Digital Life

Warum Elon Musks Demo vom Tesla-Autopiloten viele verunsichert

„Fühlst du dich sicher?“, fragte die Moderatorin Leslie Stahl den Tesla-CEO Elon Musk in „60 Minutes“ am Wochenende. „Ja“, antwortete der CEO. Zu sehen war eine Szene, die zeigte, wie Stahl mit Musk in einem Tesla Model 3 auf der Autobahn fuhr und die Hände auf seinem Bauch verschränkt hatte. Das halbautomatische Fahrsystem war eingeschalten. „Ich tue nichts.“

Musk demonstrierte dabei eine neue Funktion des Tesla namens „Navigate on Autopilot“, die es dem Tesla ermöglicht, selbstständig die Spur zu wechseln. Stahl war schockiert und rief „Oh mein Gott“. Das entspricht in etwa der Reaktion, die viele Menschen in sich spüren, wenn sie das zum ersten Mal sehen, wie ein Auto die Steuerung und Geschwindigkeit komplett selbst kontrolliert.

Verunsicherung bei Tesla-Fahrern

Auf Twitter hatte Musk zudem angekündigt, dass der Tesla-Autopilot bald in der Lage sein werde, Ampeln und Kreisverkehre zu erkennen. Einer autonomen Fahrt zur Arbeit stünde dann nichts mehr im Wege.

Doch genau solche Szenen und Versprechungen sind es, die dafür verantwortlich sind, dass es immer wieder zu schweren Verunsicherungen bei Tesla-Besitzern kommt, schreibt „Wired“. Viele Fahrer sind verwirrt, was das Auto jetzt wirklich selbstständig kann, und was nicht. Tesla hat wiederholt darauf hingewiesen, dass der Autopilot kein autonomes System ist.

Dann zeigt Elon Musk im TV aber, wie er mit verschränkten Händen im Tesla sitzt. Das passt für viele nicht zusammen, so propagiert Tesla aus Haftungsgründen doch immer wieder, dass der Mensch verantwortlich sei und er gefälligst seine Hände am Lenkrad lassen soll, damit es zu keinen schweren Unfällen kommt.

Tesla hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Autos in Situationen bald selbstständig fahren können, ohne menschliches Eingreifen. Aber das, was das Auto derzeit schon kann und was es können soll, driftet in der Wahrnehmung vieler Menschen durch genau solche Aktionen immer weiter auseinander.

Tesla-Fahrer als Testpiloten

Andere Auto-Hersteller, die an selbstfahrenden Autos arbeiten, gehen da durchaus anders vor. Waymo oder GM’s Cruise setzen etwa auf komplett autonome Systeme, die mit geschulten Sicherheitsfahrern getestet werden und zwar in sorgfältig vorgeschriebenen Situationen. Tesla hingegen fügt immer wieder durch Software-Updates neue Funktionen hinzu, die dann direkt von Kunden ausprobiert werden können, obwohl sie noch im Beta-Stadium sind. Der Ansatz mag seine Vorzüge haben, aber er ist auch riskant.

Viele Tesla-Fahrer sind Technik-affin und probieren derartige Features mit Freude bei ihrer nächsten Ausfahrt aus. Wenn das Fahrzeug dann beim ersten Mal wirklich automatisch und perfekt die Spur wechselt, werden sie oft leichtsinning und fangen an, sich darauf zu verlassen. Was dann passiert kann, weiß man bereits von diversen Todesfällen.

Mit dem boomenden Verkauf des Model 3 werden nun aber immer mehr regelmäßige Fahrer, die wenig Erfahrung mit automatisierten Systemen haben und keine Schulungen haben, zu Testpiloten von neuen Funktionen. Damit wird diese Strategie von Tesla noch gefährlicher.

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen