Nintendo Switch Sports im Test: Partyspaß mit Schwächen
Als 2006 die Wii auf den Markt kam, legte Nintendo ein kleines Sport-Spiel bei, das bis heute für großen Spaß sorgt. In Wii Sports konnte man Bowlen, Tennis spielen, Boxen und das alles zusammen mit Freunden und der Familie. Es war simpel, aber es zeigte, was die Bewegungssteuerung der neuen Konsole konnte.
Jetzt gibt es endlich einen Nachfolger für die Switch. Der macht spielerisch ganz viel richtig und knüpft damit nahtlos an den Vorgänger an. Den Preis rechtfertigt das aber nicht.
Dieses Mal ist das Spiel nicht kostenlos, dafür gibt es eine Sportart mehr. Wieder mit dabei sind die Fanlieblinge Bowling und Tennis, sowie Chanbara aus Wii Sports Resorts. Neu sind Badminton, Volleyball und Fußball. Im Herbst soll noch Golf als kostenloses Update kommen.
Kaum Erklärungen
Das ist eine sehr gute und abwechslungsreiche Auswahl. Allerdings verstehe ich nicht, warum man nur für 3 dieser Spiele Tutorials anbietet: Volleyball, Fußball und Bowling. Auch wenn die Abläufe beim Rest intuitiv sind, hätte ich mir zumindest gewünscht, dass man mir einmal kurz sagt, was ich überhaupt alles machen kann.
Tatsächlich wird kaum etwas erklärt, man kann schnell ins Spiel springen, was für Party- und Gruppenspiele perfekt ist. Im Kern ist es nichts anderes, denn mehr als die einzelnen Sportarten mit minimalen Einstellungen über die Länge und den Schwierigkeitsgrad der Matches gibt es im Spiel keine Inhalte. Es macht zwar auch alleine Spaß, aber ist dann eher eine kurze Angelegenheit.
Tennis
Mein Favorit ist Tennis. Bis zu 4 Leute können sich auf dem Spielfeld treffen und jeweils in Zweierteams gegeneinander antreten. Das macht vor allem dann Spaß, wenn man wirklich zu viert spielt. Spielt man allein, steuert man immer beide Spielfiguren gleichzeitig. Das funktioniert eigentlich ganz gut, sehr aufregend ist es aber nicht.
Ich habe nie so richtig das Gefühl, den Ball gut unter Kontrolle zu haben. Ich kann ihn ein bisschen lenken, aber ich kann nicht kontrollieren, wie stark oder schwach geschlagen wird. Zumindest habe ich nicht herausgefunden, wie das geht. Da nichts erklärt wird, kann ich nur intuitiv spielen. Das lässt mich immer noch mit dem Gefühl zurück, mir fehlen wichtige Informationen, um mein Spiel zu verbessern.
Badminton
Allein und zu zweit bietet sich Badminton an. Das ist schneller als Tennis, dafür ein wenig simpler. Das bedeutet auch, man bewegt sich mehr. Gerade wenn man allein ein bisschen spielen möchte, ist das eine gute Wahl, denn die KI kann schon fordernd sein. Zusammen mit Volleyball ist es das Spiel, bei dem ich mich am meisten bewegt habe. Da es aber eigentlich wie Tennis ist, braucht man dazu nicht wirklich viel sagen.
Chanbara
Bei Kendo oder, wie es bei Nintendo heißt, Chanbara (oder Chambara, das Spiel kann sich nicht entscheiden), haut man sich allein oder zu zweit mit Trainingsschwertern. Dabei muss man auf die eigene Deckung achten und die der Gegner*innen durchbrechen.
Erstmal denkt man: Super, taktischer Schwertkampf, gib her. Allerdings endet das Spiel gegen echte Gegner eigentlich immer in wildem, planlosem Herumgefuchtel. Gegen die KI ist es hingegen schnell langweilig. Die Steuerung ist meistens gut, manchmal aber zu empfindlich weshalb man denkt, man hält das Schwert waagerecht, dabei wird es diagonal gewertet. Gerade wenn man taktisch gegen reale Personen antritt, ist das ärgerlich.
Fußball
Dem einen oder der anderen wird auffallen, dass man sich hier sehr von Rocket League hat inspirieren lassen. Mit bis zu 4 Spieler*innen tritt man einen riesigen Ball äußerst unpräzise durch die zu groß geratenen Arena. Ich glaube, in keinem Spiel war ich so katastrophal schlecht, wie in diesem. Da meine Mitspieler*innen aber auch versagt haben, fiel das nicht so auf.
Generell musste ich alle zwingen, das mit mir zu spielen. Man kann nicht nur den Ball schlecht kontrollieren, das Spielfeld ist auch überdimensioniert. Man bewegt sich nur langsam fort und kann nur kurze Zeit sprinten. Es dauert viel zu lange, bis sich die Funktion wieder aufgeladen hat. Ich kann mir aber gut vorstellen, das Nintendo hier ein Update nachschiebt, um das ein bisschen zu verbessern.
