiel hört sich harmlos an, aber ist ein absolut notwendiges Trockentraining", meint Innenminister Gerhard Karner bei der Eröffnung. "Behörden arbeiten täglich daran, sich vorzubereiten." Die Regierung nehme das Thema ernst und habe das neue Krisensicherheitsgesetz im Ministerrat verabschiedet, das derzeit im Parlament debattiert wird. "Cyberattacken, Terrorangriffe und Blackouts sind keine akuten Bedrohungen, aber latente und wir müssen uns darauf vorbereiten."
KSÖ-Präsident Erwin Hameseder meint: "Es wird 'lessons learned' geben. Was gut funktioniert, sollte man auch in der Praxis implementieren." Er hält einen Blackout für ein "Szenario mit einer signifikanten Eintrittswahrscheinlichkeit". Auch wenn manche Entscheidungsträger*innen versuchen, die Bevölkerung zu beschwichtigen, müsse man dem Thema doch Aufmerksamkeit verschaffen und Menschen motivieren, sich auf einen solchen Krisenfall vorzubereiten. Innenminister Karner meint auf die Frage, ob er persönlich zuhause auf einen Blackout vorbereitet sei: "Solche Veranstaltungen sind ein Anlass, sich auch selbst an der Nase zu nehmen."