Ein BMPT Terminator-1 Kampfpanzer fährt durch staubiges Gelände.

BMPT Terminator-1

© Russisches Verteidigungsministerium

Militärtechnik

BMPT Terminator: Russland bestellt „Wunderpanzer”

Der BMPT (übersetzt: Kampffahrzeug zur Unterstützung von Panzern) ist der Liebling der russischen Staatsmedien, wenn es um Panzer geht. Sieht man sich ihn an, wird schnell klar, warum. Durch den schlanken Turm auf dem großen Fahrgestell, der vollgepackt mit Kanonen und Raketen ist, sieht der BMPT mehr wie eine Hollywood-Konstruktion als ein Kriegsgerät aus.

Das Aussehen und die großzügige Bewaffnung haben ihm den Spitznamen Terminator eingebracht. Auch von pro-russischen Bloggern wurde der BMPT als „unstoppbare Kampfmaschine“ gefeiert.

Das Ansehen des „Wunderpanzers“ bekam aber einen Knacks, als er in der Ukraine von FPV-Drohnen außer Gefecht gesetzt wurde. Die Panzer, die zur Bergung geschickt wurden, wurden ebenfalls von Kamikaze-Drohnen angegriffen.

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Ein zweiter Terminator wurde in der Ukraine ebenso beschädigt, der Totalverlust eines weiteren gilt als visuell bestätigt. Berichten zufolge hat die russische Armee bisher nur insgesamt 10 BMPT bekommen – was einen Verlust von 30 Prozent bedeuten würde.

Neue Chance für den Terminator

Es wurde relativ ruhig um den BMPT, weshalb manche Rüstungsexperten das ungewöhnliche Gefährt schon als fehlgeschlagenes Experiment abstempelten. Jetzt will Russland dem Terminator aber anscheinend eine zweite Chance geben.

Wie die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet, hat der Chef des staatlichen Herstellers Uralvagonzavod eine neue Bestellung von BMPT bestätigt. Das russische Verteidigungsministerium hätte die geplante Bestellung für 2026 und darüber hinaus sogar erhöht.

Nicht genannt wurde die Höhe der ursprünglichen Bestellung und auf wie viel Stück sie angehoben wurde. Ebenfalls offen ist, welche Variante bestellt wurde: Terminator-1 oder Terminator-2.

Ein Panzer für den Straßenkampf

Der Terminator-1 in seiner aktuellen Form wurde erstmals 2002 vorgestellt. Das Konzept ist bisher einzigartig. Es lässt sich am ehesten als ein Kampfpanzer beschreiben, der statt der regulären Bewaffnung die 2-fache Feuerkraft eines Schützenpanzers hat – plus 2 automatische Granatwerfer.

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Das Motto ist also: hohe Munitionsdichte am Ziel. Der Terminator-1 soll so Kampfpanzer-Verbände vor Infanterie beschützen. Das gilt besonders in urbanen Gebieten und Wäldern, in denen Soldaten unbemerkt sehr nahe an Panzer herankommen können. Dadurch können sie Raketenwerfer, Sprengsätze und Molotow-Cocktails effektiver gegen die Panzer einsetzen.

Ein Kampfpanzer hat mit der Hauptkanone eine zu geringe Schussrate, um aufgeteilte Gruppen von Soldaten effizient zu bekämpfen. Das Koaxial-Maschinengewehr (wird gleichzeitig mit Kanone gezielt) hat zwar eine höhere Feuerrate, aber nicht die benötigte Durchschlagskraft, falls die Soldaten hinter Deckungen sind. Außerdem kann die Kanone nicht hoch genug nach oben geschwenkt werden, falls sich die Soldaten in mehrstöckigen Gebäuden einer Straßenschlucht verschanzen.

Doppelte Maschinenkanone

Hier kommt der Terminator-1 ins Spiel. Der unbemannte Turm hat gleich 2 30-mm-Kanonen des Typs 2A42. Zusammen ergibt das eine Feuerrate von 600 Schuss pro Minute. Insgesamt sind 850 Schuss Munition an Bord. Je nach Munitionsart beträgt die effektive Reichweite bis zu 4 km. Üblicherweise nutzt der Terminator-1 Hochexplosivgeschoße, er könnte aber auch panzerbrechende 30-mm-Geschoße verschießen.

Gegen Kampfpanzer oder stark befestigte Ziele hat der Terminator-1 aber eine eigene Bewaffnung, in der Form von insgesamt 4 Raketenstartröhren. Je 2 befinden sich links und rechts am Turm und flankieren die 2 30-mm-Kanonen.

