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PERCH: Kampfpanzer M1A2 Abrams bekommt Kamikazedrohnen

Kampfpanzer sind die Prunkstücke der Bodenstreitkräfte – und überraschend leicht mit billigen Drohnen zu zerstören. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben beide Seiten bewiesen, dass die am Schlachtfeld gefürchteten Kampfmaschinen sich mit günstigen Drohnen entzaubern lassen.

Daraus zieht die Rüstungsindustrie 2 Schlüsse: Erstens, Panzer brauchen Schutz gegen Drohnen. Zweitens, wenn Drohnen so effizient sind, sollte man sie auch in Panzer integrieren. Genau das will jetzt General Dynamics machen – aber nicht mit einem komplizierten Umbau, sondern einem Nachrüstkit.

PERCH

Schnelles Upgrade für M1A2 Abrams

Dieses Kit heißt Precision Effects & Reconnaissance, Canister-Housed (PERCH). Es wurde auf der AUSA, einer Rüstungsmesse der US Army, die diese Woche in Washington DC stattfindet, vorgestellt.

PERCH wird seitlich am Turm des M1A2 Abrams befestigt – der Kampfpanzer wird ebenfalls von General Dynamics hergestellt. Der Hersteller betont, dass dafür bereits vorhandene Montagepunkte genutzt werden. Dadurch sind weder Schweiß- noch Schneidearbeiten nötig.

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Das heißt PERCH ist nicht nur schnell und günstig zu installieren: Es muss dafür auch nicht die Panzerung des Abrams geschwächt werden. Außerdem können zur Steuerung die vorhandenen Computersysteme des M1A2 genutzt werden. Dadurch kann die neue Waffe schneller einsatzbereit sein, weil keine aufwändigen Aufrüstarbeiten im Inneren des Panzers nötig sind.

Loitering Munition

PERCH bietet Platz für insgesamt 4 Kamikazedrohnen. Das System kann 3 Stück Switchblade SB300 aufnehmen und ein Stück des größeren Modells SB600. Bei beiden handelt es sich um sogenannte Loitering Munition.

Unter diesem Begriff versteht man Lenkwaffen, die bei Bedarf ohne bestimmtes Ziel gestartet werden können. Je nach Modell können sie das Einsatzgebiet aufklären und selbstständig Ziele identifizieren und autonom angreifen. Bei aktuellen Modellen muss der Angriffsbefehl aber von Menschen kommen. Loitering Munitions sind also Kamikazedrohnen, die vor ihrem Angriff noch im Einsatzgebiet „herumlungern“ (loitering) können.

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Switchblade SB300

Die Switchblade-Reihe kann von verschiedenen Plattformen gestartet werden, inklusive von Flugzeugen und von Soldaten. Die SB300 hat eine Reichweite bis zu 30 km und kann über 20 Minuten in der Luft bleiben. Die maximale Geschwindigkeit beträgt 160 km/h. Sie kann mit einem panzerbrechenden Gefechtskopf oder einem Splittergefechtskopf bestückt sein.

Die SB300 ist mit 1,68 kg Gewicht und etwa 50 cm Länge kompakt für eine Loitering Munition. Ihre Flügel klappen erst nach dem Start aus, weshalb die Startröhre nur knapp größer als der Drohnen-Durchmesser von 76 mm sein muss.

Switchblade SB600

Die SB600 ist die große Schwester der SB300. Sie hat einen Durchmesser von 150 mm, ist 130 cm lang und wiegt 16,3 kg. Die Reichweite beträgt über 110 km, die Flugdauer mehr als 50 Minuten. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 185 km/h.

Der panzerbrechende Gefechtskopf basiert auf dem der Panzerabwehrwaffe Javelin. Dieser knackt auch moderne Kampfpanzer. SB600 wählt automatisch einen geeigneten Angriffswinkel von oben. Denn bei Kampfpanzern ist die Panzerung am Dach des Turms oft am dünnsten. SB600 hat zudem die Möglichkeit zusätzliche Nutzlast zu transportieren, wie etwa eine Mini-Bombe, Täuschkörper oder Mittel zur elektronischen Kriegsführung.

Keine Sichtlinie erforderlich

Der große Vorteil bei der Nutzung von Switchblade ist nicht die Feuerkraft: Denn der Abrams hat für seine 120-mm-Kanone auch moderne Geschoße, die die Panzerung von Kampfpanzern durchschlagen können. Hier geht es darum, dass Ziele ohne direkte Sichtlinie bekämpft werden können.

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Auch das ist eine Lektion aus dem Russland-Ukraine-Krieg. Durch Topografie und die Komplexität des Geländes, haben 90 Prozent der Kampfpanzer-Angriffe auf Distanzen von unter 1,5 km stattgefunden – obwohl die effektive Reichweite derer Hauptgeschütze bei 3 bis 5 km liegt. Die Sicht auf das Ziel wurde durch Hügel, Gräben, Wälder und auch Häuser in besiedelten Gebieten verdeckt.

Hätte ein Panzer in so einem Gebiet Switchblade, könnte er die Loitering Munition starten, die Gegend aufklären, Ziele identifizieren und mit Switchblade bekämpfen. Und das alles, ohne sich selbst in die Schusslinie begeben zu müssen. Theoretisch könnte ein Abrams mit SB600 auch Feuerunterstützung für weiter entfernte Einheiten geben. Sichtet etwa eine Gruppe Soldaten einen Kampfpanzer in einer Stellung, könnte ein 50 km entfernter M1A2 seine Switchblade starten und dort hinschicken, um den Panzer zu zerstören.

Loitering Munition für andere Panzer

Laut General Dynamics könnte PERCH auch vom Radpanzer Stryker genutzt werden. Ob es schon einen konkreten Auftrag der US Army für PERCH hat, ist nicht bekannt.

Radpanzer Stryker

Jedenfalls würde das Upgrade Sinn machen, um die Fähigkeiten des M1A2 zu erweitern. Das Starten von Loitering Munition steht zwar auch auf der Wunschliste der US Army für das Nachfolgemodell M1E3, der Panzer wird aber vermutlich frühestens Anfang der 2030er-Jahre einsatzbereit sein.

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Auch andere Kampfpanzer, an denen gerade gearbeitet wird, wollen Loitering Munition integrieren. Dazu gehört etwa der Rheinmetall KF51 Panther. Für den deutschen Kampfpanzer ist ein Starter mit 4 Stück HERO120 geplant.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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