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Wie Videospiele nachhaltiger entwickelt und gespielt werden können

Ein zentrales Thema in Videospielen der vergangenen Jahre ist die Zerstörung der Umwelt. So sorgt in gefeierten Blockbustern wie „The Last of Us“ die menschengemachte Erderwärmung dafür, dass Pilze mutieren und Menschen zu Zombies machen. Oft belassen es Entwickler aber bei einer inhaltlichen Aufarbeitung, obwohl die Spiele Teil des Problems sind und in die globale CO2-Bilanz einzahlen.  

„Durch die Energiekrise steigt auch das Bewusstsein für Verbrauch und Effizienz. Die Verbindung zu Computer, Smartphone und Konsole sehen viele aber nicht“, erklärt die Klimawissenschafterin Doris Vollgruber der futurezone. Zusammen mit Jan Steinhauser hat sie das Entwicklerstudio Terragami gegründet. Ihr erstes Spiel „Climate Survivors“ soll Bewusstsein für Klimathemen schaffen. Die beiden beraten Firmen innerhalb und außerhalb der Spieleindustrie zum Thema Nachhaltigkeit. 

Jan Steinhauser und Doris Vollgruber wollen mehr Bewusstsein für nachhaltiges Gaming schaffen

Blockbuster sind Stromfresser

Große Verantwortung liegt bei großen Spieleentwicklern wie Microsoft, Sony und Epic. Bei Spielen, die täglich Millionen Menschen gleichzeitig spielen, brauche es mehr Effizienz, erklärt Steinhauser. In den vergangenen Jahren trumpften Spiele mit fast fotorealistischer Grafik auf und warben mit besonders flüssiger Wiedergabe. Dass das aber auch immer mehr Strom verbraucht, ist vielen Spieler*innen gar nicht klar. 

Das zeigt sich in ihrem Verhalten: „Leute hängen unglaublich lange in Menüs herum. Im Hintergrund wird aber die 4K-Grafik weiter berechnet, es liegt nur ein Filter darüber“, erklärt Steinhauser. Microsoft hat dieses Problem identifiziert und empfiehlt Entwicklern, für inaktive Spieler*innen die Qualität der Anzeige temporär herunterzusetzen. 

Ein Eco-Modus bringt Entlastung

Für den Blockbuster „Call of Duty: Modern Warfare 2“, der auch grafisch anspruchsvoll ist, haben die Entwickler daher einen „Eco-Modus“ integriert (mehr dazu hier). Neben reduzierter Auflösung in Menüs wird hier die Bildwiederholungsrate heruntergesetzt. Je nach Einstellung ist sie auf 30 Hz bzw. 60 Hz gedeckelt. Im Idealfall kann das den Stromverbrauch um bis zu 50 Prozent reduzieren. 

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Solche Modi gibt es vereinzelt schon, allerdings wissen Spieler*innen das oft gar nicht. „Auf Eco-Einstellungen sollte schon beim Spielstart hingewiesen werden. Muss man den Modus aktiv deaktivieren, ist das eine Maßnahme, die für mehr Bewusstsein sorgt“, erklärt Vollgruber. Dass man sich dafür oder dagegen entscheiden kann, würde möglicherweise mehr Menschen dazu bewegen, den Eco-Modus zumindest auszuprobieren.

Schnell überholte Hardware 

Die zweite große Baustelle ist die Produktion von PCs, Laptops, Spielekonsolen und Handys. Das 2023 erschienene und gefeierte „Alan Wake 2“ erforderte mindestens eine 2019 erschienene Nvidia GeForce RTX 2060. Erst Monate später wurde das Spiel so weit optimiert, dass es auch mit deutlich älteren Grafikkarten spielbar war. Mindestanforderung ist die 2016 erschienene GeForce GTX 1070.

Solche Anforderungen zwingen viele Fans, ihr Equipment häufiger als nötig auszutauschen, um überhaupt in den Genuss solcher Games zu kommen. Sind Spiele also auf älteren und schwächeren Konsolen wie der PS4 oder der Nintendo Switch verfügbar, ist das auch besser für die Umwelt. Beispielsweise schaffte es Entwickler Avalanche sein Action-Rollenspiel "Hogwarts Legacy" auch auf die leistungsschwache Nintendo Switch zu bringen. 

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Die PS5 hat die Nase vorn beim Stromverbrauch, die Nintendo Switch und Switch OLED schneiden hingegen sehr gut ab

Flüge machen CO2-Maßnahmen zunichte

Für kleine und mittelgroße Studios mit Spielen, die von weniger Menschen gespielt werden, seien oft Flugreisen ein großer Faktor bei der CO2-Bilanz. Die Entwickler*innen fliegen für Konferenzen, Messen und Festivals mehrmals im Jahr um die Welt, um für ihre Spiele zu werben. Das ist ein wichtiger Marketing-Prozess, kann laut Vollgruber aber alle anderen CO2-Maßnahmen zunichtemachen. 

Für die Firmen selbst sind auch Hardware-Anschaffungen, aber auch der Betrieb von Servern ein Problem. Die Antwort ist hier Second-Hand-Equipment. Das spart auch Geld: Nicht in jeder Region können Entwickler*innen, die jeden Cent umdrehen müssen, auf grünen Öko-Strom wechseln. Das Wichtigste für Firmen – auch abseits der Spielebranche – ist das Messen des eignen CO2-Fußabdrucks. Erst, wenn man die tatsächliche Bilanz kennt, können Maßnahmen gesetzt werden. 

Gemeinsam in der Verantwortung

Spieler*innen und Entwickler*innen sind demnach gemeinsam in der Verantwortung, Games nachhaltiger zu gestalten. Das schreitet langsam voran. Einem Report von "Playing for the Planet" zufolge haben sich nur 12 von 222 analysierten Spielefirmen überhaupt Klimaziele gesteckt, die auf wissenschaftlichen Fakten basieren. Greenwashing-Aktionen, bei denen etwa Bäume gepflanzt werden, seien wenig Zielführen, so die beiden Klimaexpert*innen. Deshalb sei es wichtig, mehr Bewusstsein zu schaffen.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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