Statt panzerknackender Raketen können aus den Röhren auch thermobarische Raketen verschossen werden. Deren Sprengköpfe nutzen dasselbe Prinzip wie Aerosolbomben. Bei dieser Art Bombe wird ein brennbares Aerosol freigesetzt, das entzündet wird. Im Gegensatz zu herkömmlichen Bomben hält die Druckwirkung der folgenden Explosion länger, die Hitzeentwicklung ist höher und durch das Eindringen des Brennstoffs in Bunker und Häuser können sie effektiv gegen befestigte Ziele genutzt werden.

Weil für die Explosion Sauerstoff aus der Luft entzogen wird, entsteht ein Unterdruck in der Umgebung. Deshalb haben Aerosolwaffen den Beinamen Vakuumbomben erhalten. Dieser Unterdruck erzeugt bei Menschen im Umkreis häufig Lungenschäden, woraufhin diese ersticken.

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Maschinengewehr und 2 Granatwerfer

Weiters gibt es im Turm ein PKMT-Maschinengewehr im Kaliber 7,62x54R. Es ist koaxial mit den 30-mm-Kanonen geschaltet. 2.000 Schuss sind dafür im BMPT, die effektive Reichweite beträgt etwa 1,5 km.

Unter dem Turm wurden 2 automatische Granatwerfer installiert, einer links und einer rechts. Jeder Granatwerfer wird von einem Mitglied der Crew händisch bedient. Deshalb hat der Terminator-1 eine für einen Kampfpanzer ungewöhnliche große Besatzung von 5 Mann: Kommandant, Fahrer, Schütze und 2 Granatwerfer-Schützen.

Als Granatwerfer wird der AGS-17 oder die modernere Variante AGS-30 genutzt. Beide haben das Kaliber 30 mm. Für jeden Granatwerfer sind 300 Schuss an Bord. Sie sind gegurtet, können also ohne Ladeunterbrechung abgefeuert werden.

Die Feuerrate liegt pro Granatwerfer bei etwa 400 Schuss pro Minute. Die effektive Reichweite beträgt 1,7 km, der tödliche Explosionsradius einer 30-mm-Granate wird mit 7 Metern angegeben.

Terminator-2 ist ein Umrüstkit

Der Terminator-1 nutzt als Basis das Chassis des weitverbreiteten T-72-Panzers, ist aber ein Neubau. Der Terminator-2, offiziell BMPT-72, ist hingegen ein Umrüstkit. Der Turm des Terminator-1 wird in bestehende T-72B oder T-72M eingebaut.

Dadurch kann der Terminator-2 schneller gebaut werden und einsatzfähig sein. Allerdings muss er auf die 2 Granatwerfer verzichten, weil diese im Chassis des Terminator-1 verbaut sind und nicht im Turm. Dafür kommt der BMPT-72 aber mit der üblichen Besatzungsgröße von 3 Mann aus.

Terminator-2 zur Drohnenabwehr

Schon 2018 wurde angekündigt, dass die Terminator-Panzer Airburst-Munition bekommen sollen. Diese explodieren in der Luft, entweder kurz vor oder über dem Ziel, was die Trefferquote durch die Druckwelle und Splitterwirkung erhöht. Mehrere andere Nationen nutzen bereits Airburst-Munition oder sind ebenfalls bei der Entwicklung.

Dass Airburst-Munition jetzt verstärkt für Maschinenkanonen entwickelt wird, liegt an dem häufigen Einsatz von Drohnen im Russland-Ukraine-Krieg. Denn die in der Luft explodierende Munition könnte die Trefferquote gegen Drohnen stark erhöhen.

Ob die russische 30mm-Airburst-Munition mittlerweile einsatzbereit ist, ist nicht bekannt. Es wäre jedenfalls denkbar, dass angestrebt wird, die 2026er-Tranche des Terminators mit Airburst-Munition zu nutzen. Die Munition alleine reicht aber nicht. Der Terminator-2 hat zwar ein verbessertes Zielsystem im Vergleich zum Terminator-1, das ist aber nicht für die Bekämpfung von kleinen, schnellen Luftzielen ausgelegt. Die Termintor-Panzer haben kein Radar oder ähnliche Sensoren, die sie vor herannahenden Drohnen effizient warnen – Anvisieren und Beschuss können also erst nach optischer Sichtung erfolgen. Das ist ein Problem, wenn sich die Drohnen von oben oder hinten schnell nähern.

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Sofern der Terminator nicht ein entsprechendes Upgrade bekommt, wird er weiterhin hauptsächlich ein Kampfpanzer sein, der zur Bekämpfung von Infanterie optimiert wurde. Im Fall des Angriffskriegs gegen die Ukraine, der von Drohnen, Gleitbomben und Artillerie dominiert ist, scheint der Terminator deshalb mehr Propagandawaffe als Wunderwaffe zu sein.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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