BenQ GV30 im Test: Was kann der günstige Mini-Beamer mit Akku?
Sommernächte laden ja dazu ein, den Sternenhimmel zu beobachten. Wem das zu langweilig ist, möchte sich eventuell sein eigenes "Kino unter Sternen" realisieren. Dafür wird möglicherweise ein nicht allzu teurer Projektor gesucht, der auch mal ohne Stromkabel funktioniert.
Genau das, nämlich einen kleinen, handlichen Beamer mit integriertem Akku und Lautsprechern, der einfach transportiert und aufgestellt werden kann, soll der BenQ GV30 bieten. Wir haben uns den portablen Mini-Beamer angesehen, ob er auch tatsächlich hält, was er verspricht.
Pro & Contra
Pro
- Passable Bildqualität
- Integrierter Akku
- Auto-Fokus
- Android TV 10
- Praktische Tragetasche im Lieferumfang
Contra
- Geringe Helligkeit bis 300 ANSI Lumen
- Auto-Keystone-Korrektur nur vertikal
- Keine native Netflix-Unterstützung
- Akku hält nicht allzu lange durch
- Native Screen-Auflösung nur bis 720p
Ungewöhnliche Blickwinkel
Befestigt wird der rundliche Beamer auf einer Art losen Sockel. Dadurch ist das Gerät besonders beweglich und flexibel einsetzbar. Mit dem Schwenkmechanismus lässt sich der Neigungswinkel schnell und unkompliziert einstellen, wodurch ungewöhnliche Blickwinkel ermöglicht werden. Unterstützt wird ein vertikaler Projektionswinkel von bis zu 135 Grad.
Die Verarbeitung der Materialien wirkt hochwertig. Der Beamer macht grundsätzlich einen durch und durch robusten Eindruck. An der oberen Seite befinden sich insgesamt 4 Tasten für die notwendigsten Funktionen, ansonsten dient die kleine Fernbedienung zur Steuerung.
Technische Spezifikationen
BenQ GV30
- Maße & Gewicht: 120 x 195,8 x 185 mm, 1,6 kg
- Lichtquelle: LED (DLP)
- Helligkeit: 300 ANSI Lumen
- Projektionsverhältnis: 1,20:1
- Screen: 30 bis 120 Zoll; 16:9 nativ; 720p (1.280 x 720), (kompatibel mit Input bis Full HD 1920 x 1080)
- Audio: integrierter Lautsprecher 2x 4W
- Akku-Laufzeit: zwischen 2 und 2,5 Stunden
- Betriebssystem: Android TV 10
- Anschlüsse: 1x USB-C (Display Port), 1x HDMI in, 1x 3,5mm-Klinke Audio out
- Sonstiges: Fernbedienung mit Google Assistant, Autofocus, 1D (vertikale) Auto-Keystone-Korrektur, Tragetasche im Lieferumfang
- Konnektivität: WiFi 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2, Chromecast, AirPlay
- Preis: gesehen ab 549 Euro / 599 Euro (UVP)
Die Suche nach dem richtigen Platz
Die Bauart des Beamers lässt ein besonders flexibles Gerät vermuten, doch die Suche nach einem geeigneten Platz stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Denn der GV30 muss exakt im rechten Winkel zur Projektionsfläche stehen. Das kommt daher, weil er lediglich eine vertikale Auto-Keystone-Korrektur unterstützt.
Wer den Beamer seitlich schräg zur Projektionsfläche aufstellt, wird keine Möglichkeit finden, das Bild entsprechend konfigurieren zu können. Die vertikale Keystone-Korrektur funktioniert aber problemlos und wird automatisch durchgeführt. Außerdem wird durch die Auto-Fokus-Funktion das Bild selbstständig scharf gestellt, was ebenso einwandfrei funktioniert.
Inbetriebnahme und Betriebssystem
Der GV30 von BenQ basiert auf Android TV 10. Insofern ist die Inbetriebnahme des kleinen Beamers besonders simpel. Das Betriebssystem bedeutet auch, dass man Zugriff auf den Google Play Store hat, über den zahlreiche Apps installiert werden können.