Eine coole Idee ist, dass man Bälle mit dem Beingurt kicken kann, der der physischen Version des Spiels beiliegt. Er wird um den Oberschenkel geschnallt und der Joycon wird hineingesteckt. Das erkennt dann die Kickbewegung. Allerdings kann man so nur Pässe aufs Tor schießen, da wäre zumindest ein zusätzlicher Modus noch nett gewesen.
Bowling
Es ist der Klassiker und darf nicht fehlen. Bowling ist einfach das beste Partyspiel und auch die neue Variante ist wieder gelungen. Auch hier sind die Erklärungen ein wenig dürftig und das macht vor allem den Anfang schwer. Hat man sich aber an die Steuerung gewöhnt, läuft es sehr gut. Beim Test haben einige Spieler*innen schnell einen Strike nach dem anderen geworfen.
Wem das zu fad wird, kann Bahnen mit sich bewegenden Hindernissen spielen. Das fordert noch ein wenig mehr, lässt sich aber auch nach ein paar Würfen durchschauen.
Volleyball
Hier ist Timing wirklich der wichtigste Faktor. Was cool ist: Man muss die Bewegungen beim Baggern, Pritschen, Schlagen und Blocken wirklich nachmachen. Zugegeben, wenn man anderen dabei zusieht, ist das nicht mehr so authentisch, wie man sich das während des Spielens vorstellt. Aber es ist sehr immersiv.
Das macht eine Zeit lang viel Spaß und ist mit ähnlich viel Bewegung verbunden wie Badminton. Auch hier macht das zu viert am meisten Spaß. Zu zweit oder allein kann es schnell sehr hektisch werden. Nach einer Weile merkt man, dass die Spielabläufe doch sehr repetitiv sind. Trotzdem ist es wirklich gut umgesetzt.
Online-Modus
Wer alleine spielt, kann online gegen andere antreten. Hier kann man Kleidung, neue Designs für Sportgeräte und mehr freischalten und es gibt Ranglisten. Ich konnte ihn leider aufgrund eines Fehlers, der sich nicht beheben ließ, nicht richtig testen. Meine Internetrecherche ergab, dass das wohl leider keine Seltenheit ist.
Ich konnte allerdings den Probemodus nutzen. Wer keine Nintendo-Online-Mitgliedschaft hat, kann das Online-Spiel so ausprobieren. Auch wenn ich es natürlich nicht beweisen kann, aber meine Erfahrung sagt mir, dass ich dabei in allen Spielen gegen Bots angetreten bin. Ich habe so einfach gewonnen, dass ich lieber wieder gegen die KI angetreten bin.
Wenig Spiel fürs Geld
Und das wars. Mehr hat Nintendo Switch Sports nicht zu bieten. Und auch wenn ich den Online-Modus nicht ausgiebig testen konnte, ist er doch Teil meines größten Kritikpunkts: Der Preis. Knapp 40 Euro bezahlt man für die Spielesammlung. Das ist kein Vollpreis, aber eben auch 40 Euro mehr, als das originale Wii Sports gekostet hat. Dafür bekommt man aber kaum mehr geliefert, auch wenn Golf im Herbst noch dazu kommt. Außerdem ist der Online-Modus an eine Nintendo-Online-Mitgliedschaft geknüpft, die zusätzlich 3,99 Euro pro Monat kostet.
Fazit
Nintendo Switch Sports macht im Kern wirklich Spaß, vor allem mit vielen Leuten. Die Steuerung ist nicht immer perfekt, aber gut genug, um keinen Frust aufkommen zu lassen. Dass wenig erklärt wird, dafür aber alle 3 Minuten ein Warnhinweis kommt, man soll die JoyCon-Schlaufen am Handgelenk befestigen, ist ein bisschen ärgerlich. Allerdings rutscht der Controller vor allem beim Fußball doch schneller aus der Hand, als man denkt.
Die Auswahl der Disziplinen ist gut, auch wenn man (vor allem in Gesellschaft) schließlich doch wieder nur Bowling und Tennis spielt. Um 40 Euro ist das aber einfach zu dünn, für 20 Euro hätte ich es mir gerade noch gefallen lassen.
Hätte man mehr abwechslungsreiche Modi in den einzelnen Sportarten angeboten, bessere Tutorials geliefert und mehr als nur Golf als kostenlosen Download in Aussicht gestellt, hätte man es vielleicht noch irgendwie vertreten können. Stattdessen muss man für den Online-Modus auch noch extra bezahlen. Wer noch eine Wii im Keller hat, sollte lieber die wieder hervorholen, statt Geld für Nintendo Switch Sports auszugeben.