Russland schützt Überschall-Bomber mit alten Autoreifen
Auf Satellitenbilder wurde in den vergangenen Wochen eine mysteriöse Abdeckung auf russischen Militärflugzeugen entdeckt. Lange war unklar, worum es sich dabei handelt. Nun hat sich herausgestellt, dass die eigenartige Abdeckung lediglich aus alten Autoreifen besteht.
Offenbar wollen die russischen Streitkräfte ihre wichtigsten Langstreckenbomber mit ausgedienten Reifen vor ukrainischen Luftschlägen schützen. Wie effizient diese improvisierte Maßnahme ist, ist noch unklar.
Schutz vor Luftschlägen
Wie auf den Satellitenaufnahmen zu sehen ist, wurden die alten Autoreifen auf einigen Langstreckenbombern des Typs Tupolew Tu-95MS Bear-H sowie auf einigen Schwenkflügel-Überschall-Bombern Tupolew Tu-160 Blackjack angebracht.
Es wird vermutet, dass die Autoreifen die Militärmaschinen nicht vor dem unmittelbaren Munitionseinschlag schützen sollen. Naheliegend ist, dass mithilfe der Reifen die Sensoren und Zielsysteme von Marschflugkörper oder Drohnen verwirrt werden sollen.
All die abgedeckten Militärmaschinen stehen nämlich auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Engels-2, der rund 480 Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt ist. Somit befindet sich die Militärbasis innerhalb der Reichweite des ukrainischen Marschflugkörpers R-360 Neptun.
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Umgebaute Neptun-Rakete
Die Neptun-Raketen sind eigentlich Anti-Schiffsraketen wurden von der ukrainischen Armee aber erst kürzlich für den Einsatz auf Ziele an Land adaptiert. Ein russisches S-400-Luftabwehrsystem auf der Halbinsel Krim wurde mit einer Neptun-Rakete bereits schwer beschädigt.
Die adaptierte R-360 Neptun kann ihre Ziele mithilfe einer Infrarot-Signatur beziehungsweise mithilfe von Bilderkennung ausfindig machen und ansteuern. Eine solche Rakete würde sich beispielsweise an der unverkennbaren Silhouette einer Militärmaschine orientieren und diese anvisieren.
Russland versucht also offenbar, die Infrarot-Signatur beziehungsweise Silhouette ihrer Langstreckenbomber mithilfe der Autoreifen zu verändern, sodass die Neptun-Raketen ihre Ziele nicht mehr finden können.
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Militärbasis mit strategischer Rolle
Der Luftwaffenstützpunkt Engels-2 und die darauf stationierten Langstreckenbombern spielen im russischen Angriffskrieg jedenfalls eine zentrale Rolle. Kein Wunder also, dass Russland alles Mögliche unternimmt, um die Militärbasis zu schützen.
Das bildgestützte Navigationssystem macht die umgebaute Neptun-Rakete nämlich mehr oder weniger immun gegen GPS-Jamming. Und weil sie keine aktiven Radarstrahlung aussendet, ist sie besonders schwer von der Luftabwehr zu erfassen.