Ein ziemlich großer Wermutstropfen hat sich dabei allerdings schnell herausgestellt: Netflix wird vom GV30 nämlich nicht unterstützt und kann daher nicht bequem über den Google Play Store installiert werden. Andere populäre Streaming-Apps sind jedoch verfügbar: Disney+, Amazon Prime Video, YouTube oder die ORF TVthek.
Netflix auf dem BenQ GV30
BenQ ist sich der Netflix-Problematik bewusst und stellt einen Workaround zur Verfügung, damit der populäre Streaming-Dienst auch ohne Netflix-Zertifizierung auf dem Beamer funktioniert. Dieser Umweg führt über einen Dritt-Anbieter-App-Store, einer eigenen Steuerungs-App am Smartphone und der Installation einer Netflix-APK im Beamer, was die üblichen Fragen nach der Sicherheit aufwirft.
Das größte Problem am Netflix-Workaround ist allerdings, dass dieser einfach nicht funktioniert. Die App kann zwar installiert und gestartet werden. Es ist allerdings nicht möglich, in der Streaming-Anwendung mithilfe der Fernbedienung zu navigieren und die Steuerungs-App am Smartphone findet keine Verbindung zum Beamer. Dadurch führt der Umweg ins Nirgendwo.
Um Netflix auf dem BenQ GV30 aber dennoch schauen zu können, muss etwa ein externer Streaming-Stick angeschlossen werden. Auch über die integrierte Chromecast-Schnittstelle können Netflix-Inhalte auf den Beamer gebracht werden. Ich habe etwa einen Fire-TV-Stick per HDMI angeschlossen, was wunderbar funktioniert hat.
Im Alltag: Bildqualität und Usability
Die Bildqualität des BenQ GV30 würde ich als passabel aber brauchbar bezeichnen. Er löst nämlich "nur" mit maximal 720p auf, Farben werden mit einer halbwegs mittelmäßigen Farbtiefe dargestellt und sind nicht ganz so satt. Die Kontraste sind in Ordnung.
Die Helligkeit mit maximal 300 ANSI Lumen ist ebenso ziemlich schwach: Kino-Feeling bei Tageslicht ist dadurch absolut nicht möglich. In einem komplett abgedunkelten Raum reicht die Helligkeit aber durchaus aus. Eine zusätzliche Lichtquelle sollte sich dennoch nicht im Raum befinden.
Relativ guter Sound
Durch den integrierten Lüfter, der permanent läuft, hat der Beamer ein relativ lautes Betriebsgeräusch. Dieses wird aber in der Regel von der Tonspur der Filme und Serien übertönt. Der Sound der eingebauten Lautsprecher ist vergleichsweise gut, könnte allerdings an manchen Stellen etwas lauter sein.
Usability im Alltag
Die Usability des Betriebssystems hängt in erst Linie von Android TV 10 ab. Insofern gibt es daran keine wirklichen Kritikpunkte. Die Fernbedienung ist minimalistisch gehalten und orientiert sich an den gewohnten Fernbedienungen der üblichen Streaming-Sticks. Eine Bedienung ohne auf die Tasten zu schauen, ist nach kurzer Zeit absolut kein Problem.
Dass Netflix nicht nativ unterstützt wird, ist der Usability absolut nicht zuträglich. Es gibt zwar mehrere Möglichkeiten, Netflix-Inhalte wiederzugeben, positiv für die Benutzerfreundlichkeit sind diese Umwege allerdings nicht: Wer will schon an einem smartes Streaming-Device einen weiteren Streaming-Stick anschließen oder einen Workaround über 3 verschiedene Apps angehen.
Je nach Abstand zur Projektionsfläche ermöglicht der GV30 eine Bilddiagonale zwischen 30 und 120 Zoll. Sowohl bei geringem Abstand als auch beim größtmöglichen Abstand ist das projizierte Ergebnis scharf und eben von passabler Qualität.
