Russlands schwere Angriffsdrohne gesichtet: Sirius bald einsatzbereit
Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ist geprägt von Drohnen. Russland kauft seine Drohnen-Flotte aber hauptsächlich aus anderen Ländern zu – vor allem vom Iran.
Das liegt daran, dass Russland die Entwicklung moderner Angriffsdrohnen verschlafen hat. Jetzt soll aufgeholt werden, unter anderem mit der schweren Angriffsdrohne Sirius. In einem Video wurde sie im Flug gefilmt – ein seltener Anblick, zumal sie offiziell bisher nur als Modell bei einer Rüstungsmesse zu sehen war. Da das Video in Russland entstanden ist, handelt es sich dabei vermutlich um einen Testflug.
Drohne Orion wurde in der Ukraine eingesetzt
Die USA setzen seit dem Afghanistan-Konflikt stark auf Drohnen. China, Israel und die Türkei sind bei der Entwicklung von Kampfdrohnen ebenfalls führend. Auch der Iran setzt stark auf Drohnen und ist, auch wenn viele der Designs Kopien von Drohnen der zuvor genannte Länder sind, deutlich weiter am Drohnen-Feld als Russland.
Zwischen 2009 und 2015 hat Russland deshalb Drohnen und Drohnentechnologie von Israel gekauft. Russlands erste selbst gebaute Angriffsdrohne, die Raketen abfeuern konnte, ging erst 2021 in die Serienproduktion. Es ist die von Kronstadt gebaute Orion.
Ihre Fähigkeiten sind am ehesten mit der MQ-1 Predator zu vergleichen, die von den USA von 1995 bis 2018 genutzt wurde. Die Orion hat eine Flügelspannweite von 16 Metern und kann 250 Kilogramm Waffenlast transportieren. Diese sind entweder 4 Luft-Boden-Raketen oder 4 lasergelenkte Bomben. Im April 2022 wurde mit Videos bestätigt, dass die Orion in der Ukraine eingesetzt wird.
Sirius ist die große Version von Orion
Die Sirius, die ebenfalls von Kronstadt gebaut wird, ist die große Schwester der Orion. 2019 wurde sie erstmals als Modell bei einer Flugshow öffentlich gezeigt. Sie sollte eigentlich schon 2023 einsatzbereit sein. Laut Geheimdienstberichten des US-Pentagon hatte sie aber erst am 27. Februar 2023 ihren Erstflug.
Sie hat ebenfalls das charakteristische V-förmige Leitwerk, aber 2 Motoren. Die Flügelspannweite wächst auf 23 Meter an, die Waffennutzlast auf 500 Kilogramm. Damit gehört sie zur Kategorie der schweren Angriffsdrohnen. Die höhere Nutzlast erlaubt ihr, zerstörerische Waffen zu tragen, wie etwa Streubomben oder Aerosolbomben.
Letztere sind umgangssprachlich auch als Vakuumbomben bekannt. Dabei wird ein feiner Sprühnebel (Aerosol) einer brennbaren Substanz gezündet. Es entsteht ein Feuerball mit enormer Hitze und hoher Druckwirkung. Durch die Explosion wird der Sauerstoff aus der unmittelbaren Umgebung aufgebraucht, wodurch eine sogenannte Vakuumwirkung einsetzt. Dieser Unterdruck kann die Lunge derart schädigen, dass Menschen in der Folge ersticken. Die UNO hat mehrfach versucht, solche Waffen verbieten zu lassen, ist daran aber gescheitert. Denn neben Russland nutzen etwa auch die USA und Großbritannien diese Waffen.
Höhere Reichweite
Mit 1.000 Kilometern ist die Reichweite der Sirius deutlich höher als der Orion (250 Kilometer). Zudem unterstützt sie Satellitenkommunikation. Sie könnte also von einer Zentrale in Russland aus gesteuert werden, anstatt von einem Kontrollstützpunkt im besetzten Gebiet oder nahe der ukrainischen Grenze. Die Sirius kann zu Aufklärungszwecken auch mit einem Radar ausgestattet werden, das Karten des Terrains erstellt. Dies hilft Truppen beim Vorrücken oder Planen von Verteidigungsmanövern. Außerdem können damit Ziele für die Artillerie gefunden werden.
Diese Leistungsparameter machen die Sirius zum kleinen Gegenstück der amerikanischen Drohne MQ-9 Reaper. Die Reaper ist ebenfalls eine schwere Angriffsdrohne. Sie hat zwar eine Flügelspannweite von nur 20 Metern, kann aber bis zu 1.700 Kilogramm Waffenlast führen. Außerdem hat sie eine Reichweite von bis zu 1.900 Kilometern.
Möglicher Einsatz gegen Boot-Drohnen
Aufgrund des aktuellen Videos des Testfluges gehen Rüstungsexpert*innen davon aus, dass die Sirius Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden könnte. Wegen der geringen Geschwindigkeit ist die Drohne allerdings ein leichtes Ziel für Luftabwehr.
Daher wird vermutet, dass die Sirius, zumindest vorerst, eher bei Verteidigungseinsätzen und für die Aufklärung für Artillerie genutzt wird. Denkbar ist auch, dass sie über dem Schwarzen Meer patrouillieren wird, um ukrainische Boote und schwimmende Kamikaze-Drohnen aufzuspüren und anzugreifen. Für solche Überwachungs- und Sucheinsätze kann die Sirius bis zu 20 Stunden in der Luft bleiben.