Symbolbild: Eine Neptun bei einem Testflug

Symbolbild: Eine Neptun bei einem Testflug

© Ukrainisches Verteidigungsministerium

Militärtechnik

Ukraine modifiziert Antischiffs-Raketen, beschießt damit russische Luftabwehr

Im Krieg gegen Russland steht die Ukraine zunehmend unter Druck. Die Gegenoffensive hat nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Und die Waffen, die der Westen spendet, helfen nur bedingt. Denn sie dürfen nicht gegen Ziele außerhalb ukrainischen Kriegsgebiets eingesetzt werden.

Stragetisch wichtige Ziele, wie Treibstoff- und Munitionslager sowie Flughäfen für Langstreckenbomber, befinden sich aber in Russland. Hier hat sich die Ukraine schon Ende 2022 beholfen, in dem sie bestehende Waffensysteme umbaut. Damals wurden russische Flughäfen mit 40 Jahre alten Aufklärungsdrohnen attackiert, die zu Kamikaze-Drohnen umgerüstet wurden.

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Nun gibt es Berichte, wonach ein weiteres, moderneres Waffensystem umgerüstet wurde: die Anti-Schiffsrakete R-360 Neptun

Wie The Warzone berichtet, hat die Ukraine am 23. August mit der Neptun ein russisches S-400-Luftabwehrsystem auf der Halbinsel Krim schwer beschädigt. Es gebe außerdem Pläne, Russlands Hauptstadt Moskau und andere Ziele innerhalb der Föderation, die für den Einsatz von gespendeten Waffen nicht in Frage kämen, mit der Neptun anzugreifen, heißt es seitens einer anonymen Quelle des ukrainischen Militärs. 

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Von mehreren Quellen bestätigt

Die Behauptungen sind nicht weit hergeholt. In den vergangenen Tagen bestätigten unterschiedliche Quellen, dass das besagte S-400-Luftabwehrsystem tatsächlich in Trümmern liegt - darunter das ukrainische Verteidigungsministerium

Auch Russland gab in der jüngeren Vergangenheit an, mehrere Neptun-Raketen erfolgreich abgeschossen zu haben. Dass es sich dabei um für Landangriffe modifizierte Versionen handelt, gilt als wahrscheinlich, zumal die Ukraine schon vor längerem angekündigt hat, die Neptun umwandeln zu wollen.

Neues GPS-Zielsystem verbaut

Wie genau die Neptun adaptiert wurde, ist nicht bekannt. Die ukrainischen Behörden erläuterten in der Vergangenheit, dass die Rakete künftig über ein neues GPS-Zielsystem verfügen werde. Zusätzlich wird der aktive Radarsuchkopf durch einen bildgebenden Infrarot-Suchkopf ersetzt, der passiv arbeitet.

Die Rakete ist damit in der Lage, ein Ziel auf Basis eines zuvor in das System eingespeisten Bildes anzuvisieren und anschließend anzugreifen. Der Infrarot-Suchkopf gleicht also permanent ab, ob das was er im Zielgebiet sieht, mit dem eingespeichertem Bild übereinstimmt. Wenn das Zielobjekt nicht gefunden wird, bricht der Flugkörper seinen Angriff ab.

Schwieriger abzufangen

Der Vorteil dabei: Die Neptun-Raketen können auf diese Weise schwerer durch russische Systeme gestört werden. Wenn Russland das GPS-Signal im Zielgebiet mit einem Jammer blockiert, kann die Rakete aufgrund des Infrarot-Suchkopfs das Ziel dennoch finden.

Da die umgebaute Neptun keine aktiven Radarstrahlung aussendet, ist sie schwerer von Luftabwehr zu erfassen. Luftabwehr nutzt oft die aktive Radarstrahlung, um so militärische Flugzeuge schon auf größere Entfernungen zu erkennen und aufzuspüren. Durch die Umbauten ähnelt die Funktionsweise der Neptun damit jener der britischen Storm-Shadow-Rakete.

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Russland versucht der Gefahr, die von solchen Raketen ausgehen, zu trotzen, indem sie ihr Kriegsgerät mit Farben bemalen, die eine Infrarotortung erschweren. Dies soll verhindern, dass der Infratot-Suchkopf sein Ziel erkennt. Auch andere Waffen versucht Russland mit Farbe zu kontern und macht so etwa seine Schiffe "kleiner":

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Reichweite bis zu 300 Kilometer ohne Modifikationen

Die Neptun wurde 2013 vom ukrainischen Militär entwickelt und nach Produktionsschwierigkeiten erstmals 2018 offiziell präsentiert. Sie basiert auf dem russischen Seezielflugkörper Ch-35, ist aber mit 5 Metern etwas länger als ihr Vorbild.

Die Neptun wird von Landfahrzeugen aus gestartet. Sie kann bis zu 25 km von der Küste entfernt gestartet werden und soll eine Reichweite von maximal 300 Kilometern haben. Sie fliegt mit Unterschallgeschwindigkeit mit etwa Mach 0,8.

Damit sie bis nach Russland fliegen kann, müssten weitere Modifikationen vorgenommen wurden. In diesem Fall wäre das vermutlich die Reduktion des Gewichts des Sprengkopfs, bei gleichzeitiger Erhöhung der Treibstoffmenge. Die Rakete hätte damit weniger Schlagkraft, aber mehr Reichweite. Der Gefechtskopf bei der normalen Version wiegt 150 Kilogramm, die gesamte Rakete 870 Kilogramm.

Russisches Flaggschiff versenkt

Ihre Effizienz hat die Rakete im Ukrainekrieg bereits im April 2022 unter Beweis gestellt. Damals versenkte sie erfolgreich das ehemalige Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, die Moskwa.

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