Mobiler Einsatz im Akku-Betrieb
Der BenQ GV30 hat einen Akku integriert. Wie hoch dessen Kapazität ist, verrät BenQ nicht. Auch die Restakkuanzeige ist im Beamer-Menü etwas versteckt und basiert lediglich auf einem Balken-Symbol ohne Prozentangabe. Vorteilhaft für den mobilen Einsatz ist die praktische Tragetasche, die im Lieferumfang enthalten ist.
Wer den BenQ GV30 etwa unter freiem Himmel ohne Stromanschluss nutzen will, sollte nicht mit einem abendfüllenden Kinoprogramm planen. Denn viel länger als 2 Stunden hält der Akku nämlich nicht durch. Bei einer reduzierten Helligkeitseinstellung bzw. im Stromsparmodus gehen sich maximal 2,5 Stunden aus.
Erschwerend kommt hinzu, dass der GV30 eben lediglich eine vertikale Keystone-Korrektur ermöglicht. Dadurch wird der spontane und mobile Einsatz so manches Mal zur Herausforderung, weil stets ein passender Aufstellungsort gefunden werden muss. Gerade im Freien, etwa bei einer Gartenparty, ist das nicht immer so einfach.
Fazit
Wer einen preiswerten und unkomplizierten Einstieg ins Heimkino sucht, wird es mit dem BenQ GV30 finden. Passable Bildqualität, brauchbare Usability, Auto-Fokus, eine recht hohe Soundqualität und die simple Inbetriebnahme sprechen für den Mini-Beamer. Und durch den Schwenkmechanismus kann er auch in ungewöhnlichen Situationen eingesetzt werden.
Allerdings gibt es auch einige Kritikpunkte: Die Auflösung von 720p ist nicht gerade hoch, die Akkulaufzeit könnte länger sein und die fehlende Netflix-Unterstützung ist lästig, weil der Zugriff auf den populären Streaming-Dienst nur über Umwege möglich ist, worunter die Usability wiederum leidet.
Der schwerwiegendste Nachteil am BenQ GV30 ist jedoch die Keystone-Korrektur, die lediglich auf der vertikalen Ebene funktioniert. Dem flexiblen Einsatz - Aufstellen, Einschalten, Kino-Feeling - sind dadurch relativ enge Grenzen gesetzt.
Damit das Bild entsprechend projiziert wird, muss der Aufstellungsort des Beamers exakt angepasst werden. Vor allem bei einer spontanen Nutzung stellt sich die fehlende 3D-Auto-Keystone-Korrektur als ziemlich großes Manko heraus.
Der BenQ GV30 wird zu einem UVP von 599 Euro direkt auf der Hersteller-Website angeboten. Über Preisvergleichsportale kann man den Mini-Beamer bereits für 549 Euro kaufen.
Die Konkurrenz
Das Keystone-Manko des GV30 kommt noch schwerer zu tragen, weil es in derselben Preisklasse - zwischen 500 und 800 Euro - gleich mehrere, ähnliche Beamer gibt, die über eine automatische mehrdimensionale Keystone-Korrektur verfügen und auch abseits davon mit höherwertigeren Specs aufwarten können.
Der Xiaomi Mi Smart Projector 2 hat beispielsweise eine etwas höhere maximale Helligkeit sowie eine höhere Auflösung, eine 3D-Auto-Keystone-Korrektur und Netflix wird ebenso nativ unterstützt. Allerdings hat der kleine Xiaomi-Beamer keinen Akku integriert. Der Preis liegt bei ungefähr 510 Euro – hier im futurezone-Test.
Auf dem Xgimi Halo+ ist Netflix ebenso nur über Umwege möglich. Dafür ist dieser Mini-Beamer auch mit einem Akku und einer 3D-Auto-Keystone-Funktion ausgestattet. Die maximale Helligkeit liegt mit 900 ANSI Lumen deutlich höher, ebenso die Auflösung mit 1080p. Aber auch der Preis ist mit rund 805 Euro deutlich über dem BenQ GV30 angesiedelt – hier im futurezone-Test.