Meinung

Das Schauermärchen vom Elektroauto-Brand

Es ist ein Mythos, der offenbar nicht totzukriegen ist: Elektroautos werden immer wieder als besonders feuergefährlich hingestellt. Oft noch unterstrichen mit einem dramatischen Zusatz wie: „Und wenn sie mal brennen, dann brennen sie so heftig, dass sie nicht einmal die Feuerwehr löschen kann!“

Von Medienberichten wird dieser Mythos weiter verstärkt: So geriet etwa im Juli 2023 das Frachtschiff „Fremantle Highway“ in Brand, das Tausende Autos geladen hatte. In ersten Medienberichten ging man davon aus, dass Elektrofahrzeuge den Brand ausgelöst hatten. Bei der Bergung zeigte sich dann: Zwar war beim Brand ein Großteil der Fahrzeuge völlig vernichtet worden, doch ausgerechnet die Elektrofahrzeuge waren noch intakt – der Brand war anders entstanden.

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Kürzlich überraschte Griechenland mit einer Verordnung für Autofähren: Elektrofahrzeuge dürfen nur noch mitfahren, wenn der Ladestand der Batterie bei höchstens 40% liegt. Sind Elektrofahrzeuge also wirklich feuergefährlicher? Die Statistik sagt: Nein.

Weniger Brandfälle als bei Benzin- oder Diesel-Autos

Feuerwehren, Versicherungsgesellschaften oder Automobilklubs: Alle sind sich darüber einig, dass Elektroautos prinzipiell nicht häufiger in Brand geraten als Autos, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden. Im Gegenteil: Die Brandhäufigkeit ist bei batterieelektrischen Fahrzeugen sogar geringer. Um wie viel geringer, ist schwer zu sagen. Das wird sich erst langfristig zeigen: Schließlich sind Elektroautos meist noch relativ neu, ein simpler direkter Vergleich wäre daher etwas unfair für die Verbrenner-Autos.

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Selbst wenn ein Elektroauto in Brand gerät, heißt das außerdem noch nicht, dass es sich um einen Batteriebrand handelt – es kann auch einfach der Innenraum des Autos in Brand geraten, genau wie auch ein Benzinauto brennen kann, ohne dass gleich der gesamte Tankinhalt in Flammen steht.

Wahr ist aber natürlich: Nachdem es sich beim Elektroauto um eine deutlich andere Technologie handelt, bringt sie auch deutlich andere Risiken mit sich. So kann tatsächlich bei unsachgemäßem Laden Brandgefahr bestehen – etwa, wenn man Ladegeräte verwendet, die nicht für das Auto vorgesehen sind, oder wenn das Kabel defekt ist.

Kettenreaktion im Akku

Der Lithium-Ionen-Akku in einem Auto besteht aus zusammengeschalteten Zellen – und jede dieser Zellen kann versagen, zum Beispiel, weil sie mechanisch beschädigt wird, und es im Inneren zu einem Kurzschluss kommt, oder weil sie erhitzt wird. Dann kann es passieren, dass die Zelle in Sekundenbruchteilen sehr heiß wird. In diesem Fall droht eine Kettenreaktion: Die Zelle kann auch benachbarte Zellen erhitzen, bis dann schließlich die gesamte Batterie brennt.

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Das ist tatsächlich gefährlich – aber auch beim Verbrenner-Auto kann der gesamte Tankinhalt zu brennen beginnen. Einen wichtigen Unterschied gibt es beim Löschen: Einen Benzinbrand sollte man nie mit Wasser löschen, denn das Benzin würde auf der Wasseroberfläche schwimmen und weiterbrennen. Im schlimmsten Fall vergrößert man dadurch sogar die brennende Oberfläche, verbessert dadurch die Sauerstoffversorgung des Feuers und verschlimmert die Situation. Stattdessen löscht man Treibstoffbrände mit Schaum oder Löschdecke. Bei brennenden Batterien hingegen geht es zuallererst um Kühlung: Hier ist Löschen mit großen Mengen Wasser eine gute Idee. Die Behauptung, die Feuerwehr könne einen Batteriebrand nicht in Griff bekommen, ist falsch.

Tatsächlich problematisch sind Gifte, die beim Brand einer Lithium-Ionen-Batterie entstehen können. Den Rauch sollte man nicht einatmen und die Rückstände müssen fachgerecht entsorgt werden.

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Die Zukunft: Neue Batterietypen

Wie immer bei Technologie-Themen, an denen intensiv geforscht wird, muss man allerdings auch hier bedenken: In den nächsten Jahren wird sich viel ändern. Lithium-Ionen-Batterien werden wohl bald von anderen, besseren Varianten abgelöst werden – etwa von der Feststoffbatterie, die bereits seit Jahren angekündigt wird: Sie soll nicht nur höhere Speicherkapazitäten und schnelleres Laden ermöglichen, sie soll auch ganz prinzipiell deutlich mehr Schutz vor Bränden bieten. Hier gibt es also noch einiges zu forschen. Elektromobilität mit dem Verweis auf Brandgefahr prinzipiell schlecht zu reden, ist also gleich aus mehreren Gründen unangebracht.

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Florian Aigner

Florian Aigner ist Physiker und Wissenschaftserklärer. Er beschäftigt sich nicht nur mit spannenden Themen der Naturwissenschaft, sondern oft auch mit Esoterik und Aberglauben, die sich so gerne als Wissenschaft tarnen. Über Wissenschaft, Blödsinn und den Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen, schreibt er regelmäßig auf futurezone.at und in der Tageszeitung KURIER.

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